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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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heller. Die dicht nebeneinanderhängenden Neonröhren vertrieben jeden Schatten von dem glänzenden grauen Boden, und die Reihen von Säulen und Parkbuchten bildeten einen starken Kontrast zu dem bunten Chaos der Straßen, durch die wir uns gerade gequält hatten.
    Die meisten geparkten Autos standen dicht gedrängt auf der anderen Seite der Garage, wo sich der Aufzug zum Hotel befand. In der Mitte standen noch ein paar weitere PKW und Geländewagen, aber ansonsten war die Garage leer.
    Die Ecke gegenüber der Einfahrt, von wo aus die Leute am weitesten zum Aufzug laufen mussten, war völlig verlassen.
    Es sah perfekt aus.
    Patrick steuerte den hintersten Parkplatz in der letzten Reihe an, bog in die gegenüberliegende Reihe ein, setzte dann zurück und blieb mit der Stoßstange etwa vier Schritte von der Wand entfernt stehen. Dadurch ragte die Kühlerhaube über die weiße Linie hinaus, aber das schien ihn nicht zu stören. Patrick schloss das Fenster, schaltete den Motor aus und entriegelte den Kofferraum. Ich sah auf die Uhr. Es war sieben nach neun, knapp zwölf Stunden waren vergangen, seit mich die Detectives in meiner Zelle gestört hatten.
    Julianne lag zusammengerollt auf ihrer linken Seite, den Rücken zum Fahrzeugende gewandt. Ihre Arme und Beine hatte sie fest angezogen, und sie zeigte keine Reaktion, als ich die Kofferraumklappe öffnete. Ich konnte nicht erkennen, ob sie atmete, und in dem harten Kunstlicht wirkte ihre Haut wächsern.
    Als drei Minuten später der Jeep ankam, sah sie noch nicht besser aus. Er parkte auf Patricks Seite dicht neben uns und setzte zurück, bis seine Stoßstange fast an die Betonwand stieß.
    » Kommen Sie, Julianne«, sagte ich und schüttelte sie sanft an der Schulter. » Wir sind da. Zeit auszusteigen.«
    » Warten Sie«, riet mir Patrick. » Lassen Sie sie in Ruhe. Geben Sie ihr Zeit, von allein aufzuwachen.«
    Ich sah nicht ein, warum. Ich wusste zwar, dass sich Kofferraumpassagiere nur langsam erholten, aber nur, wenn sie betäubt oder verwundet worden waren oder es unterwegs einen Unfall gegeben hatte. Julianne war nichts dergleichen geschehen. Sie war zwar zwanzig Minuten länger im Kofferraum gewesen als ich zuvor, aber das hatte am Verkehr gelegen. Es war nichts Traumatisches. Es gab keinen Grund dafür, liegen zu bleiben und die Gefahr zu erhöhen, dass man uns entdeckte.
    Wieder schüttelte ich sie, und gleich darauf löste sie die Arme, und ihr Kopf erschien wie der einer Schildkröte aus ihrem Gehäuse. Sie wandte sich um und begann langsam, ihre Umgebung wahrzunehmen – die Kofferraumklappe, die Garagenwände, den Jeep.
    Und mich.
    » David«, sagte sie benommen, » das ist alles Ihre Schuld.«
    Julianne lehnte jede Hilfe beim Aussteigen aus dem Kofferraum ab, nahm aber meinen Arm, als wir zu den Fahrstühlen hinübergingen. Sie sah noch ein wenig grün und verknittert aus, und ihr Schritt war unsicherer als im Haus. Je weiter wir gingen, desto schwerer lehnte sie sich auf mich, doch wie sehr ich sie auch stützte, sie wurde weder schneller noch sicherer. Eher im Gegenteil. Patrick und die Männer aus dem Jeep liefen vor uns her und wichen dem Lexus aus, der schließlich auch in einer Parklücke aufgetaucht war.
    » Was passiert jetzt?«, fragte sie leise.
    » Nicht viel«, antwortete ich. » Wir checken ein, essen etwas, gehen schlafen.«
    » Und was ist morgen?«
    » Ruhen Sie sich aus. Entspannen Sie sich.«
    » Entspannen?«
    » Schlafen Sie sich aus. Wir sehen uns dann zum Mittagessen.«
    » Ich soll ausschlafen? Warum? Was machen Sie denn so lange?«
    » Ich helfe Patrick, etwas zu erledigen.«
    » Was Sie mit diesen Leuten vereinbart haben? Damit sie uns gehen lassen?«
    » Genau.«
    » Und was die von Ihnen wollen, ist für Sie okay?«
    » Schon in Ordnung.«
    » Ist es etwas Schlimmes?«
    » Nicht ganz. Alles in allem würde ich sagen neutral.«
    » Aber eine große Sache? Muss es ja sein, wenn es unser Leben wert ist.«
    » Es ist nur etwas, was sie allein nicht schaffen.«
    » David, das scheint mir nicht richtig. Ich weiß zwar nicht, was sie wollen, aber es sind schlechte Menschen. Sie haben Ihnen vorhin eine Waffe an den Kopf gehalten. Jetzt ist es anders. Niemand würde Ihnen einen Vorwurf machen, wenn Sie das nicht durchziehen.«
    » Keine Sorge, ich weiß schon, was ich tue. Es wird alles gut werden.«
    » Sind Sie da sicher? Wir könnten einfach loslaufen. Sie und ich. Wir könnten den Kerlen da entkommen und uns irgendwo verstecken, bis

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