David Trevellyan 01 - Ohne Reue
graue Flöckchen gesammelt. Ich blies sie fort, steckte die Waffe hinten in den Bund meiner Jeans und machte mich auf den Weg zur Garage. Ich holte die anderen ein, noch bevor sie an der Tür waren.
George öffnete den Kofferraum der großen Limousine mit der Fernbedienung und wandte sich ein wenig verlegen an Julianne.
» Das ist hoffentlich für das Gepäck«, meinte sie.
George sah zu Boden, und ich schüttelte den Kopf.
» Oh Mann«, seufzte sie. » Warum müssen wir denn da rein? Ich hasse das!«
» Tut mir leid, Julianne«, erklärte ich. » Wir müssen gar nicht. Nur Sie.«
» Was? Warum ich?«
» Denken Sie doch mal nach. Die können Sie nicht gehen lassen, wenn Sie wissen, wo sie gewesen sind. Sie könnten andere Leute hierher führen.«
» Und was ist mit Ihnen? Warum dürfen Sie das sehen?«
» Wenn ich die Polizei herbringe, stecke ich genauso tief in Schwierigkeiten wie die Typen hier. Das gehört zum Deal.«
» Was für ein Deal? Sie haben einen Deal mit diesen Leuten gemacht? Wie konnten Sie nur, David?«
» Überleben hat seinen Preis, Julianne, ob Ihnen das nun gefällt oder nicht. Ich habe gerade einen Weg gefunden, ihn zu bezahlen. Für uns beide. Sie müssen nur noch einsteigen. So trennen Sie nur noch fünfundvierzig Minuten von Ihrer Freiheit. Andernfalls gehen Sie zurück in den Käfig.«
» Aber muss es denn unbedingt der Kofferraum sein? Ich kann das echt nicht leiden! Haben Sie nicht auch ein Auto mit schwarzen Fensterscheiben?«
Wir sahen beide George an.
» Tut mir leid«, erwiderte er. » Schwarze Fensterscheiben hindern nur andere daran hineinzusehen. Sie sollen aber nicht hinaussehen.«
Julianne seufzte, ging zum Kofferraum und legte die Hand auf den Kotflügel.
» Ich klettere da aber nicht allein rein«, erklärte sie. George stand am nächsten und half ihr.
Patrick fuhr. George hatte zwar mir die Schlüssel angeboten, aber ich hatte abgelehnt. Ich wollte mich lieber in der Nachbarschaft umsehen, denn ich hatte das Gefühl, dass ich möglicherweise hierher würde zurückkehren müssen.
Am Ende der Auffahrt erwartete uns ein goldfarbener Lexus-Geländewagen. Im Inneren sah ich zwei Leute. Wahrscheinlich Lesleys Männer, die uns im Auge behalten sollten. Hinter uns tauchte ein schwarzer Jeep auf, ein Grand Cherokee, in dem zwei weitere Männer saßen. Für einen Moment waren wir zwischen beiden Wagen eingeklemmt, bis der Lexus anfuhr.
Die Straße, die zum Haus führte, war schmal, uneben und in der Mitte stark gewölbt. Es gab keine Straßenbeleuchtung oder Fahrbahnmarkierungen, und zu beiden Seiten standen die Bäume dicht gedrängt. Man hatte das Gefühl, durch einen Wald zu fahren, nur gelegentlich unterbrochen von unordentlichen Girlanden aus Strom- und Telefonleitungen, die in unregelmäßigen Abständen von Masten am Straßenrand herabhingen. Dadurch wirkte die Gegend provisorisch, als wären die Arbeiten hier nicht ganz fertig geworden.
» Aus welchem Teil von Frankreich stammen Sie?«, fragte ich, um das Schweigen zu brechen.
» Ich komme nicht aus Frankreich, sondern aus Algerien«, stellte Patrick klar.
» Lesley hat gesagt, Sie seien Franzose.«
» Nein. Ich spreche französisch. Und als Kind bin ich nach Paris gezogen. Mein Bruder war Fußballspieler. Ein ziemlich guter sogar. Die Scouts von Paris Saint-Germain haben ihn entdeckt und für den Umzug meiner gesamten Familie bezahlt.«
» Toll. Und hat er es geschafft?«
» Mein Bruder? Nein. Er hat sich bei einem Trainingsspiel das Bein gebrochen. Er wurde operiert, bekam Physiotherapie, alles. Aber er wurde nie wieder wie früher. Er hat nie fürs erste Team gespielt, er kam nicht mal auf die Ersatzbank.«
Patrick bremste an einer Kreuzung. Der Lexus bog rechts ab, wir folgten ihm. Diese Straße war ebener, und nach einer halben Meile wurde sie breiter und war besser ausgebaut. Die Bäume zu beiden Seiten wurden lichter und gaben den Blick auf hübsche weiße Gebäude frei. Es gab Läden, Restaurants, ein paar Immobilienmakler und in der Ortsmitte eine Feuerwache. Die Türen standen offen, und drinnen konnte man einen Mann in Uniform sehen, der Kaffee trank, während zwei weitere das Messing an ein paar altmodischen Feuerwehrwagen polierten.
» Machen Sie sich Sorgen wegen morgen?«, fragte Patrick.
» Eigentlich nicht«, antwortete ich. » Na ja, vielleicht ein bisschen.«
» Was stört Sie? Varleys Tod?«
» Nein, das nicht. Ich denke eher an uns. Ob das FBI meine Geschichte glaubt. Und wie Sie
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