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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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nur, warum er sie in einem Umschlag aufhebt und nicht in seiner Brieftasche. Das ist schon ungewöhnlich.«
    Ich packte die Karte wieder ein und steckte sie zurück in die Jackentasche des Fahrers.
    » Vielleicht gehört sie gar nicht ihm«, vermutete ich und dachte an die Karte in Agent Raabs Jacke. » Das finden wir später heraus. Jetzt haben wir keine Zeit dafür.«
    Halbherzig nahm Julianne die Füße des Fahrers, während ich ihn in den Käfig schleppte, seine Handgelenke mit einem Strick an die hintere Käfigwand fesselte und dann den Beifahrer holte. Ihn steckte ich in Juliannes Käfig und machte ihn außer Reichweite des Fahrers an der Seitenwand fest.
    » Zufrieden?«, erkundigte sich Julianne. » Können wir gehen?«
    Ich nahm das Schloss von Juliannes Käfig und befestigte es an meiner Tür.
    » Was machen Sie denn jetzt schon wieder?«, fragte sie.
    Ich nahm das andere Schloss und versperrte Juliannes Käfigtür damit.
    » Sie haben sie doch schon zusammengeschlagen und an die Wand gefesselt«, meinte sie. » Wofür halten Sie die beiden? Houdinis? Lassen Sie uns hier verschwinden, bevor noch jemand kommt!«
    Ich schloss die Vorhängeschlösser ab und warf die Schlüssel in eine der offenen Kisten auf dem Regal. Es war keine perfekte Lösung, schließlich atmeten die beiden noch, aber es würde sie auf jeden Fall eine Weile aufhalten. Und manchmal musste man eben nehmen, was man kriegen konnte.
    Julianne lief die Treppe hinauf wie ein losgelassener Windhund. Auch oben im Flur hielt sie sich nicht lange auf. Es war ein weiter, rechteckiger Raum mit hohen weißen Wänden, Marmorfliesen auf dem Boden und einer extravagant gewinkelten Decke über einer Galerie. Links von uns befanden sich zwei Türen zu weiteren Räumen, gegenüber die Eingangstür – durch das Glas konnte ich Büsche und einen gepflasterten Pfad sehen – und vor uns ein breiter Bogen, der zu einem Wohnzimmer mit zwei niedrigen weißen Sofas, mehreren abstrakten Bildern an der Wand und vielen hohen Bücherregalen voller gebundener Bücher führte.
    Julianne ignorierte alles und ging auf einen weiteren, schmaleren Bogen zu unserer Rechten zu. Dahinter lag eine Wohnküche. Mitten im Raum standen ein großes, blaues, L-förmiges Sofa und ein gläserner Couchtisch mit Rädern auf einem Teppich mit einem picassoartigen Muster darauf. Alle möglichen Zeitschriften und Kataloge stapelten sich auf diesem Tisch, Mode, Design, Musik, Autos, Kunst, alles, was man sich vorstellen kann. An einer Seite befand sich ein Bücherregal – unten gebundene Bücher, oben Taschenbücher. Nur auf einem Brett standen fünf kleine Pokale. Daneben befand sich ein kunstvoll verzierter Kamin und in der gegenüberliegenden Ecke eine weitere Tür. Ich konnte nicht erkennen, wohin sie führte.
    Der Wohnraum war von der Küche durch eine Kücheninsel abgetrennt, die aus ein paar Schränken und einer Spülmaschine bestand. Die Arbeitsfläche aus schwarzem Granit war makellos sauber und frei von den üblichen Utensilien wie Toaster oder Wasserkocher. Die Spüle stand unter einem kleinen Fenster, das auf einen überdachten Eingang hinausging. Sie war leer. Neben einem weiteren Bogendurchgang zu einem Esszimmer gab es noch weitere Einbauschränke und einen Gasherd. Neben dem Herd stand ein Holzblock mit fünf Edelstahlmessern.
    » Nehmen Sie so eins«, befahl ich Julianne. » Das in der Mitte.«
    » Ein Messer?«, fragte sie skeptisch und verschwand durch den Bogen. » Eine Schere wäre besser. Da drüben muss doch noch mehr Besteck sein. Ich sehe mal nach.«
    Ich hatte keine Ahnung, was in ihrem Kopf vorging, dass sie eine solche Gelegenheit ausließ, aber wir hatten keine Zeit zu streiten. Ich legte die Waffe des Fahrers weg und nahm das Messer. Es war schwer und stabil und besaß eine glänzende, zehn Zentimeter lange Klinge aus Edelstahl. Ich öffnete die oberste Schublade ein paar Zentimeter und klemmte das Messer mit der Klinge nach oben ein, doch noch bevor ich genügend Druck ausüben konnte, um meine Fesseln zu zerschneiden, hörte ich Schritte aus dem Esszimmer.
    Zwei Personen.
    Zuerst betrat Julianne die Küche, dicht gefolgt von dem älteren Mann, der mir das Essen gebracht hatte. Er hatte den rechten Arm um ihren Hals gelegt und hielt ihr einen alten Armeerevolver an die Schläfe. Julianne machte sich steif, wölbte den Rücken und schnitt Grimassen. Der Mann lächelte. Seine Kehle war ungeschützt. Ich schloss die Finger um den Messergriff. Es hatte ein gutes

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