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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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wenigstens versucht hatte.
    Vorsichtig sah ich sie an. Sie zitterte, und ihr Atem ging schnell und flach. Das Risiko konnte ich nicht eingehen. Sie war sowieso schon fast hysterisch.
    » Ihn umbringen?«, antwortete ich und ließ meine Hände rasch zu seiner Halsschlagader gleiten. » Machen Sie Witze? Das ist Erste Hilfe. Ich sehe nach seinem Puls und seiner Atmung. Ich will sichergehen, dass er nicht schwer verletzt ist.«
    Ich stieg von dem Fahrer herunter, nahm seine Schlüssel vom Boden und öffnete Juliannes Tür. Schnell trat sie zwei Schritte zurück und streckte die Hände mit gespreizten Fingern vor, als ob sie mich abwehren wollte. Während ich wieder zu den beiden Männern ging, blieb sie im Käfig.
    » Wir müssen sie durchsuchen. Kommen Sie, und helfen Sie mir«, forderte ich sie auf.
    Ich drehte den Fahrer auf den Rücken.
    Sie rührte sich nicht.
    » Wir brauchen ein Messer«, erklärte ich. » Oder eine Schere. Irgendetwas Scharfes, damit wir diese Fesseln loswerden.«
    Sie kam zur Käfigtür.
    » Wir haben nicht viel Zeit, bald wird jemand kommen und nachsehen«, mahnte ich.
    » Was soll ich tun?«, fragte sie.
    » Fangen Sie mit dem hier an.« Ich nickte zu dem Fahrer hinüber. Wenn sie sich so schon fürchtete, würde sie das Blut des Beifahrers sicherlich nicht sonderlich aufmuntern. » Suchen Sie in den Taschen, und legen Sie den Inhalt auf den Boden. Ich kümmere mich um den anderen.«
    Vorsichtig kam sie aus dem Käfig, kniete sich neben den Fahrer, streckte die Hand aus und berührte ihn sacht an der Hüfte. Einen Augenblick lang hielt sie inne und fasste dann langsam nach seiner Hosentasche, doch als sie die Öffnung erreichte, zog sie die Hand zurück, als hätte sie etwas gestochen.
    » Ich kann das nicht«, sagte sie. » Tut mir leid, aber es scheint so falsch.«
    » Sie können«, widersprach ich. » Eine Tasche nach der anderen. Hose und Jackett. Stecken Sie einfach die Hand rein, greifen Sie alles, was drin ist, und ziehen Sie sie wieder raus.«
    Sehr überzeugt wirkte sie nicht, aber immerhin versuchte sie es erneut.
    Die Taschen des Beifahrers erwiesen sich als enttäuschend. Abgesehen von drei Stricken und vierhundert Dollar in Banknoten fand sich darin nichts Nützliches. Julianne hatte beim Fahrer ähnlich viel Erfolg, mit dem Unterschied, dass er nur zweihundertsechzig Dollar in der Tasche hatte.
    Keiner hatte irgendetwas mit einer Klinge bei sich.
    » Nicht sonderlich beeindruckend«, meinte ich. » Da wo ich aufgewachsen bin, würde sich ein Zehnjähriger dafür schämen. Aber egal, oben finden wir bestimmt etwas. In der Küche fangen wir an. Da muss es doch Messer geben.«
    » Gute Idee«, fand sie. » Lassen Sie uns gehen. Ich kenne den Weg.«
    » Moment mal. Ich muss die Jungs hier unterbringen, damit sie keinen Schaden anrichten. Wir stecken sie in die Käfige.«
    Die Beine des Fahrers versperrten den Zugang zu dem Käfig, in dem ich gesessen hatte. Ich packte ihn an den Hosenbeinen und zog ihn beiseite. Sein Körper knickte in der Mitte ab, doch sein Jackett passte sich der Bewegung nicht an. Es musste sich noch etwas in der Tasche befinden. Ich sah Julianne an, die zur Seite blickte.
    » Und?«, fragte ich.
    » Was und?«, wollte sie wissen.
    » Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen die Taschen durchsuchen.«
    » Hab ich ja. Ich dachte, ich hätte alles.«
    » Sieht nicht so aus.«
    » Fangen Sie jetzt bloß nicht so an. Ich wollte ihn sowieso nicht durchsuchen. Das war Ihre Idee. Wenn ich also etwas übersehen habe, dann ist es eben Pech.«
    » Es sei denn, es ist ein Messer …«
    Ich überprüfte alle seine Taschen noch einmal, doch lediglich in der Innentasche des Jacketts fand sich ein brauner Umschlag, in der Mitte zweimal gefaltet, sodass er ein kleines Päckchen von etwa fünf mal acht Zentimetern ergab. Ich faltete ihn auseinander. Es war ein DIN-A 5 -Umschlag, unverschlossen, ohne Namen oder Anschrift und ohne irgendeine Beschriftung.
    » Was ist denn da drin?«, fragte Julianne neugierig.
    Ich öffnete den Umschlag und ließ den Inhalt in meine Hand gleiten. Es war eine Sozialversicherungskarte, die den Flecken und Knicken nach zu urteilen mindestens hundert Jahre alt sein musste. Die Schrift war nur schwer zu entziffern, ich konnte gerade den Namen erkennen – Charles Paul Bromley – sowie eine Nummer: 812 - 67 - 7478 .
    » Was halten Sie davon?«, fragte ich. » Sieht das normal aus?«
    » Ja, doch, eigentlich schon«, meinte Julianne. » Ich frage mich

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