Davide
das Kompliment!“ Er bedachte sie mit einem lüsternen Seitenblick. „Das kann
ich genau so an dich zurückgeben. Du stehst auch ganz oben auf meiner
Hitliste!“
Das
hatte er so eigentlich gar nicht sagen wollen und kaum hatte er es gesagt, da
kam es ihm auch schon unglaublich dumm vor. Er hoffte, sie würde es ihm nicht
übel nehmen, denn es klang so, als sei sie immer noch beliebig austauschbar für
ihn. Das stimmte aber so nicht! Er forschte seinem Gedankengang nach. Sie war
für ihn schon seit letztem Sonntagnachmittag nicht mehr austauschbar, wurde ihm
klar, und was er ihrer Mutter gesagt hatte – das mit dem Abenteuer zwischen ihm
und ihr – das hatte er tatsächlich so gemeint.
„Ach
– du hast eine Hitliste?“
Sie
nahm das Stichwort tatsächlich auf! Schande, dachte er, da hab ich ja wieder
mal daneben gegriffen!
„Nein,
das war so nicht gemeint!“, wehrte er ab und suchte nach einer Erklärung, die
ihn nicht noch weiter da hineinreiten würde, doch er fand keine. Nun brach sie
in Gelächter aus.
„Keine
Sorge, ich bin ja schon froh, wenn ich da ganz oben stehe, mein Lieber!“
„Nein,
warte! Ich hatte das wirklich nicht so gemeint! Ich habe natürlich keine Listen und du stehst auch nicht …“
„Was?
Ich steh da nicht mal drauf?“ Sie konnte sich fast nicht mehr halten vor Lachen.
„Ich steh überhaupt nicht drauf? Wie kannst du mir das antun? Aber was willst
du dann bloß von mir?!“
„Was
ist daran so komisch?“, wollte er wissen, fast verzweifelt, weil sie vor lauter
Lachen kaum noch reden konnte und ihm keine Gelegenheit gab, diesen blöden
Tritt ins Fettnäpfchen richtig zu stellen.
Langsam
beruhigte sie sich, Tränen liefen über ihre Wangen und ihre verlaufende Wimperntusche
hinterließ dünne, schwarze Ränder auf ihrer Haut.
„Nichts.
Und alles. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen, als dir auffiel, was du da
gerade gesagt hattest!“ Sie stöhnte noch einmal leise und rappelte sich dann
auf. „Komm, lass uns gehen! Ich brauche jetzt unbedingt eine Dusche und meine
Mutter hat mit Sicherheit auch das Abendessen schon fertig!“
Wenn
Davide gehofft hatte, einen ruhigen Abend mit Emma zu verbringen und ihr
vielleicht doch noch ein paar Fragen zu stellen, dann hatte er sich gründlich
getäuscht.
Nach
dem Essen, das zu seiner großen Erleichterung weit weniger üppig ausfiel als
noch am Mittag, tauchten zwei Freunde von Emmas Vater auf. Die drei verzogen
sich in ein Nebenzimmer, doch es dauerte nicht lange, da steckte Giorgio seinen
Kopf durch die Tür.
„Davide,
sag mal – spielst du zufällig Briscola? Uns fehlt der vierte Mann, wenn du
einspringen möchtest, dann spielen wir eine Runde!“
Er
ließ sich nicht abwimmeln und schließlich gab Davide, auch von Emmas heftigem
Kopfnicken ermuntert, nach und ließ sich dazu überreden.
Sie
ging inzwischen ihrer Mutter in der Küche zur Hand. Sie wusste, was sie erwartete.
Mit einem ergebenen Seufzer nahm sie sich ein Geschirrtuch aus der Schublade und
ging zum Angriff über.
„Und?
Was ist es diesmal, was dir nicht gefällt? Ist er zu groß oder zu reich oder zu
alt? Wahrscheinlich alles zusammen!“
„Ach,
Liebling! Nur weil wir damals mit deinem Mentor nicht so richtig warm geworden
sind, heißt das doch nicht, dass wir generell was gegen reifere Männer haben!
Und Davide ist immerhin wesentlich jünger als dein Vater, das war der andere
nicht!“
„Ja,
ja, ich weiß. Ist schon gut, ich hab das nicht so gemeint.“
„Dass
dir dieser Mann gefällt, war mir auf den ersten Blick klar! Du solltest
vielleicht diesmal nicht ganz so halsstarrig sein, damit du ihn dir nicht
gleich wieder vergraulst!“
Emma
hielt in der Bewegung inne, beinahe wäre ihr der Topf aus der Hand geglitten,
den sie gerade abtrocknete. Was hatte er mit ihrer Mutter angestellt? Sie hatte
nichts gegen ihn vorzubringen?
„Höre
ich richtig?“
„Ja,
du hörst ganz richtig! Sei nett zu ihm und enttäusche ihn nicht, er mag dich
wirklich!“
Kopfschüttelnd
stellte sie das Geschirr beiseite, das sie aus der Spülmaschine geholt hatte.
„Mamma!
Du bist eine unverbesserliche Schwärmerin! Du glaubst doch nicht etwa wirklich,
dass einer wie er jemals irgendetwas ernst meinen könnte?“
„Doch,
das tut er, das kannst du mir ruhig glauben! Ich weiß ja, dass ihr jungen Leute
immer meint, ihr hättet die Weisheit mit dem Löffel gefressen, aber soweit
kannst du meiner Erfahrung schon vertrauen!“
Emma
wurde
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