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Davide

Davide

Titel: Davide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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für eine ganze Woche erstaunlich kurz war, doch der Anruf, auf den er eigentlich gehofft hatte, stand nicht darauf. Sie enthielt
auch sonst nur einen einzigen Namen, der ihn so weit interessierte, dass er
nicht bis Montag hätte warten können.
    „Samstag
Golf mit Paltrinieri?“ stand da. Er ließ das Blatt auf den Tisch sinken, stand
auf und trat ans Fenster. Der alte Fuchs schlug ihm also eine Partie Golf vor –
aber musste es ausgerechnet dieses Wochenende sein? Er hatte eigentlich andere
Pläne!
    Er
kramte einen Notizzettel aus der Jackentasche und drehte ihn nachdenklich
zwischen den Fingern. Seit Sonntagnachmittag trug er ihn nun schon mit sich
herum, er enthielt eine Adresse und eine Telefonnummer.
    Emmas
Adresse und Telefonnummer.
    Er
hatte seit Sonntag nichts von ihr gehört, keine Silbe, keinen Ton. Sie hatte
nicht angerufen, sonst wüsste er das spätestens jetzt dank seiner Liste. Wenn
sie gewollt hätte, dann hätte sie gewusst, wie und wo man ihn erreichen konnte,
aber warum sollte sie das überhaupt wollen? Schließlich hatte er sich mit dem
absoluten Klassiker von ihr verabschiedet:
    „Ich
ruf dich an“, hatte er gesagt.
    Als
er jetzt, mit dem Abstand von vier Tagen, darüber nachsann, hörte es sich sogar
für ihn selber billig an. Das war so nicht beabsichtigt gewesen, das hätte so
platt gar nicht klingen sollen und er hatte ja auch tatsächlich vorgehabt, sich
zu melden, aber er hatte einfach nicht die Zeit dafür gefunden. Jetzt im
Nachhinein störte ihn dieser Satz gewaltig. Wie hatte er ihr nur so etwas Geistloses
sagen können!
    Seit
sie ihn am Sonntagabend vor der Haustüre abgewimmelt hatte, dachte er ständig
an sie, sie verfolgte ihn geradezu. Ähnliches hatte er zuletzt vor unzähligen
Jahren erlebt. Und er dachte nicht nur an ihren Körper, der ihn verrückt machte,
ihm fielen Kleinigkeiten ein; Details ihres Verhaltens, ihrer Stimme, ihrer
Mimik drängten sich ihm unwillkürlich auf, der klare, funkelnde Blick aus ihren
grauen Augen! Er hatte die ganze Woche über damit zu tun gehabt, seine
Konzentration nicht zu verlieren und bei der Sache zu bleiben. Das war alles
andere als professionell gewesen und es lag ihm schwer im Magen.
    Er
wählte die Nummer und dabei fiel ihm auf, dass seine Finger leicht zitterten.
Er war nervös!
    „Alter
Junge, du bist doch hoffentlich nicht schon verknallt!“, murmelte er
kopfschüttelnd vor sich hin.
    „Der
gewählte Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar“, ertönte es da aus dem
Hörer.
    „Mist!“
    Er
hatte daran gedacht, sich noch einmal mit ihr zu verabreden, aber nicht in
Erwägung gezogen, dass sie vielleicht gar nicht verfügbar sein könnte. Dabei
konnte er sie ja noch nicht mal erreichen! Scheiß Technik!
    Er
konnte jetzt aufgeben und Paltrinieri anrufen, um mit ihm Golfen zu gehen. Er
konnte sie einfach abhaken und vergessen wie all die anderen vor ihr auch.
    Als
er diese Variante andachte, begann sein Solarplexus verrückt zu spielen. Er
spürte, wie seine Fingerspitzen leicht feucht wurden vom Schweiß, der ihm bei
diesem Gedanken unwillkürlich ausbrach. Ganz offensichtlich war das also
keine Option, dachte er mit einem leise nagenden Unbehagen, aber wie sollte die
Alternative dazu aussehen?
    Nun,
da er seinem Konzept schon mal untreu geworden war, konnte er auch gleich noch
eins drauflegen und das Wochenende mit ihr verbringen. Vielleicht ließe es sich
zusätzlich noch mit Paltrinieri verbinden, dann könnte er das Manöver immerhin
auch vor sich selbst als geschäftlich rechtfertigen. Nach einem Augenblick des
Zögerns griff er zum Telefon und rief Antonio an. Der meldete sich umgehend.
    „Ja
bitte, Davide?“
    „Komm
noch mal rüber, jetzt gleich, wenn’s geht!“
    „Bin
schon unterwegs!“
    Es
dauerte keine halbe Minute und die Tür ging auf.
    „Es
geht um die Santini“, platzte er sofort ohne Vorbereitung heraus.
    „Du
bist diesmal spät dran mit den Orchideen“, meinte Antonio scherzhaft.
    Davide
starrte ihn an, als wolle er ihn mit seinen Augen in Brand setzen, doch dann schüttelte
er plötzlich den Kopf. Seine Stimme hatte einen undefinierbaren Klang.
    „Nein,
Antonio, keine Orchideen für sie. Ich will sie sehen und ich kann sie verdammt
noch mal nicht erreichen!“
    Antonios
Züge entgleisten für einen Moment, doch er hatte sich sofort wieder im Griff. „Soll
ich sie für dich ausfindig machen?“
    „Ja,
und zwar lieber gestern als heute, aber ich kann dir schon jetzt sagen, dass
das nicht ganz so

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