Davide
Hirn in die
Hose hatte rutschen lassen.
„Fabrizia,
ich verstehe gerade gar nichts! Würdest du mir das bitte näher erklären?“
Sie
sah ihn ungläubig an.
„Sie
hat nicht mit dir darüber gesprochen?“
„Darf
ich dich daran erinnern, dass ich sie gerade mal eine Woche kenne? Sie hat mir
auch vorgerechnet wie viele Stunden davon wir …“, er stockte, weil er sich
beinahe verhaspelt hätte. Was ihm Emma da vorgerechnet hatte, war nun beileibe
nicht für die Ohren ihrer Mutter bestimmt. „…wie viele Stunden das insgesamt
waren. Und wir haben eben auch nicht immer nur geredet …“
„Das
kann ich mir denken“, lachte sie unbefangen, „ich bin ja auch nicht blind für
attraktive Männer! Und dass du genau ihr Typ bist, das hab ich sofort gesehen!“
„Ach
ja? Hatte sie immer den gleichen Typ Mann?“
Das
interessierte ihn nun allerdings brennend. Sah er seinen Vorgängern denn irgendwie
ähnlich?
„Nein,
noch nie. Als hätte sie es irgendwie vermeiden wollen. Du dürftest so ziemlich
der erste sein, der ihr wirklich gefällt. Vielleicht sind deshalb immer alle
ihre Beziehungen in die Brüche gegangen.“
Davide
war sprachlos. Was bedeutete das nun wohl für ihn?
„Und
woher willst du dann wissen, welcher Typ Mann ihr nun tatsächlich gefällt?“
Fabrizia
zuckte mit den Schultern. „So gut kennt man seine eigene Tochter irgendwann
aber schon, das kannst du mir ruhig glauben!“
„Dafür,
dass du von Psycho-Zeugs nichts wissen willst, bist du aber ganz schön
bewandert, das muss man dir lassen“, meinte er anerkennend, „aber nun lass uns
mal zurückkehren zu dem eigentlichen Thema: was hat Emma mir nicht mitgeteilt?“
„Offensichtlich
sehr vieles, aber was du sagst, ist schon richtig. Ihr kennt euch ja kaum und
alles auf einmal kann man sich eben nicht erzählen, das braucht seine Zeit! Und
ich will ihr auch nicht vorgreifen, ich finde, das soll sie dir selber sagen.
Alles. Wie sie dazu gekommen ist und warum sie es gemacht hat. Das ist ihre
Sache.“
Ehrlicherweise
musste er Fabrizia recht geben, wenn es ihm auch nicht besonders gefiel.
Wenigstens hatten sie beide ihre wichtigsten Fragen gegenseitig geklärt: Emma
hatte außer einem schlechten Händchen für Männer offensichtlich kein besonderes
Trauma, das sie so widerspenstig machte, und er hatte nicht vor mit ihr zu
spielen.
„Wollen
wir nicht lieber draußen auf die beiden warten? Die letzten Sonnenstrahlen
genießen? Sie haben für nächste Woche schon wieder Regen gemeldet! – Ich hole
uns nur noch schnell was zu trinken!“, schlug Fabrizia vor.
Er
folgte ihr hinaus vors Haus. Dort setzten sie sich auf die hölzerne Bank und
plauderten noch ein wenig über mehr oder weniger Belangloses.
Nebenbei
arbeitete es in Davide. Etliche Andeutungen, doch kaum Antworten - seine Emma
wurde immer mysteriöser! Schade, dass ihre Mutter so wenig gesprächig gewesen
war, er hätte liebend gern mehr über sie erfahren. Andererseits verstand und
akzeptierte er ihre Abneigung, in deren Abwesenheit über ihre Tochter zu
sprechen. Was er wissen wollte, sollte sie ihm lieber selber erzählen.
Davide
nahm sich vor, bei der nächsten Gelegenheit intensiver nachzufragen, auch wenn
er jetzt schon befürchtete, dass sie das nicht besonders schätzen würde.
Immerhin schien es nicht nur an ihm und seinem schlechten Ruf zu liegen, dass
Emma sich so vehement gegen mehr Nähe zu ihm sträubte, sondern eher an ihren
Erfahrungen und ihrem Charakter. Und dass sie sich nichts schenken lassen
wollte schien davon zu kommen, dass sie wohl offensichtlich zu Bescheidenheit
erzogen worden war und ihm einfach nicht verpflichtet sein wollte.
Er
seufzte.
Irgendwie
fühlte er sich unsicher. Er kam besser damit zurecht, fordernde Charaktere in
ihre Schranken zu weisen, als zurückhaltende zu fördern. Damit war Emma
eindeutig auch in dieser Hinsicht eine für ihn fremde Herausforderung. Dass er
mit ihr viel Geduld würde haben müssen, war ihm ja schon vorher klar geworden,
sein Gespräch mit ihrer Mutter hatte ihn da nur bestätigt.
Aber,
wenn er ehrlich sein wollte, auch ermutigt!
Emma
schwang sich in den alten Jeep ihres Vaters. Sie hielt den Blick nach vorne auf
die Straße gerichtet und presste entschlossen die Lippen aufeinander. Sie
sprachen beide kein Wort, auch nicht, als sie den Hof verlassen hatten und auf
dem Weg den Uferdamm entlang zur Aue waren, von der vorher die Rede gewesen
war.
Am
Flussufer schließlich stiegen sie aus und Giorgio
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