Davide
durch.
„Die
Sache ist die, dass ich unbedingt will, dass du bei mir bleibst. Um jeden
Preis, koste es was es wolle. Egal, was du von mir verlangst, du bekommst es, aber
bleib bei mir, sonst weiß ich wirklich nicht, was ich tue!“
Er
sah sie dabei eindringlich an, doch sie blieb ungerührt.
„Ist
das alles?“
„Was
noch?“
„Du
solltest dich mal reden hören! Wolltest du mir da gerade eine Kooperation
anbieten oder eine feindliche Übernahme androhen?“
„Was?
Was meinst damit?“
„Siehst
du? Und genau hier liegt das Problem“, ihre Stimme wurde zum ersten Mal weicher.
„Im Grunde hast du mir gerade nichts anderes angeboten, als deine Edelhure zu
werden und wehe wenn nicht, dann drohen Konsequenzen.“
Er
verschluckte sich fast bei ihren Worten und starrte sie fassungslos an.
„Wie
bitte?!“
„Egal
was es kostet, um jeden Preis, ich kaufe dir alles, Geld spielt keine Rolle,
ich weiß nicht, was ich tue – Davide, die Gefühle einer Frau kannst auch du weder
kaufen noch erzwingen! Egal, ob du erst noch deine Kreditkarte zückst oder ohne
Umschweife sofort mit Sanktionen drohst, das ist nicht besonders hilfreich,
wenigstens nicht bei mir! Mit etwas Toleranz hättest du mich vielleicht ködern
können, aber leider hast du’s definitiv vergeigt.“
Die
Empfindung, die sich nun in ihm breit machte, kannte er sehr gut. Er hatte sie
nur zum Glück in den letzten Jahren nicht mehr erleben müssen, denn sie war
verheerend: Panik.
Sein
Mund wurde trocken, seine Kehle war so zugeschnürt, dass ihm das Schlucken
schwer fiel, seine Atmung beschleunigte sich, sein Puls begann zu rasen und sein
Solarplexus spielte verrückt wie nach einem Stromstoß.
Es
war das niederschmetternde Gefühl, das sich dann breitmacht, wenn etwas Wichtiges,
Unwiederbringliches verloren geht und man es noch verschwinden sieht, aber
nichts mehr daran ändern kann.
Er
sah es ein, er verstand absolut. Sie hatte recht. Das, was er für so etwas wie eine
Liebeserklärung gehalten hatte, war ein ganz plumpes Kaufgebot gewesen, mehr
nicht. Herrisch, unsensibel, befehlend und zielgerichtet. Fehlte nur noch die
Börsennotierung, dachte er bitter: ein paar Anteile Emma S.p.A. billigst und
zwar dalli dalli, sonst kracht’s!
Er
senkte den Kopf, stand dann auf, öffnete die Balkontüre und trat ins Freie.
Hier erst wurde ihm bewusst, wie schwer es ihm fiel, zu atmen. Sein Herz raste
immer noch und er hatte feuchte Hände.
Das
wäre ein gefundenes Fressen für seine Freunde von der Presse, schoss es ihm
durch den Kopf, der große Gandolfo mal ganz klein, zerstückelt von den zarten
Händen einer Frau, oder wohl besser: von ihren harten Worten!
Er
hatte verloren.
Wie
hatte sie gesagt: du hast’s vergeigt! Ein bisschen Toleranz hätte gereicht? Zu
denken, dass er sie vielleicht tatsächlich für sich hätte gewinnen können und
so dermaßen versagt hatte!
Emma
holte tief Luft, noch zögerte sie. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, und
zwar eine vernünftige. Hatte sie das? Ja – aber zum Teufel mit ihrer Vernunft!
Sie musste ehrlich zu sich selber sein: er reizte sie einfach zu sehr, um hier
schon aufhören zu wollen. Verdammt, das passte ihr absolut nicht ins Konzept!
Seufzend
warf sie schlussendlich dennoch alle ihre guten Vorsätze über den Haufen. Es
würde ausschließlich nach ihren Spielregeln laufen und nicht nach seinen, aber
immerhin konnte man sich ja doch ganz unverbindlich noch ein wenig miteinander
vergnügen, schließlich hatte sie noch nie einen derart einfühlsamen und fähigen
Liebhaber gehabt!
Eine
Bewegung neben ihm riss Davide aus der Leere. Sie war leise nach draußen zu ihm
auf den Balkon getreten. Er sah sie nicht an. Wenn er jetzt eine Bewegung
machte oder sie auch nur ansah, dann müsste er sie in seine Arme nehmen, nein,
sie an sich reißen mit der verzweifelten Wut eines Ertrinkenden, der sich an
einen Strohhalm klammert. Und weder wollte er sich diese Blöße geben, noch sie
damit weiter in die Enge treiben.
Emma
unterbrach seine freudlosen Gedanken mit einer einfachen Frage.
„Davide?“
Ihre
Stimme klang unendlich sanft.
„Mhm?“
„Wie
alt bist du, Davide?“
Erstaunt
wandte er den Kopf und begegnete nun doch ihrem Blick. Sogar hier draußen im
sinkenden Mondlicht konnte er jede Einzelheit ihres Gesichts erkennen. Er
schluckte, um seine Stimme unter Kontrolle zu bringen.
„Neunundvierzig“,
antwortete er dann mühsam und ratlos.
„Ein
reifes Alter, nicht?“
Er
konnte den Klang
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