Davide
hellhörig.
„Das
hat doch nichts mit Erfahrung zu tun, was du mir da andeutest, oder? Du hast
ihn ausgequetscht! Was hat er dir erzählt? Er wollte ja nicht damit rausrücken,
über was ihr gesprochen habt, aber dass du zu neugierig warst, liegt ja wohl
auf der Hand!“
„Urteile
du mal nicht schon wieder vorschnell, ich war nicht neugierig. Das ist das
berechtigte Interesse einer Mutter, deren Tochter ihr einen fast zwanzig Jahre
älteren Schwerenöter ins Haus bringt und verlangt, dass man ihn ohne Vorurteile
aufnehmen soll!“
Emma
stöhnte ungehalten. Sie hatte es ja geahnt! Sie hatte ihn von vorneherein nicht
mitbringen wollen und das hatte sie nun davon!
„Erstens
ist er nicht zwanzig Jahre älter als ich, sondern nur vierzehn!“, korrigierte
sie penibel, „und zweitens sollt ihr ihn nicht aufnehmen, sondern mir einfach
nur meinen Spaß lassen! Ich amüsiere mich gerade sehr gut mit ihm und mehr ist
da nicht, zum Teufel!“
Fabrizia
hielt inne und sah ihre Tochter ungläubig an. Irgendwie schienen bei den beiden
die Rollen leicht verrutscht zu sein! Es sah für sie so aus, als habe mal
ausnahmsweise der Mann die ernsten Absichten, während die Frau der
Schmetterling war! Und dieser unstete Falter war zu allem Überfluss auch noch
ihre eigene Tochter! Warum war dieses unbelehrbare Mädchen bloß nicht unter die
Haube zu bringen!?
„Weiß
er, dass du dich mit ihm nur amüsierst?“, fragte sie ihre Tochter mit
eindringlicher Stimme. „Wenn das tatsächlich so ist, dann solltest du es ihm
sagen!“
„Was
soll das denn nun wieder? Es ihm sagen? Liest du denn keine Zeitungen? Lebt ihr
hier hinterm Mond? Mamma – das ist Davide Gandolfo! Der Casanova von Bologna!“
Sie stand kopfschüttelnd da und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich kenne ihn
seit einer Woche! Einer Woche!“, betonte sie nochmals. „Was daraus werden soll,
das weiß doch kein Mensch, oder? Vielleicht kann er mich in ein paar Tagen
schon nicht mehr riechen, vielleicht langweilt er sich in einem Monat schon zu
Tode mit mir! Falls es überhaupt so lange dauert!“
Fabrizia
war verwirrt. Irgendwie klang das gar nicht so wie das, was Davide ihr gesagt
hatte! Aber vielleicht wusste Emma es ja besser und er hatte sie nur um den
Finger wickeln wollen!
Irgendwie
fürchtete sie schon jetzt, dass das Ganze hier zu keinem guten Ende führen
würde.
„Und
das macht dich nicht traurig? Die Aussicht, dass du so bald schon enttäuscht
werden könntest?“
„Das
ist keine Enttäuschung, Mamma, ich mache mir nur keine Illusionen! Damit kann
ich auch nicht enttäuscht werden. So einfach ist das!“
„Wenn
du meinst! Ich sollte mich da lieber raushalten, glaube ich!“
Davide
kam erst in der Nacht zu ihr. Emmas Vater und seine beiden Freunde hatten ihn
zu einer Partie nach der anderen überredet und er hatte eine nach der anderen
verloren. Als Spielpartner hatten sie sich immer reihum abgewechselt, aber wer
auch immer mit ihm zusammenspielte, verlor. Schließlich entließen sie ihn
lachend und feixend mit der herzlichen Einladung, bald wiederzukommen, aber
zugleich der dringenden Empfehlung, in der Zwischenzeit lieber noch etwas zu
üben.
Als
er endlich immer noch in sich hineingrinsend in ihrem Zimmer ankam, schlief sie
bereits. Leise zog er sich aus und legte sich behutsam zu ihr. Sie wurde nicht
richtig wach, doch sie registrierte seine Ankunft und schmiegte sich warm und
weich und nachgiebig an ihn. Das hatte er so noch nicht erlebt, seit er sie
kannte, denn sie waren bisher weder zusammen eingeschlafen noch zusammen
aufgewacht! Sie war entweder schon auf gewesen, wenn er erwachte oder sie war
nicht zur gleichen Zeit mit ihm schlafen gegangen oder sie hatte ihn einfach
alleine gelassen.
Vorsichtig
schloss er seine Arme um sie, sanft, um ihren Schlaf nicht doch noch zu
unterbrechen, und genoss das, was sich dabei in ihm ausbreitete. Es fühlte sich
fremd an, aber nicht unangenehm. Und es hatte diesmal mit Sex ganz entschieden
nichts zu tun!
Es
dauerte etwas, ehe es ihm gelang, ebenfalls einzuschlafen.
Am
nächsten Morgen war Emma früh auf den Beinen. Sie hatte den Wecker gestellt und
der klingelte sie um fünf aus dem Bett. Da sie keine Ahnung hatte, wie lange
Davide im Bad brauchen würde, warf sie ihn um halb sechs aus den Federn. Sie
musste schließlich pünktlich um acht Uhr am Set sein und wollte nicht noch mehr
Aufsehen dadurch erregen, dass sie zu spät kam und außerdem noch alle sahen,
wer sie dort ablieferte.
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