Davide
erledigte in kürzester Zeit
und mit wenigen Handgriffen die Arbeit, von der er gesprochen hatte. Es war
offensichtlich für Emma, dass er nur einen Vorwand gesucht hatte, um mit ihr
allein zu sein und sie war auch froh gewesen, dass er die Situation vorhin in
die Hand genommen hatte. Nur warum sagte er dann jetzt nichts?
„Und?
Was möchtest du mir sagen, Papà? Ihr habt doch sicher wieder eine ganze Ladung
voll guter Ratschläge für mich. Leg schon los, wir können ja nicht ewig so tun,
als hättest du hier was zu erledigen!“
Giorgio
beendete seine Alibitätigkeit, lehnte sich an die gemauerte Feuerstelle und
steckte die Hände in die Hosentaschen.
„Ich
weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll“, meinte er schließlich zögernd.
„Ist schon richtig, dass ich dich loseisen wollte, um ein paar Minuten mit dir
allein zu sein und auch um deiner Mutter die Gelegenheit zu geben, deinem
neuen …hm“, er räusperte sich vernehmlich.
„Sag
doch einfach Liebhaber“, schlug sie provokativ vor, was ihr Vater mit einem
missbilligenden Blick quittierte.
„Na
gut, wenn du meinst! Damit deine Mutter deinem neuen Liebhaber auf den Zahn
fühlen kann, wollte ich sagen.“
„Darf
ich dich daran erinnern, Papà, wie alt ich bin? Und dass ich meine Fehler immer
schon selber machen musste, egal wie viele gute Ratschläge ihr mir gegeben habt?
Keinen einzigen davon konntet ihr jemals verhindern, oder?“
„Ja
ja, das ist schon wahr!“, Giorgio sah zu Boden, als untersuche er interessiert
die Beschaffenheit der Kieselsteine zu seinen Füßen. „Aber ich frage mich
schon, ob ausgerechnet er der richtige Mann für dich ist!“
„Das
ist er mit Sicherheit nicht! Aber was ich bisher an richtigen Männern gehabt
habe, weißt du so genau wie ich, da kann ich ebenso gut auch mal einen falschen
ausprobieren, oder? Außerdem weiß ich, was er für ein Typ ist, ich mache mir da
schon keine Illusionen, keine Angst!“
„Das
ist es nicht, was mir Sorgen macht“, nun sah er ihr wieder ins Gesicht. „Seinen
Lebenswandel meine ich gar nicht, du bist alt genug, um dir keine falschen
Hoffnungen zu machen und du wirst wohl mehr darüber wissen, als dein alter
Vater. Ich meine eher, dass du auf Dauer vielleicht nicht mit seiner
gesellschaftlichen Situation zurechtkommen wirst.“
„Ach
Papà!“, sie seufzte ein wenig ungeduldig, „mit dem da wird es kein ‚auf Dauer’
geben, macht euch da mal lieber keine falschen Hoffnungen. Momentan finde ich
es amüsant mit ihm und er ist mir sehr sympathisch. Aber dass das morgen schon
vorbei sein kann, das dürfte wohl jedem klar sein, der ihn auch nur flüchtig
kennt und ich weiß, dass du ein aufmerksamer Zeitungsleser bist! Also mach dir
keine Sorgen über seine gesellschaftliche Situation. Ich wollte ja auch gar
nicht, dass er hierher mitkommt, um euch kennen zu lernen – wozu denn auch? Das
hier wird bald wieder vorbei sein und das war’s.“
Sie
wandte sich schulterzuckend ab und so entging ihr der zweifelnde Blick, den ihr
Vater ihr zuwarf.
„Und,
wie läuft es sonst so?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln und er ging
bereitwillig darauf ein.
Er
erzählte ihr von den letzten Renovierungsarbeiten, die eben erst abgeschlossen
worden waren, von den neuesten Werbeaktionen, die sie mit Erfolg gestartet
hatten, von der positiven Resonanz auf verschiedene ihrer Aktionen im Hofladen,
dass die Kochkurse ihrer Mutter eingeschlagen hatten wie eine Bombe und vieles
andere mehr.
Emma
hörte geduldig den Erzählungen ihres Vaters zu und registrierte mit großer
Genugtuung den zufriedenen Unterton in seiner Stimme. Endlich, nach fast einer
Stunde, bestiegen sie wieder seinen alten, schmutzigen Jeep und machten sich
auf den Heimweg.
„So
ein Auto hättet ihr heute gebraucht, um hierher zu kommen“, grinste ihr Vater
erheitert, „nicht so was komisches, offenes wie das da!“
„Oh
ja!“, stöhnte sie, „aber ich wollte nicht schon wieder mit ihm streiten und er
ist ja auch alt genug, weißt du?“
Als
sie auf den Hof einfuhren, saßen Fabrizia und Davide mit zwei großen Gläsern
Limonade auf einer Holzbank vor dem Haus und unterhielten sich offensichtlich
angeregt. Giorgio hielt seine Tochter an der Hand fest, als sie aussteigen
wollte.
„Tu,
was du für richtig hältst, Emma“, meinte er, „aber merk dir eins: du kannst immer
hierher zurück, egal was passiert!“
Sie
schluckte und sah ihn mit großer Wärme an.
„Ich
komme nicht zurück“, antwortete sie
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