David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
bitten dürfte?«, fragte er mit einer winzigen Andeutung eines verschmitzten Lächelns.
»Also«, sagte Westman, legte seinen Hut auf eine Ecke des Feldtisches und sah seine Gäste an, »Trevor sagt, die Gentlemen glauben, etwas entdeckt zu haben, von dem ich wissen sollte?« Er lächelte schmal. »Sie sind sich ja wohl beide bewusst, dass ich vielleicht ein klitzekleines Bisschen misstrauisch bin gegenüber dem Altruismus, der Sie hierher geführt hat.«
»Andernfalls wäre ich enttäuscht«, erwiderte Aivars Terekhov mit einem ganz ähnlichen Lächeln.
»Dann schießen Sie mal los.«
»Also gut«, sagte Terekhov, ohne Van Dort auch nur einen Blick zu gönnen. Immerhin waren es Terekhovs Marines gewesen, die das Beweismaterial gefunden hatten. Und wozu sollte man die zusätzliche Barriere durch Westmans persönliche Antipathie für den Rembrandter in Kauf nehmen sollen?
»Wir erinnern uns alle, wie Sie gesagt haben, dass Sie sich nicht als zügellosen Terroristen von der Art ansehen, zu dem Agnes Nordbrandt geworden ist − und wenigstens bisher konnten Sie das durch Ihr Verhalten auch beweisen.«
Bei den Worten ›wenigstens bisher‹ presste Westman leicht die Lippen aufeinander, aber er wartete höflich darauf, dass Terekhov fortfuhr.
»Während wir im Split-System waren«, fuhr der Captain fort, indem er das Gesicht des Montanaers genau beobachtete, »haben wir ein Basislager Nordbrandts entdeckt. Ein Zug von Marineinfanteristen unter meinem Kommando hat es gestürmt. In einer etwa zwanzigminütigen Operation erlitt die FAK fast einhundert Prozent Verluste, über einhundert Tote.«
Westman kniff die Augen zusammen, als wäre ihm klar, dass Terekhov die Geschwindigkeit und Totalität unterstrich, mit der ein einziger Zug von Captain Kaczmarczyks Marines die Anlage der Freiheitsallianz niedergekämpft hatte.
»Danach haben wir über eintausend Tonnen moderner außerweltlicher Kriegswaffen entdeckt.« Terekhov beobachtete Westmans Miene nun noch genauer als zuvor. »Alle waren solarischer Fertigung und in erstklassigem Zustand. Die Aussage eines festgenommenen Terroristen wies darauf hin, dass sie − erst kürzlich − an Nordbrandt geliefert worden waren, und zwar auf Anweisung einer Person namens ›Firebrand‹.«
Trevor Bannister hatte seinen außerweltlichen Verbündeten erklärt, dass Westman bei seinen Freunden berühmt dafür sei, am Pokertisch einfach nicht bluffen zu können. Nun sah Terekhov ein kurzes, rasches Flackern des Wiedererkennens in den blauen Augen des Montanaers. Es verschwand so schnell, wie es gekommen war, aber nicht schnell genug, um ihm zu entgehen.
»Als wir zum ersten Mal im Montana-System waren, Mr Westman«, sagte Terekhov, »fiel der Name ›Firebrand‹ ebenfalls.« Westmans Augen flackerten wieder, doch seine freundlich aufmerksame Miene war wie aus Stein gehauen. »Das ist für mich ein Hinweis, dass zwischen Ihnen und Ihrer Gruppierung auf der einen und Agnes Nordbrandt und ihrer Bande auf der anderen Seite eine engere Verbindung besteht, als Sie bislang zugeben wollten.«
Oh, das hat gesessen!, dachte Helen.
Das Gesicht, das ohnehin schon wenig verriet, war hart wie Obsidian geworden, und doch war es noch immer weicher als seine Augen. Seine Nasenflügel blähten sich, während er scharf und ärgerlich Luft holte, doch dann hielt er inne und rang sichtlich um Fassung, ehe er den Mund öffnete.
»Zwischen der Unabhängigkeitsbewegung und der FAK besteht ferne Verbindung«, sagte er dann eisig, und seine beiläufige montanaische Redeweise war erheblich weniger ausgeprägt als gewöhnlich. »Agnes Nordbrandt bin ich nie persönlich begegnet, habe nie mit ihr korrespondiert oder auf andere Weise kommuniziert, und ihre Methoden verabscheue ich.«
Das ist eine interessante Erklärung, dachte Helen, während die Lektionen ihres Vaters sich einschalteten. So ärgerlich er ist, er überlegt sich ziemlich genau, was er sagt, glaube ich. Besonders entscheidend ist das Wörtchen ›persönlich‹.
»Man kann auch mit jemandem zusammenarbeiten, dessen Methoden oder Taktiken man nicht gutheißt«, erwiderte der Captain. »Am Ende allerdings färben die Methoden dessen, mit dem man zusammenzuarbeiten bereit ist, und sei es nur indirekt, mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit auf die eigenen Ziele ab.« Er blickte dem Montanaer auf der anderen Seite des Tisches ruhig in die Augen. »Und Sie sollten erwägen, wer sonst noch einen Vorteil darin sehen könnte, die …
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