Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
Vom Netzwerk:
Agenten erschossen hatten. Sie hatten die Schalldämpfer abgenommen und die Achtunddreißiger wieder ordentlich in ihre Holster gesteckt. Die Versuchung war groß, aber Taylors Selbstbewusstsein schoss gerade in den Himmel, und ich wollte, dass das so blieb. Ich sah auf die Uhr. 2 : 34 Uhr. Keine Zeit für Spielchen.
    Der Kerl, der die Kaninchenvorstellung gegeben hatte, setzte sich als Erster in Bewegung. Er holte eine Schlüsselkarte hervor und öffnete die Tür zu Zimmer 1414 . Innen ging flackernd das Licht an. Der andere fasste mich am Ellbogen und schob mich hinein, vorbei am Schrank und weiter, bis wir am Fuß des Doppelbetts angekommen waren. Das Kaninchen stand auf der anderen Seite und betrachtete die Einrichtung. Sein Blick fiel auf den Stuhl vor dem Frisiertisch, er hob ihn hoch und betrachtete ihn eingehend.
    » Den kriegt nicht mal ein Elefant kaputt«, meinte er. » Bring ihn her.«
    Ich setzte mich, und die beiden Männer fesselten meine Hände und Füße an die Metallrohre. Dazu benutzten sie vier der Kabelbinder, die sie mir unten abgenommen hatten. Jeder prüfte die Arbeit des anderen und zog die Plastikstreifen noch ein paar Zacken enger. Dann legten sie den Rest meiner Besitztümer – die Pistole, die ich von Lesleys Mann geerbt hatte, einen letzten Kabelbinder, meine Brieftasche und meinen Ausweis, die Schlüsselkarte für mein Zimmer und den Schlüssel zu Tanyas Wohnung – auf den Frisiertisch und setzten sich hinter mich aufs Bett.
    Ich fragte mich unwillkürlich, ob Tanya auch irgendwo an einen Stuhl gefesselt war. Oder ob sie noch in einem von Lesleys Wagen hing …
    » Gibt es hier heißes Wasser?«, fragte ich. » Ich könnte echt einen Kaffee gebrauchen.«
    Keiner von beiden gab mir eine Antwort.
    Vor meinem inneren Auge stieg das Bild von Lesleys glänzender Holzkiste auf. Fast konnte ich ihre Stimme hören, die von Volt und Ampere sprach …
    » Zimmerservice?«, fragte ich. » Gibt es vielleicht einen Imbiss, während wir warten?«
    Keiner der Männer antwortete mir. Sie schienen zufrieden damit, schweigend zu warten. Ich konnte meine Uhr nicht sehen, aber es vergingen zehn oder zwölf Minuten ohne jegliche Aktivität. Ich sah die Wand an und versuchte, alle Bilder auszublenden, die mir vor Augen stiegen. Dann hörte ich plötzlich leises Klopfen. Es kam von einer Tür in der Seitenwand zwischen dem Schrank und dem Frisiertisch. Das Kaninchen sprang auf, öffnete sie und ließ einen Mann herein. Sein Haar war zurückgekämmt, und er trug einen schwarzen Anzug mit breiten weißen Nadelstreifen wie ein Gangster aus Chicago. Es dauerte einen Augenblick, bis ich ihn erkannte.
    » Taylor! Was haben Sie denn da an?«
    Er stellte sich neben mich.
    » Als wir miteinander geredet haben, hatte ich den Eindruck, dass Sie ein schlaues Kerlchen sind«, sagte er. » Das bin ich auch. Ich hätte gerne einen Bonus. Ein paar Informationen.«
    » Informationen, die nur ich habe?«
    » Nein. Viele Leute haben sie. Aber Sie könnten mir Arbeit ersparen.«
    » Ich könnte Ihnen Arbeit ersparen. Das war schon immer mein größter Wunsch. Und wenn ich Ihnen diese Informationen gebe, dann lassen Sie mich laufen?«
    » Nein. Sie sterben in diesem Zimmer. In etwa dreißig Minuten.«
    » Nun, vielleicht liegt es an mir, aber ich sehe darin keinen großen Anreiz zu reden.«
    Taylor ging in sein Zimmer zurück und kam mit einem altmodischen Arztkoffer wieder. Das braune Leder war an den Kanten schon durchgebrochen, und die Metallschnalle funktionierte nicht mehr richtig. Taylor stellte ihn auf den Frisiertisch und öffnete ihn. Er nahm eine Glasampulle mit klarer, farbloser Flüssigkeit heraus und stellte sie neben die Tasche. Dann zog er eine riesige Messingspritze hervor. Er nahm sie, legte vorsichtig den Daumen auf den Kolben und hielt sie auf Armeslänge vor sich.
    » Sieht fast so aus, als wollten Sie damit irgendwas kompensieren«, vermutete ich.
    » Etwas groß, ich weiß«, gab er zu. » Die ist aus Europa. Antik. Sie stammt von einem alten Tierarzt da drüben. Achtzig Milliliter gehen rein. Das ist mehr, als man für Menschen normalerweise braucht. Aber wenn ich mit diesem Baby ans Werk gehe, brauchen Sie sich keine Sorgen um Luftbläschen zu machen, denn Sie wissen ja, was ich Ihnen spritzen werde.«
    Er tippte mit der Nadel an die Ampulle.
    » Ist das das Zeug, das Sie Ihren Patienten implantiert haben?«
    Taylor nickte.
    » Dann können Sie es bei mir nicht verwenden«, stellte ich fest.
    » Oh?

Weitere Kostenlose Bücher