Davide
bin ich dir dann bis in deine verdammte Wohnung nachgelaufen? Was glaubst
du?“
Sie
zuckte die Schultern, blieb ihm aber eine Antwort schuldig.
„Warum,
denkst du, habe ich Antonio sogar am Sonntagnachmittag herumtelefonieren
lassen, nur um deine Adresse herauszufinden? Das konnte ich nächste Woche oder
irgendwann sonst bequemer haben, ohne gleich Stadtgespräch zu werden, denn dass
sich das herumspricht, ist doch wohl klar, oder?“
Sie
schwieg noch immer und vermied es, ihn anzusehen.
„Ich
sehe schon die Schlagzeile von morgen“, fabulierte er weiter, „’Davide
Gandolfos neue Geliebte spurlos verschwunden, Hundertschaften der Polizei und
Feuerwehr auf der Suche nach der geheimnisvollen Schönheit!’ – Klingt wie
Cenerentola, findest du nicht? Nur dass du keinen Schuh bei mir vergessen hast,
sondern ein zerfetztes Abendkleid!“
Nun
hatte er es endlich geschafft, sie zum Lachen zu bringen.
„Woher
sollte ich denn ahnen, dass du einen solchen Aufruhr darum veranstaltest? Ich
bin wirklich nicht auf die Idee gekommen, du könntest gleich so überreagieren. Konnte
ich denn riechen, dass du dich ausgerechnet mit mir ein zweites Mal treffen
wolltest?“
Er
rückte ein Stück von ihr ab und sah ihr prüfend ins Gesicht. Seine unverschämt
blauen Augen musterten sie, als wollten sie ihr bis tief in die Seele blicken
und ihr lief ein Schauer des Unbehagens über den Rücken.
Mit
einem Schnauben schüttelte er den Kopf. Sie meinte das wahrhaftig ernst!
Natürlich
hatte genau dieses Verhalten ihn zum Jäger werden lassen und wer weiß, wenn sie
geblieben wäre, dann wäre vielleicht tatsächlich der von ihr beschriebene Fall
von peinlichem Rauswurf eingetreten. Aber sie war so dermaßen anders als alles,
was er in den letzten Jahren in die Finger, oder besser, in die Federn bekommen
hatte, dass er plötzlich keine Lust mehr hatte, das, was sie nur als sein Experiment
betrachtete, jetzt schon abzubrechen.
„Doch“,
erklärte er ihr schließlich, „wollte ich! Und was heißt hier ‚ein zweites Mal’
– das erste war schließlich noch gar nicht beendet! Du ahnst nicht, wie sauer
ich war, als du plötzlich verschwunden warst. Ich dachte, ich sei nur
eingenickt, aber es waren über fünf Stunden vergangen und du warst einfach weg …“
„Wozu
hätte ich denn bleiben sollen? Du hattest deinen Spaß ja schließlich gehabt und
als ich aus der Dusche kam, warst du zur Krönung auch noch eingeschlafen –
also? Da wollte ich dich einfach nur in Ruhe lassen. Ich war ja selber
hundemüde und ich schlafe außerdem nicht gerne in fremden Betten, das mochte ich
noch nie!“
Ihre
Worte trafen ihn ins Mark. Ja, soviel musste er immerhin zugeben, er hatte
seinen Spaß gehabt! Damit war er genau wieder das egoistische Schwein gewesen,
vor dem er sich selber damals so geekelt hatte, dass er am liebsten den Spiegel
zertrümmert hätte, aus dem es ihm entgegensah! Das Schwein, dem die eigene,
schnelle und billige Befriedigung wichtiger war, als alles andere und das
danach auch noch seelenruhig einschlief. Genau als dieses hatte sie ihn allein
in seiner Wohnung zurückgelassen, aber davon konnte sie nun wirklich nichts ahnen
- sie war nur rücksichtsvoll gewesen und hatte ihm seine Intimsphäre gelassen!
Schließlich
gewann er seine Fassung einigermaßen wieder, genug, um noch ein wenig nachzubohren.
„Das
mit deinem eigenen Bett kann ich ja noch irgendwie verstehen, aber einfach zu
gehen und nicht einmal eine Telefonnummer zu hinterlassen, das war schon ein
starkes Stück! Und die Sache mit deinem Kleid …?“
Nun
schenkte sie ihm ein belustigtes Grinsen.
„Ja,
das war ziemlich unbrauchbar und ich
hoffe übrigens, ich werd’s dem rechtmäßigen Besitzer nicht ersetzen müssen . Aber ich habe mir erlaubt, in deinem Kleiderschrank
im Gästezimmer nachzusehen. Und tatsächlich hatte ich dich richtig eingeschätzt
– der Inhalt war interessant und hat mir aus der Verlegenheit geholfen!“
Er
verdrehte die Augen. Warum nur störte es ihn, dass sie die Ersatzgarderobe
gefunden hatte, die für die Mädchen gedacht gewesen war, die er früher mit nach
Hause zu nehmen pflegte? Und warum eigentlich war er nie auf die Idee gekommen,
sie zu entsorgen?
„Allmächtiger!
Du musst ja ein Bild von mir haben!“
„Das
konnte davon auch nicht schlimmer werden, Ehrenwort! Und dir kann’s ja auch
ziemlich egal sein, oder? Ach übrigens – den Fummel, den ich mir da ausgeliehen
habe, den lasse ich reinigen und schicke
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