Davide
ihn dir dann zurück, okay?“
Sie
hatte recht, es konnte ihm egal sein. Nur warum war es das nicht? Er seufzte.
„Stimmt,
was soll’s, das Thema ist längst erledigt. Einen Ruf habe ich sowieso nicht
mehr zu verlieren, einen guten schon gar nicht – aber nun lenk mal nicht ab!
Wieso hast du mir nicht wenigstens deine Nummer da gelassen, sondern bist
einfach so verschwunden, als wäre ich irgendein besoffener Idiot gewesen, für
den du dich schämen musstest?“
Emma
schien sich die Antwort erst überlegen zu müssen „Ich hatte daran gedacht, dir
eine Nachricht zu hinterlassen, ehrlich…“
„Aber?“
„Es
kam mir dann doch nicht richtig vor. Zu aufdringlich irgendwie!“
Kriecherisch.
So wäre sie sich vorgekommen, hätte sie ihm herausfordernd einen Zettel mit
ihrer Telefonnummer irgendwo hingelegt, wo er ihn sicher finden musste. Ins
Waschbecken zum Beispiel, oder auf sein achtlos über den Sessel geworfenes
Jackett. Nicht in die Jackentasche geschoben, denn das wäre sehr indiskret
gewesen! Nein, sie gehörte nicht zu den Frauen, die reiche Kerle darum
anbettelten, sie nach einer heißen Nacht noch einmal anzurufen!
„Das
hätte mir aber sicher besser gefallen, als einfach nur in meiner leeren Wohnung
aufzuwachen“, hörte sie ihn mit leicht vorwurfsvoller Stimme sagen. Noch immer
hatte er unmutig die Stirn gerunzelt bei der Erinnerung daran, wie ernüchtert
er gewesen war.
„Das
müsstest du aber eigentlich gewohnt sein, oder nicht? Es ist doch allseits
bekannt, dass du dich bei keiner deiner Gespielinnen je wieder meldest, warum also
sollte ich dir meine Nummer da lassen? Selbst wenn ich gewollt hätte, dass du
mich kontaktierst!“
Er
seufzte, sie hatte ja recht. Was sie da von sich gab, war weder Koketterie, noch
Strategie, noch Taktik, sondern nur gesunder Menschenverstand.
„Selbst
wenn du gewollt hättest? Heißt das, du wolltest mich nicht wiedersehen?“,
stellte er ihr die Gegenfrage. Sein ganzes Gesicht strahlte Ungläubigkeit aus.
„Denn wie du siehst, bist du eine Ausnahme meiner Regel!“
„Warum
gerade ich?“
Ja,
warum gerade sie? Das hatte er sich selber auch schon gefragt. Als er
aufgewacht war, da war er nicht wie sonst einfach nur froh gewesen, alleine zu
sein, sondern er hatte sich mit jeder Faser seines Körpers nach ihr gesehnt.
Ihr verführerisches Spiel mit ihm auf der Terrasse bei Sonnenaufgang hatte ihm
schon den Kopf verdreht und die Tatsache, dass sie einfach wortlos verschwunden
war, hatte ihm den Rest gegeben.
Ausweichend
wiederholte er seine Frage.
„Und?
Wolltest du mich nun wiedersehen oder nicht?“
Sie
hob den Blick zu seinem Gesicht und ließ sich Zeit. Mit dem Zeigefinger fuhr
sie die Konturen seiner Augenbrauen nach, dann über die Wangen hinunter zu
seinen Lippen, schob ihm kurz die Fingerspitze in den Mund und leckte sie dann
ab.
Er
schluckte. Sogar diese kleine, fast belanglose Geste ließ sein Geschlecht sofort
lustvoll und gierig anschwellen. Er drehte sich auf den Bauch. Jetzt nicht,
mahnte er sich, sie war ihm noch eine Antwort schuldig.
„Naja,
irgendwie hätte ich nichts dagegen gehabt“, gestand sie nun leise, und ihre
Stimme klang unsicher und verletzlich, „aber andererseits - für mich war das
schließlich keine ganz einfache Situation. Ich habe eine heiße Nacht mit meinem
neuen Chef - oh ja, pardon – Ex-Chef verbracht und jetzt? Die einfachste Lösung
war doch wirklich, so unauffällig wie möglich abzutauchen. Ich brauchte mir am
Montag ja nur meine Unterlagen abzuholen, oder? Schließlich war ich mir absolut
sicher, dass du mich sowieso gefeuert hättest, wenn nicht gleich heute Nacht,
dann auf jeden Fall in den nächsten Tagen.“
„So
ein Unsinn! Warum warst du dir da so sicher?“
„Na,
hör mal! Wir Mädchen wissen doch alle, dass wir seit gestern nur noch ein
Kostenfaktor in der Bilanz sind. Das hat man uns in den letzten Wochen
eindringlich klar gemacht. Alle anderen haben schon die Fühler nach neuen
Möglichkeiten ausgestreckt, keine will unvermittelt von heute auf morgen ohne
Job auf der Straße stehen!“
„Du
etwa auch?“
„Na
ja, noch nicht, aber das werde ich ja wohl früher oder später tun müssen! Nur
ist das hier nicht ganz so leicht und ich bin für diese Branche leider auch
nicht mehr die Jüngste. Ich müsste wahrscheinlich umziehen und mich ganz neu
orientieren …“
Sie
unterdrückte ein Gähnen.
„Bist
du etwa müde?“, fragte er amüsiert. „Ich wüsste da etwas, das dich
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