Davide
selbst wenn sie für ihn nicht rosig aussahen.
Der Geschäftsmann in ihm sorgte schon dafür, dass er mit den Beinen auf der
Erde blieb und die Bilanz sah nicht gut für ihn aus: Emma hatte alle Aktiva auf
ihrer Seite.
Er
holte tief Luft und traf eine Entscheidung.
Emma
war gleich im ersten Gästeschlafzimmer geblieben, das sie gefunden hatte. Sie
hatte kein Licht angemacht, doch es fiel soviel Silberschimmer von draußen
herein, dass sie auch so genug sehen konnte. Sie hatte sich in ihren eigenen,
schlichten Klamotten auf die Bettkante gesetzt und sah seitdem reglos aus dem
Fenster.
Sie
musste eine Entscheidung treffen, denn diese Geschichte hier drohte leider völlig
anders zu verlaufen, als sie erwartet und geplant hatte.
Ihre
persönliche Freiheit war ihr immer sehr wichtig gewesen, meistens sogar
wichtiger als romantische Anwandlungen und verliebte Träumereien. Sie hatte ein
paar Mal versucht, mit einem Mann zusammenzuleben und jedes Mal war das
Experiment gescheitert. Dabei hatte sie in all diesen Jahren die gesamte
Bandbreite an Möglichkeiten durchprobiert – von einem, der in Geld schwamm bis
zu dem, der so gut wie nichts hatte und verschiedenen Varianten dazwischen.
Nichts hatte funktioniert. Inzwischen war sie kein junges, naives Mädchen mehr,
sie kannte ihre persönlichen Bedürfnisse sehr genau und sie sah nun auch nicht mehr
ein, warum sie Kompromisse machen sollte.
Sie
hatte der Wahrheit ins Auge gesehen und diese Wahrheit lautete eindeutig: sie
war unfähig , eine wie auch immer geartete, feste Beziehung einzugehen.
Sie
hatte es geschafft, sich eine kleine Existenz aufzubauen und zu sichern und war
nicht mehr willens, sich von einem Mann Vorschriften machen oder sich ausnutzen
zu lassen und ehe es darauf hinauslaufen konnte, verzichtete sie lieber, als
sich zu verbiegen, denn es gab keinen Grund, warum sie das hätte tun sollen.
Wenn
sie jetzt ein Abenteuer haben wollte, dann nahm sie es sich. Eine schöne Frau
hatte in der Welt, in der sie lebte, jederzeit genügend Möglichkeiten dazu. Da
sie immer sehr diskret vorgegangen war, hatte ihr Ruf nicht darunter gelitten
und allzu oft war es ja auch nicht passiert. Sie war eben zu wählerisch
gewesen, um sich jedem x-Beliebigen an den Hals zu werfen.
Und
dann kam ihr diese Naturgewalt von Mann in die Quere!
Er
war ihr, nach ihrem ersten anfänglichen Zögern, ganz gelegen gekommen. Sie war
lange mit niemandem mehr zusammen gewesen und als sie ihn erst einmal gesehen
hatte, hatte er sie wirklich ungeheuer gereizt.
Sie
schmunzelte gedankenverloren. Sie hätte auch dann mit ihm geschlafen, wenn er
tatsächlich nur der Leibwächter gewesen wäre, Standesdünkel kannte sie nicht,
ihr kam es auf die Person an. Und die Erscheinung da in ihrer Garderobe hatte
sie sofort in ihren Bann gezogen! Sie erinnerte sich noch gut an seine erste
Berührung – er hatte ihr Handgelenk gepackt, als sie ihren Schminktisch räumen
wollte. Der Druck seiner Finger auf ihrer Haut hatte sofort Stromstöße durch
ihren Körper geschickt und auch jetzt noch löste die Erinnerung daran ein warmes
Kribbeln in ihr aus.
Die
Erkenntnis, wer dieser Goliath da vor ihr in Wirklichkeit war, hatte sie zuerst
schockiert und enttäuscht. Aber dann war ihr klar geworden, dass es für sie gar
nicht besser hätte laufen können: Davide Gandolfo war stadtbekannt für seine
zahlreichen kurzlebigen Affären, er würde für sie nicht zum Problem werden!
Eine heiße Nacht und danach würde man sich nicht mehr sehen, das erschien ihr
sehr verlockend und unkompliziert. Keine Verpflichtungen und keine
Verwicklungen, die sie vor unliebsame und unvorhergesehene Schwierigkeiten
stellen konnten.
Hatte
sie gedacht.
Und
sich dabei ganz offensichtlich getäuscht, denn dann waren leider Komplikationen
aufgetreten!
Schon
dass er am selben Nachmittag noch ganz unvermutet bei ihr aufgetaucht war,
hatte sie verblüfft und es hatte ihr wider Erwarten sogar geschmeichelt. Aber
noch hatte sie sich nichts dabei gedacht. Sie hatte keinerlei wie auch immer
gearteten Verdacht geschöpft und wenn sie dem Geratsche und Getratsche ihrer
jüngeren Kolleginnen Glauben schenken wollte, dann brauchte sie das auch nicht.
Die viel versprechende Abschiedsfloskel am Sonntag hatte das ihrige noch
dazugetan und so war sie bis Freitagmittag absolut ahnungslos, dass sie auch
weiterhin mit Gandolfo konfrontiert werden würde.
Bis
Simonetta sie plötzlich aus ihrer Arbeit herausgerissen und ihm buchstäblich in
den
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