Davide
zuerst gefragt!“, nahm sie Zuflucht zu dem Einwand, den sie gern nutzte,
wenn ihr ein Gespräch zu entgleiten drohte.
Davide
verstand und lächelte gutmütig. Emmas Mutter war ihm mehr als sympathisch, das
mochte wohl damit zusammenhängen, dass sie aussah wie ihre Tochter. Oder
besser, dass ihre Tochter aussah wie sie, korrigierte er sich. Aber er spürte
auch, dass hinter der äußerlichen Schlichtheit dieser Frau ein warmherziger, herzensguter
Mensch steckte, der nur das Wohl des eigenen Kindes im Auge hatte.
Er
beschloss, vollkommen ehrlich zu ihr zu sein.
„Ich
weiß es nicht, Fabrizia – ich darf doch Fabrizia sagen? Oder wollen wir
wirklich beim ‚Sie’ bleiben?“
Wenn
ihr die Antwort nicht gefiel, so ließ sie es sich zumindest nicht anmerken.
„Na
gut, duzen wir uns. Aber beschwer dich anschließend nicht, wenn dir das nicht
gefällt, was ich dir zu sagen habe – man sagt doch eben leichter ‚du Esel’ als
‚Sie Esel’, nicht wahr?“ ergänzte sie mit einem amüsierten Schmunzeln, als sie
seine fragend hochgezogenen Brauen sah. Er grinste ebenso belustigt zurück. Das
Eis schien endgültig gebrochen. „Was heißt, du weißt es nicht?“
So
einfach kam er ihr nicht davon!
„Es
heißt genau das, was ich gesagt habe: ich weiß es nicht! Mir ist so etwas schon
sehr lange nicht mehr passiert und es ist mir selber unheimlich, das muss ich
zugeben.“
„Na,
wenigstens bist du ehrlich und versuchst nicht, mir hier das Blaue vom Himmel
runter zu lügen.“
„Das
hätte keinen Sinn, das ist mir klar. Und außerdem würde es auch zu nichts
führen. Ich – “, er hielt inne, um die richtigen Worte zu finden,
„Emma fasziniert mich außerordentlich, obwohl ich sie erst so kurz kenne.“ Er
spielte geistesabwesend mit seiner leeren Kaffeetasse, die vor ihm auf dem halb
abgeräumten Esstisch stand. „Ich habe allerdings Mühe, damit zurechtzukommen,
vor allen Dingen, weil ich das Gefühl habe, dass sie mir jeden Moment wieder
davonlaufen könnte. So etwas kenne ich nicht, mir ist in den letzten Jahren
immer nur das Gegenteil passiert.“
Fabrizia
schnaubte.
„War
ja oft genug in der Zeitung zu lesen, wen du gerade mal wieder abserviert
hattest! Einen besonders tollen Ruf hast du ja nicht gerade!“
„Ich
weiß!“
Er
nickte und streifte sie mit einem kurzen Seitenblick, blieb aber völlig ernst
dabei. Dass er nicht mit der leisesten Miene Stolz oder Genugtuung darüber
ausdrückte, gefiel ihr und besänftigte ihre Bedenken ein wenig.
„Ich
habe drei gescheiterte Ehen hinter mir und ich hatte in den letzten Jahren
einfach die Nase voll davon, eine Frau kennen zu lernen, mich um sie zu
bemühen, mich an sie zu gewöhnen, sie zu lieben – so gut einer wie ich eben
lieben kann – und sie dann wieder gehen zu lassen.“ Nun sah er sie an. Sein
Blick war offen, klar und aufrichtig und Fabrizia bekam eine Ahnung davon, was
ihrer Tochter neben den offensichtlichen Äußerlichkeiten an diesem Mann gefiel.
„Ich wollte einfach nur nicht wieder leiden und das tue sogar ich, wenn ich eine
Beziehung in den Sand setze.“
Täuschte
sie sich, oder klang da Bitterkeit in seiner Stimme mit? Ihre Lebenserfahrung
kam ihr nun zu Hilfe und sie verstand instinktiv: dieser Mann, der ihr da
gegenüber saß und momentan nicht im Geringsten wie ein erfolgreicher Geschäftsmann
aussah, trug auch seine Verletzungen mit sich herum und versuchte nur weitere
zu vermeiden, so wie jeder andere auch.
„Ich
verurteile dich nicht, Davide, und ich mache dir auch keine Vorwürfe, aber du
musst verstehen, dass man sich eher einen seriösen Mann an die Seite seiner
Tochter wünscht, als so einen Casanova wie dich!“
Nun
grinste er doch. Es war sein typisches, breites, spitzbübisches Grinsen, und so
wie es der Tochter gefiel, schmolz auch die Mutter dabei dahin.
„Und
nicht dass du jetzt meinst, wir erwarten, dass das gleich was richtig Ernstes
ist zwischen euch beiden“, beeilte sie sich zu erklären, „aber man will eben
doch nicht tatenlos dabei zusehen, dass einer wie du die eigene Tochter
ruiniert!“
„Du
bist ganz schön deutlich, das muss man dir aber lassen!“
„Ja,
entschuldige bitte“, sie machte halbherzig einen Rückzieher.
„Nein,
Fabrizia, du hast ja recht! Ich kann dir nur eins garantieren: ich denke nicht im
Traum daran, Emma in irgendeiner Weise zu ruinieren, im Gegenteil! Ich möchte
ihr alles nur erdenklich Gute tun, ich möchte ihr helfen, möchte sie
beschenken, sie auf Händen
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