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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Grant
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verschwunden.
    Unsere Zimmer lagen im zehnten Stock. Meines war das letzte auf der linken Seite am hinteren Ende des Ganges. Patrick hatte das Zimmer daneben, Juliannes war direkt gegenüber.
    » Wir sehen uns frisch und munter morgen früh«, meinte Patrick, entriegelte seine Tür und verschwand im Zimmer.
    » Auf jeden Fall früh«, gab ich zurück.
    » Was ist mit dem Mittagessen morgen?«, fragte Julianne, als er weg war. Sie stand in der Mitte des Gangs und wirkte ein wenig verloren. » Ich mache mir Sorgen. Kommen Sie auch bestimmt zurück?«
    » Natürlich«, versicherte ich und steckte meine Schlüsselkarte ins Schloss. » Schlafen Sie gut.«
    Die Tür schloss sich fest hinter mir, und einen Moment lang bereute ich es, Julianne einfach allein draußen stehen gelassen zu haben. Sie wirkte so verloren, den Kopf schief geneigt und die großen braunen Augen angstgeweitet. Vielleicht hatte ich auch ein schlechtes Gewissen, weil ich sie angelogen hatte. Nach dem, was ich morgen vorhatte, würde man mich bestimmt nicht zum Mittagessen rauslassen. Ich würde sie nie wiedersehen, und insgeheim fragte ich mich, welchen anderen Möglichkeiten ich damit eventuell den Rücken kehrte. Es war schon eine ganze Weile her, dass ich freiwillig mit einer Frau in einem Hotel gewesen war, ohne dass mir irgendein Offizieller über die Schulter sah. Der Plan für morgen war nicht kompliziert. Wie viel Schlaf würde ich wohl brauchen?
    Aber tief im Inneren wusste ich, dass ich das Richtige tat. Falls ich diesen Schritt mit jemandem gehen würde, dann mit Tanya. Besonders jetzt, wo wir wieder Kontakt zueinander hatten. Und morgen ging es um mehr als nur die grundlegende Fähigkeit, einen Plan irgendwie durchzuziehen. Und um mehr als die Berufsehre, einen guten Job abzuliefern. Nicht einmal um die Befriedigung, Rosser das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.
    Morgen ging es um Wiedergutmachung.
    Das Leben eines anderen Mannes würde ausgelöscht. Meines würde mir zurückgegeben.
    Das verdiente meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

16
    Mitchell Varley und seine Kollegen waren mir harmlos vorgekommen, als ich sie in dem verlassenen Bürogebäude getroffen hatte. Sie waren bestimmt hinterlistig, aber nicht gefährlich im physischen Sinne. Nicht wie der Nazi in der Gefängniszelle. Man hatte nicht das Gefühl gehabt, sie würden gleich über den Tisch springen und einem den Kopf abreißen. Aber bei solchen Typen zählt der äußere Eindruck nicht viel. Das Gleiche gilt für eine Menge anderer unangenehmer Gattungen. Wie zum Beispiel Spinnen. Die giftigsten sind immer die, die am harmlosesten aussehen.
    Aus diesem Grund änderte ich den Plan.
    Ich rief Tanya am nächsten Morgen nicht um neun an, wie ich versprochen hatte.
    Ich rief sie um acht Uhr an.
    Tanya nahm beim ersten Läuten ab.
    » David?«, erkundigte sie sich. » Was ist los? Du bist eine Stunde zu früh. Gibt es ein Problem?«
    » Nein«, erwiderte ich. » Ich habe nur den Zeitplan ein wenig modifiziert. Sind die FBI-Leute schon bei dir?«
    » Bist du in Ordnung?«
    » Absolut. Sind sie da?«
    Es entstand eine kurze Pause, bevor sie antwortete: » Ja, sie sind alle drei da.«
    » Gut«, sagte ich. » Ich habe nämlich eine gute Nachricht für sie. Sie werden ihren Hubschrauber nicht brauchen und können sich das Benzingeld sparen. Wir treffen uns in der Stadt.«
    » Oh. Okay. Und wo genau?«
    » Das Gebäude, in das sie mich gestern gebracht haben. Zimmer 3 H 3 . Das ist im ersten Stock, nicht im dritten, wie man annehmen könnte. Am Ende des Flurs, vorletztes Zimmer auf der linken Seite.«
    » Verstanden. Um wie viel Uhr?«
    » Zwanzig nach acht. Aber hör mir zu. Sag ihnen, dass ich in der Nähe bin und freie Sicht auf das Zimmer habe. Wenn ich Rosser, Varley und Breuer nicht vor diesem Zeitpunkt hineingehen sehe, dann haue ich ab. Falls sie irgendjemand begleitet oder jemand im Haus postiert wird, verschwinde ich auch.«
    » Ich verstehe. Was ist mit dem Typen?«
    » Der ist sicher untergebracht. Wenn ich zufrieden bin, bringe ich sie zu ihm.«
    » Ich verstehe. Bleib dran …«
    Das Telefon war vierzig Sekunden lang still.
    » Bestätigt«, sagte Tanya dann schließlich. » Alle drei sind unterwegs. Voraussichtliche Ankunft in zehn Minuten. Die Bedingungen sind klar. Und David – viel Glück. Ich hätte dich am Ende der Geschichte gerne in einem Stück wieder.«
    » Wie immer«, behauptete ich, legte auf und änderte meine Position, um einen besseren Blick auf die Garage zu

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