David Weber - Honor Harrington 20 - An Bord der Hexapuma
dass diese Zeit gut angelegt war − wahrscheinlich besser, als wenn wir direkt mit der Vermessung begonnen hätten. Die Beziehungen zwischen den Menschen, die hier leben, und dem Sternenkönigreich sind weit wichtiger als die Koordinaten eines untergeordneten Himmelskörpers.«
»Da haben Sie wohl recht, Skip«, sagte FitzGerald.
»Also gut. Amal.«
»Jawohl, Sir?«
»Als Erstes ein Signal an President Shaw. Informieren Sie ihn, dass wir Befehl erhalten haben, so rasch wie möglich nach Spindle aufzubrechen. Ich werde ihm eine persönliche Nachricht senden, ehe wir tatsächlich aufbrechen.«
»Aye, Sir.«
»Zwotens ein Signal an den Skipper des Kurierbootes. Wenn er keine anderslautenden Befehle hat, soll er unverzüglich nach Spindle zurückkehren. Wir übertragen ihm unsere Logbücher einschließlich der Berichte über die Vorgänge im Nuncio-System, und außerdem alle Post, die unsere Leute vorschicken möchten. Das Kurierboot könnte drei Tage absoluter Zeit früher als wir dort ankommen, selbst wenn wir nicht den Umweg über Rembrandt machen müssten, um Mr Van Dort aufzunehmen.«
»Aye, Sir«, wiederholte Nagchaudhuri.
»Drittens ein Rundruf an alle Beiboote sowie Kommandos und Urlauber am Boden. Alles soll sich auf der Stelle an Bord zurückmelden.«
»Aye, Sir.«
»Ich glaube, das war es fürs Erste. Benachrichtigen Sie mich bitte schnellstmöglich, ob das Kurierboot verfügbar ist.«
»Jawohl, Sir. Ich kümmere mich sofort darum.«
Nagchaudhuri trat durch die Luke auf die Brücke zurück, und Terekhov blickte seine beiden ranghöchsten Offiziere an.
»Was meinen Sie, was hat man vor?«, fragte FitzGerald schließlich.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, antwortete Terekhov grinsend.
»Ich auch nicht«, sagte Ginger Lewis. »Aber mit den Worten eines alten Buches aus der Zeit vor der Raumfahrt, das ich einmal gelesen habe: ›Seltsamer und seltsamer‹«
»Jesus Christus.«
Stephen Westman hätte selbst nicht sagen können, ob er betete oder fluchte. Er saß mit Luis Palacios in seinem unterirdischen Hauptquartier und starrte die Nachrichten an, die aus dem Split-System eingetroffen waren. Die Bilder waren über vierzig Tage alt; der Talbott-Sternhaufen wurde nicht von den schnellen kommerziellen Kurierbooten bedient, mit denen die interstellaren Nachrichtenagenturen die wichtigeren Teile der Galaxis miteinander verbanden, und die Nachrichten hatten die 120 Lichtjahre zwischen Split und Montana an Bord eines gewöhnlichen Frachters durchquert. Also langsam. Die Verspätung machte die Nachrichten allerdings nicht besser.
»Mein Gott, Boss«, sagte Palacios. »Die muss völlig irre sein!«
»Ich wünschte, ich könnte dir widersprechen«, erwiderte Westman.
Er blickte auf seine Hände und war überrascht, dass sie nicht zitterten wie Espenlaub. Eigentlich hätten sie es tun müssen. Und er staunte leicht, dass ihm von den blutigen Bildern der Gräueltaten, die Agnes Nordbrandt verübt hatte, nicht übel wurde.
»Verüben einen Anschlag auf ihr eigenes Parlamentsgebäude, während das Parlament tagt!«, stieß Palacios hervor. »Was haben die sich nur dabei gedacht?«
»Was meinst du wohl, was die sich dachten?« Westman schnaubte bitter. »Du brauchst dir doch nur ihr ›Manifest‹ anzusehen! Sie versuchen nicht, irgendjemanden von ihrer Position zu überzeugen − sie erklären ihrer Regierung den Krieg und nicht nur dem Anschlussversuch. Teufel, Luis − sie liegen mit ihrer ganzen Gesellschaft im Krieg! Und es sieht so aus, als wäre es ihnen völlig egal, wen sie dabei umbringen. Sieh dir nur die Opferzahlen an! Das war nur ihre erste Unternehmung. Unternehmung! Ein gottverdammtes Massaker war das! Sie hatten es auf größtmögliche Opferzahlen abgesehen − deshalb haben sie zwei versetzte Bombenserien gelegt!«
Er lehnte sich kopfschüttelnd zurück und rief sich in Erinnerung, wie sehr seine Leute und er sich angestrengt hatten, um gerade niemanden zu töten, ganz zu schweigen von unschuldigen Unbeteiligten. Die spektakuläre Vernichtung der Systembank von Montana hatte einen wesentlichen Prozentsatz der montanaischen Wählerschaft verärgert, ganz wie Westman es erwartet hatte. Ihm hatte es nicht sehr gefallen, sich so viele Menschen zu Gegnern zu machen, aber es ließ sich nicht vermeiden, dass die Mehrheit der Montanaer sich seinen Zielen widersetzte − zumindest anfänglich. Immerhin hatten sie zu fast drei Vierteln für den Anschluss gestimmt. Deswegen hatte es
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