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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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darüberwandern ließ, konnte ich keine Fugen erkennen. Es schien sich um einen einzigen großen Block zu handeln. Das erklärte auch, warum er noch da war. Die Trennwände mussten um ihn herum gebaut worden sein. Es gab keine Möglichkeit, ihn wieder hinauszubekommen, er war einfach zu groß.
    An diesem Tisch saßen drei Männer. Sie schienen Mitte fünfzig und waren bleich wie Menschen, die zu selten an die Sonne kommen. Ihre Anzüge waren schlicht und unauffällig. Sie trugen frische weiße Hemden und Krawatten in gedeckten Farben, und das leicht ergraute Haar war ordentlich und konservativ geschnitten.
    Der Mann in der Mitte hatte eine schmale Drahtgestellbrille auf der Nase und betrachtete eine Akte, die vor ihm auf dem Tisch lag. Darin befanden sich ein paar Zentimeter hoch Papiere, von denen ich nur einen Teil des obersten Blattes erkennen konnte. Es war ein mit dem Computer erstelltes Formular. Ein Foto war daran befestigt, das ein Viertel des Blattes verdeckte. Es zeigte das Gesicht eines Mannes. Er war frisch rasiert, das Haar war ordentlicher und kürzer, aber es war zweifellos jemand, den ich schon einmal gesehen hatte. Kaum vierundzwanzig Stunden zuvor.
    Als Penner verkleidet.
    Weston legte mir die Hand auf die Schulter und führte mich zu einem wackeligen alten Schreibtischstuhl, der einsam den drei Männern gegenüber am Tisch stand. Der blaue Stoffbezug war völlig zerrissen, sodass die Füllung durch die Löcher quoll, und mehrere Hebel und Griffe hingen von der Unterseite herunter. Ich sah Lavine an, als ich mich vorsichtig setzte, doch er erwiderte meinen Blick nicht, sondern wandte sich ab und ging links um den Tisch herum. Weston nahm die Hand von meiner Schulter und ging nach rechts. Ich blieb allein. Der Mann mit der Brille mir gegenüber schloss die Aktenmappe und presste einen Moment die Fingerspitzen an die Schläfen. Dann ließ er die Hände sinken und sagte: »Entschuldigen Sie. Es ist nie leicht, eine Personalakte zum letzten Mal zu schließen. Bitte erlauben Sie, dass ich mich vorstelle. Ich bin Bruce Rosser, stellvertretender Leiter der Special Operations beim FBI .«
    » David Trevellyan«, antwortete ich. » Aber das wissen Sie ja schon.«
    » In der Tat«, erwiderte er und nickte ernsthaft. » Dies sind meine Kollegen – zu meiner Linken sitzt Louis Breuer, rechts ist Mitchell Varley, ebenfalls Special Operations. Die Agenten Lavine und Weston kennen Sie bereits.«
    Ich sah die beiden an, sagte aber nichts.
    » Mike Raab war ein guter Agent«, erklärte Rosser. » Wir werden ihn vermissen.«
    » Ja, jeder ist ein Engel, wenn er tot ist«, gab ich zurück.
    » Nein. Mike war wirklich einer der Besten. Ich kannte ihn ziemlich gut. Ich habe ihn bei seinen ersten Fällen mit ausgebildet, damals, als ich selbst noch im Außendienst war. Wir spielten immer Karten. Bei jeder Gelegenheit. Manchmal die ganze Nacht.«
    » So arbeitet es sich wahrscheinlich am besten.«
    » Wie ist es mit Ihnen, Mr. Trevellyan? Spielen Sie?«
    » Nein.«
    » Schade. Sollten Sie versuchen. Auf diese Weise lernt man jemanden wirklich kennen. Man erfährt, wie er denkt. Wie er plant. Wie er sich auf Situationen einstellt. Wie er blufft. Und wie er lügt. Wissen Sie, wenn ich heute jemanden einschätzen müsste und hätte die Wahl zwischen einem Gespräch und einem Kartenspiel, würde ich immer die Karten wählen.«
    » Tatsächlich?«
    » Ja, ganz richtig. Und wissen Sie, wozu ich sie sonst noch benutze?«
    » Ich könnte einen Vorschlag machen.«
    » Problemlösung. Wenn man alle Fakten kennt, aber nicht weiß, wie sie zusammengehören, dann können einem die Karten eine Antwort geben. Sie helfen, die einzelnen Teile eins nach dem anderen zuzuordnen.«
    » Ich werde es mir merken.«
    » Wissen Sie was? Wir werden mehr als das tun. Wir werden gleich anfangen zu spielen«, sagte er, griff in die Tasche und holte ein Kartenspiel hervor. Sie waren weiß mit Goldrand und einem großen, verzierten Adler in der Mitte. Sie wirkten schon recht abgegriffen. » Eine Partie Blackjack. Für Mike. Und für Sie. Damit Sie wissen, in welcher Lage Sie sich befinden. Sie sagen Stopp.«
    » Stopp«, sagte ich.
    Er mischte weiter und legte den Stapel dann verdeckt auf den Tisch.
    » Bereit?«, fragte er.
    Ich antwortete nicht.
    » Na gut, fangen wir an«, sagte er und drehte die oberste Karte um. Es war die Kreuz-Zwei. » Lavine und Weston haben Ihnen von den Leichen erzählt. Wir haben fünf gefunden, männlich, in der Nähe der

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