Davide
schließlich konnte ich am wenigsten
dafür, ich habe ihn nicht darum gebeten, herzukommen!“
„Hast
du nicht?“ Simonettas Augenbrauen schnellten in die Höhe.
„Nein,
hab ich nicht!“, langsam wurde Emma ungeduldig. „Denkst du, es hätte was genützt?
Was willst du von mir, Simo? Rück schon raus mit der Sprache!“
„Nichts
will ich von dir! Jetzt werd' bloß nicht arrogant, nur weil dich der Boss ein
paar Mal öfter flachgelegt hat, als alle deine vielen Vorgängerinnen!“, ihr Ton
wurde eine Spur schärfer und Emma fragte sich spontan, ob sie wohl neidisch
war. „Und gekommen bin ich eigentlich nur, um dir den freundschaftlichen Rat zu
geben, das Ganze realistisch zu sehen! Mach dir nur keine Hoffnungen, der ist
ein Vielfraß! Da wird nie was draus, falls du dir das wünschen solltest!“
„Das
wünsche ich mir schon nicht, mach dir um mich nur keine Sorgen! Ich habe meinen
Spaß mit ihm, mehr ist da nicht! Und was die Diskretion betrifft – da rede mal
lieber mit Gandolfo persönlich. Vielleicht lässt er sich ja von dir
vorschreiben, wie und wann er wen abschleppen darf. Wenn ihm das Gerede so egal
ist, dann kann es das mir auch sein. Ich bin bloß eine kleine Angestellte, ich
habe nichts zu verlieren. Wenn einer sich da Gedanken machen sollte, dann doch
wohl er!“
„Bei
seinem Ruf? Da ist auch schon nichts mehr zu ruinieren!“
„Na,
dann hat ja keiner der Beteiligten mehr ein Problem, oder? Und wenn
irgendjemand hier gerne meinen Platz einnehmen möchte, dann bitte sehr - nur
zu! Man soll schließlich niemanden davon abhalten, seine eigenen Fehler zu
machen!“
Emma
wandte sich ihrem Spiegelbild zu und begann, ihre Lippenkonturen nachzuziehen.
Für sie war das Gespräch beendet. Simonetta verstand den Wink und zuckte nach
kurzem Zögern mit den Achseln.
„Schon
gut“, meinte sie leichthin, „ich wollte dir ja nur einen Tipp geben. Tauschen
will mit dir hier sowieso keine, alle zählen schon die Stunden und schließen
Wetten ab, wann er dich wohl wieder abserviert!“
Mit
dieser letzten Gehässigkeit auf den Lippen drehte sie sich um und ging.
Emma
hielt inne und starrte auf ihr Spiegelbild. Ihre Augen brannten und in ihrer
Kehle machte sich ein Frosch breit.
Wütend
schleuderte sie den Stift in die Ecke. Warum nur machte ihr dieses Gerede etwas
aus, sie hatte doch gewusst, dass es dazu kommen würde! Der große Gandolfo war
immer interessant und nun saßen alle ihre Kolleginnen endlich mal in der ersten
Reihe, weil es eine von ihnen betraf. Das war das beste Futter für Klatsch und
Tratsch, das man sich nur wünschen konnte!
Seufzend
erhob sie sich und las den Schminkstift auf, dessen Spitze natürlich
abgebrochen war.
Wenn
diese Geschichte tatsächlich weitergehen sollte, wonach es zumindest im Moment vage
aussah, dann würde das bestimmt nicht aufhören, soviel stand fest. Sie war, was
die Gerüchteküche anging, nie besonders zimperlich gewesen, dazu bot sie
einfach zuviel Angriffsfläche. Bei ihr hörte es eben nie auf. Nur manchmal
wurde es auch ihr zuviel, dann verwünschte sie ihren Job und sehnte sich nach
einem ruhigen Platz an irgendeinem beliebigen Schreibtisch und vor irgendeinem
beliebigen Computer. Und in einem Einzelzimmer.
Sie
hielt inne und seufzte unschlüssig.
Vielleicht
sollte sie ihn genau darum bitten!
Von
Davide hörte sie an diesem Tag nichts mehr. Als sie am Abend endlich ihr
Telefon wieder einschalten konnte, hatte er kein Lebenszeichen hinterlassen,
weder einen Anruf, noch eine Nachricht. In Gedanken zuckte sie die Schultern.
Auch gut, dann eben nicht! Vielleicht hatte er ja doch verstanden, dass von ihr
nicht mehr zu holen war als das, was er ohnehin schon gehabt hatte. Vielleicht
hatte er sich ja tatsächlich damit begnügt und war schon wieder auf der Jagd
nach einem neuen Opfer.
Am
folgenden Tag beendeten sie ihre Arbeiten vor klassischer Kulisse, verließen
Fratta, das ganze Team kehrte geschlossen in die Stadt zurück und Emma kam schließlich
am Abend müde und ausgelaugt zu Hause an.
Als
sie aus dem Taxi stieg und die Straße überquerte, hielt sie aus lauter
Müdigkeit den Blick gesenkt, daher sah sie ihn nicht gleich. Sie registrierte
seine Anwesenheit erst, als eine Männerstimme ihren Namen rief.
Emma
hob den Kopf. Davide lehnte lässig an einem glänzenden, schwarzen Wagen und schenkte
ihr sein strahlendstes Lächeln.
„Endlich!“
Ungeduldig
kam er auf sie zu und schloss sie in die Arme.
„Was
tust du hier um diese
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