Davide
seiner Finger um ihre Hand wurde fester und seine Stimme hatte genau
denselben sanften Klang wie am ersten Abend in ihrer Garderobe, als er sie
überredet hatte, das schwarze Kleid zu akzeptieren.
„Aber
weißt du, meine Schöne“, er schien es förmlich zu genießen, sie so anzureden,
während sie dabei angesichts ihrer Eltern eher zusammenzuckte, „so ein kleines
bisschen Luxus schadet keinem. Daran ist noch keiner gestorben den ich kannte.
Also lass dir doch bitte in Gottes Namen etwas Gutes tun, okay?“
Sein
funkelnder Blick schien sich in sie hineinbohren zu wollen und er küsste
zärtlich ihre Fingerkuppen.
Emma
zog unwillig ihre Hand zurück. Ihre Eltern wechselten einen schnellen Blick und
Fabrizia gab ihrem Mann einen kaum merklichen Wink, doch Emma redete schon
weiter.
„Ein
bisschen Luxus, wie du sagst, ist kein Problem. Das Problem ist, dass er mich
verpflichtet und das will ich nicht. Ich zahle mein Taxi und ich zahle meinen
Bus und ich steige aus, wann immer ich will. Du leihst mir ein Auto und
erwartest was dafür. Das ist mein Problem.“
„Du
wehrst dich also immer noch“, stellte er ernüchtert fest. „Na schön.“
Nun
erhob sich Giorgio und räusperte sich vernehmlich.
„Tut
mir leid, Leute, aber ich muss unten in der Aue noch was erledigen, bevor die
Grillsaison beginnt. Willst du mich begleiten, Emma? Ich muss den Grillplatz in
der Schlangengrube in Ordnung bringen!“
„Oh
ja, ich bin dabei!“ Erleichtert über die Unterbrechung sprang sie auf, Davide
runzelte missmutig die Stirn. Dass sie jetzt einfach ging und so der Lösung des
Konflikts auswich, gefiel ihm nicht, ebenso wenig wie das Ziel, das sie da
anzusteuern gedachten.
„Schlangengrube?“
Emma
lachte. „Keine Sorge, das ist nur der Name einer Senke am Flussufer!“
Und
als sie sah, wie er irritiert den Kopf schüttelte, gab sie ihm eine
ausführlichere Erklärung.
„Wir
hier sind es gewohnt, markante Stellen in der Umgebung mit charakteristischen
Namen zu versehen, die dann auch bei den Leuten in der Gegend die Runde machen.
Wenn du dich da mit jemandem treffen willst, oder zum Arbeiten hinfährst, dann
sagst du nicht, du fährst auf der rechten Uferseite bis Kilometer
hundertzweiundsechzig, sondern du fährst in die Schlangengrube oder zur
Büffelkurve oder was weiß ich.“
„Und
warum gerade Schlangengrube?“
„Weil
da vor Jahren mal ein Schlangennest war, und da ist der Name eben geblieben.“
„Du
solltest dazusagen“, ergänzte Fabrizia, „dass du es warst, die das
Schlangennest gefunden hat! Sie kam nämlich eines Nachmittags ewig nicht nach
Hause“, wandte sie sich an Davide, „und als wir sie dann suchen gingen, haben
wir sie dort gefunden, als sie die jungen Schlangen beim Schlüpfen beobachtete.
War’s nicht so? Und wie alt warst du da? Acht oder neun Jahre vielleicht, wenn
ich mich nicht täusche, stimmt’s?“
„Daher
also Schlangengrube“, meinte sie leichthin, „ist lange her, kein Grund zur
Aufregung. – Können wir?“, fragte sie ihren Vater. Ehe sie das Haus verließ,
wandte sie sich noch kurz an ihre Mutter.
„Geh
nicht zu hart mit ihm ins Gericht, Mamma, er ist schon in Ordnung!“, sie
grinste, als sie den tadelnden Blick ihrer Mutter auffing, und huschte hinter
ihrem Vater nach draußen.
„So“,
Fabrizia drehte sich zu Davide um, als die Tür hinter den beiden ins Schloss
gefallen war. „Nun sind wir also endlich alleine, wir zwei – und jetzt sagen
Sie mir mal ganz ehrlich, was ausgerechnet Sie von meiner Tochter wollen!“
Kapitel 6
Davide
blinzelte, doch er bewahrte die Fassung. Daher also hatte Emma ihre
außergewöhnliche Direktheit! Mutter und Tochter standen sich da in nichts nach,
stellte er fest. Nun, er würde sich davon nicht in Verlegenheit bringen lassen
und zuerst wollte er noch ein paar Sachen über seine neue Flamme erfahren, ehe
er ihrer Mutter Rede und Antwort stand.
„Was
hat Emma für ein Problem?“, stellte er stattdessen die Gegenfrage. „Mir
scheint, sie fürchtet eine feste Bindung mehr als der Teufel das Weihwasser!
Woher kommt das?“
Fabrizia
presste unwillig die Lippen aufeinander. So gefiel ihr das überhaupt nicht,
aber sie musste zugeben, dass er den wunden Punkt schnell und zielsicher
getroffen hatte. Instinktiv spürte sie, dass er mit seiner Frage die Führung
ihrer Unterhaltung übernehmen wollte, aber mit ihr nicht! Er mochte tausendmal
gebildeter sein als sie, aber hier ging es um ihr einziges Kind!
„Ich
hab
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