Davide
auf. Und konnte ihm an diesem Morgen auch endlich die
Befriedigung verschaffen, sich maßvoll über das Auto zu freuen, wobei sie ihn
damit nervte, dass sie darauf bestand, es nur als geliehen zu betrachten.
„Was
verstehst du eigentlich unter ‚geliehen’?“, wollte er schließlich gereizt wissen,
„was ändert das an der Tatsache, dass du darin sitzt?“
„Geliehen
heißt, dass du es wieder mitnimmst, wenn wir aufhören uns zu treffen.“
Er
sah sie einen Moment lang fassungslos an und schüttelte dann den Kopf.
„Warum
musst du eigentlich jetzt von einer Trennung reden? Hast du denn bereits vor,
dich demnächst nicht mehr mit mir zu treffen?“
Sie
zuckte die Schultern – Trennung wovon, fragte sie sich, sagte es aber nicht
laut. Schließlich hatte er der Bemerkung von Simonetta, die sie ihm gegenüber
erwähnt hatte, mit keiner Silbe widersprochen. Er schien also trotz des Autos
akzeptiert zu haben, wo die Grenzen lagen.
„Siehst
du? Ich auch nicht! Also ist diese Haarspalterei vollkommen überflüssig,
findest du nicht?“
„Wenn
du es sagst“, lenkte sie ein.
In
den nächsten Tagen und Wochen fing Emma langsam an, sich an Davide und seine zunehmend
häufigere Gegenwart in ihrem Leben zu gewöhnen, denn ganz gegen ihre
Erwartungen schien er das Experiment tatsächlich weiter verfolgen zu wollen. Er
war aufmerksam und leidenschaftlich, aber nicht aufdringlich. Allerdings hatte
er dazu auch nur sehr wenig Zeit, denn seine Termine überschlugen sich geradezu
in den nächsten Wochen.
Dennoch
suchte er ihre Gesellschaft, wann immer er die Gelegenheit dazu nutzen konnte,
weil er es in vollen Zügen genoss, sie um sich zu haben. Sie war für ihn eine
erfrischende Abwechslung in seinem Alltag und diesen Luxus wollte er sich
gönnen, so oft es ging, doch zu seinem Bedauern lehnte Emma meistens ab, wenn
er vorschlug, sie zu Treffen mit seinen Geschäftspartnern mitzunehmen. Sie
wollte nichts wissen von seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen, diese
Erfahrung hatte sie schon mit einem seiner Vorgänger gemacht. Sich auf allen
möglichen und unmöglichen Veranstaltungen vorzeigen zu lassen, war ihr ein
Graus. Es reichte ihr schon, dass sie damit ihr Geld verdiente, im Privatleben
konnte sie darauf gut und gerne verzichten!
Also
suchte er nach einem Kompromiss. Das hatte zur Folge, dass er weitestgehend
versuchte, seine geschäftlichen Verpflichtungen auf den späten Nachmittag oder
höchstens den frühen Abend vorzuverlegen. Alles andere ließ er nicht mehr zu,
außer Emma machte ihm das seltene Zugeständnis, ihn zu begleiten, was er
gelegentlich sogar zustande brachte, wie zum Beispiel bei einem Opernbesuch
oder einer Vernissage. Sogar zu einem Wohltätigkeitsball konnte er sie
schließlich überreden. Das bereute sie aber sehr schnell, als ihr wieder
bewusst wurde, wie sehr Davide Gandolfo im Rampenlicht stand. Scharen
von Lokalreportern und Klatschkolumnisten stürzten sich auf jeden auch nur
andeutungsweise Prominenten und er gehörte natürlich in vorderster Linie dazu.
Emma
war natürlich professionell genug, ihn nicht zu blamieren, doch sie schwor
sich, dass ihr ein solcher Spießrutenlauf nicht wieder passieren würde. So
beschränkten sich ihre Treffen wieder darauf, an den Abenden, die er sich hatte
freihalten können, zusammen essen zu gehen. Meistens fuhr er mit ihr in
irgendein kleines, verstecktes Lokal außerhalb der Stadt, von dem er sicher
sein konnte, dass sie dort ihre Ruhe haben würden. Oder er schaute nach einem
Abendtermin, der unvermeidlich gewesen war, spät noch bei ihr vorbei. Er
wusste, dass sie nie früh schlafen ging und solange eine bestimmte Lampe
brannte, konnte er sicher sein, sie nicht zu wecken, wenn er klingelte.
Selten,
sehr selten, aber sie tat es, machte sie ihm die Freude, ihn nach einem solchen
Abendtermin bei ihm zuhause in seinem Bett zu erwarten. Wenn er dann zu ihr
kam, hatte sie nichts dagegen, von ihm auf eine ganz bestimmte Art und Weise
geweckt zu werden, was er weidlich ausnutzte.
Ansonsten
versuchte sie immer wieder, ab und an leider auch vergeblich, allen
Konfrontationen mit der Öffentlichkeit aus dem Weg zu gehen. Sie hatte
schließlich selber genug damit zu tun, mit ihrem Arbeitsalltag irgendwie zurechtzukommen
und das war beileibe nicht immer einfach. Davide gegenüber erwähnte sie nie
etwas, doch der Auftritt von Simonetta war nur die Spitze des Eisbergs gewesen.
Da brauchte sie nicht auch noch die Schlagzeilen in den lokalen
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