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Davide

Davide

Titel: Davide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura-Marí D'Angelo
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tragen, aber du hast es selbst gesehen – sie lässt
sich nicht einmal ein Auto leihen. Davon, ihr eins zu schenken, rede ich noch
gar nicht!“
    Fabrizia
seufzte.
    „Du
musst Geduld mit ihr haben, ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit waren ihr
immer schon wichtiger als alles andere. – Wenn ich dich also richtig verstanden
habe, dann ist sie nicht nur ein neues Spielzeug für dich?“
    „Nein.
Sie muss es nur wollen, und ich stürze mich mit ihr Hals über Kopf in ein dauerhaftes
Abenteuer, in dem es nur noch sie und mich gibt!“
    Wenn
ihm jemand bis vor kurzem prophezeit hätte, dass er schon bald oder überhaupt
noch einmal in seinem Leben einen solchen Satz sagen würde, hätte er ihn einen
Idioten genannt und ihn ausgelacht. Aber gerade hatte er ihn gesagt!
    Fabrizia
lächelte wohlwollend.
    „Wie
romantisch! Hast du ihr das denn schon gesagt?“
    „Denkst
du, es würde mir etwas nützen?“
    Sie
dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf.
    „Nein,
du hast recht. Dafür, dass du sie erst so kurz kennst, weißt du aber schon
erstaunlich viel über sie!“
    „Das
kommt nur daher, dass sie mich eben so sehr interessiert!“
    Er
lächelte fast verlegen. Was um alles in der Welt hatte ihn nur dazu gebracht,
mit dieser fremden Frau so dermaßen offen über seine wahren Gefühle für Emma zu
sprechen!? Gefühle, die noch dazu für ihn so ungewohnt geworden waren, dass er
sich zeitweise reichlich verwirrt und orientierungslos vorkam.
    „Also
– jetzt bist aber du an der Reihe, würde ich sagen!“ Er sah sie erwartungsvoll
an. Es war Zeit, dass er aus dem Fokus rückte, hier ging es um Emma, nicht um
ihn und seine Vergangenheit! „Was hat sie so misstrauisch gemacht?“
    „Nichts
Bestimmtes, zumindest nichts, von dem ich etwas wüsste. Ich meine, sie hat
keine schwierige Kindheit gehabt, wie das heutzutage heißt, wir haben sie weder
geschlagen noch vernachlässigt noch zu oft allein gelassen. Natürlich haben wir
sie nicht gerade verwöhnt – das konnten wir uns nie leisten. Wenn sie etwas
Besonderes haben wollte, musste sie uns dafür in der Landwirtschaft helfen,
aber das hat ihr immer schon Spaß gemacht. Sie war ein wildes und unbeschwertes
Kind. Aber schon früh ist mir aufgefallen, dass sie sich schwer erziehen ließ –
nein, das eigentlich nicht!“ Sie überlegte einen Moment.
    Davide
war ganz still und wagte kaum, zu atmen, nur um sie nicht aus dem Konzept zu
bringen. Nur damit sie ja nicht aufhörte, über ihre Tochter zu reden.
    „Sie
wollte nie Grenzen haben, sie wollte immer genau wissen, warum sie etwas tun
sollte. Sie war mit nichts zu ködern, wenn sie etwas tun sollte, so wie andere
Kinder. Sie wollte beispielsweise keine Geschenke, auch nicht zu Geburtstagen.
Irgendwann, als sie größer wurde, hat sie es dann geschafft, uns den Grund
dafür zu erklären: sie wollte niemandem dankbar sein müssen, sie wollte immer
schon unabhängig sein. Anders kann ich das nicht erklären!“
    Sie
zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    „Weißt
du, Davide, ich bin eigentlich nur eine ganz einfache Bäuerin, ich hab keine
besondere Schulbildung und von diesem ganzen, modernen Psycho-Zeugs verstehe
ich überhaupt nichts. Aber dass meine Tochter immer schon anders war als ihre
Schulfreundinnen, das hab ich bald gemerkt!“
    Davide
legte ihr spontan die Hand auf den Arm und sie ließ es geschehen.
    „Das
hast du schon ganz gut beschrieben, finde ich“, bestätigte er ihr mit warmer
Stimme. „Das deckt sich ziemlich genau mit dem, was ich in den paar Tagen, die
ich Emma kenne, auch bemerkt habe!“
    „Ja,
so ist sie nun mal. Und es hat sie sehr viel Überwindung gekostet, das alles zu
tun, aber sie hat es für uns getan und wir sind ihr natürlich sehr dankbar
dafür. Normalerweise ist es ja so, dass die Eltern für die Existenz ihrer
Kinder sorgen, aber bei uns war es eben nicht so.“
    „Wie
– was soll das heißen?“, Davide sah sie verständnislos an. „Was hat sie
Überwindung gekostet?“
    „Na,
diese Arbeit, die sie da macht! Sie hat es eigentlich gehasst, wenn jemand sie angestarrt
hat und genau damit verdient sie jetzt ihr Geld! Emma ist früher eher
schüchtern und verschlossen gewesen.“
    Emma
schüchtern? Verschlossen? Davide war geneigt, Fabrizia nach einer
Zwillingsschwester zu fragen, denn das Bild des Mauerblümchens, das sie da
gerade gezeichnet hatte, passte nicht im Mindesten zu der selbstsicheren,
sexuell aggressiven, schönen und verführerischen Frau, die ihm das

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