Davide
anderen Sessel.
„Ja“,
antwortete sie schließlich gedehnt, „ich habe dich verstanden. Sehr gut sogar.
Und mir gefällt nicht, was ich da verstanden habe, nur damit das mal
geklärt ist zwischen uns! Wir sind also schon wieder da angekommen“, stellte
sie dann ernüchtert fest. „Du kannst dir alles erlauben, aber mir möchtest du
Vorschriften machen! Darf ich dich daran erinnern, dass das schon einmal beinahe
daneben gegangen wäre?“
„Hier
geht gar nichts daneben“, berichtigte er sie ungehalten, „ich sehe nur einfach
nicht ein, warum ich dir zugestehen soll, was ich mir selber nicht erlaube!“
Nun
starrte sie ihn fassungslos an.
„Was
du dir selber nicht erlaubst? Das soll doch wohl ein Witz sein?“
Sie
warf den Kopf in den Nacken und lachte ungeniert drauf los. Als sie sich
schließlich wieder beruhigt hatte, fiel ihr auf, dass er buchstäblich erstarrt
war.
„Was?“,
sie gluckste noch immer. „Was machst du denn jetzt für ein Gesicht?“
Er
schüttelte den Kopf.
„Weißt
du, ich frage mich gerade, was das alles hier überhaupt noch soll. Ich müsste eigentlich
jetzt aufstehen und gehen und dich einfach so sein lassen, wie du eben bist!“
Diese
Reaktion hatte Emma nicht erwartet. Sie schluckte eine flapsige Erwiderung
hinunter und starrte ihn nur wortlos an.
„Kannst
du dir wenigstens annähernd vorstellen, wie sehr du mich mit deinem ständigen
Misstrauen verletzt? Du behauptest, du vertraust mir …“
„Tue
ich ja auch …“
„Einen
Scheißdreck tust du!“, schnappte er. „Du vertraust mir nicht ein bisschen, das
sehe ich doch! Redest ständig von deiner Freiheit und unterstellst mir, dass
ich neben dir noch andere Frauen habe. Tust du doch, oder?“
„Ich
unterstelle dir gar nichts“, korrigierte sie penibel, „ich erwarte nur nicht
von dir, dass du plötzlich alles aufgibst, was du vorher getan hast und dich
von Grund auf änderst und das will ich auch nicht! Was hat das denn mit
Misstrauen zu tun?“
„Wo
ist da der Unterschied? Das ist Haarspalterei, im Ergebnis bleibt es das gleiche!
Du gehst nicht davon aus, dass ich dir treu bin und so verhältst du dich auch! Was
hat das bitte mit Ver trauen zu tun, kannst du mir das vielleicht mal
erklären?“
Konnte
sie nicht.
Emma
war sprachlos. Und entsetzt.
Wie
es aussah, hatte sie sich bis auf den heutigen Tag in ihm getäuscht. Sie war
vollkommen selbstverständlich davon ausgegangen, dass er stillschweigend weiterhin
neben ihr seine Abenteuer hatte.
Weshalb
sollte er nicht? Es hatte sie weder interessiert noch gestört.
„Warum
legst du es nur ständig darauf an, mich zu verletzen, Emma? Warum kannst du
nicht einfach glauben, was du siehst? Ich bin hier, ich bin mit dir zusammen
und nur mit dir!“
Sie
runzelte die Stirn. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, Davide Gandolfo als monogam zu betrachten!
„Wie
viele waren es, Emma? Sag es mir - jetzt!“
„Wie
viele waren es denn bei dir?“, wich sie aus.
„Emma!
– Wie viele?“ Seine Stimme hatte einen scharfen Unterton angenommen. Er würde
sich nicht mehr hinhalten lassen, soviel war ihr klar.
„Keiner
bisher.“ Sie zog die Knie hoch ans Kinn und schlang ihre Arme darum, als wolle
sie sich dahinter in Sicherheit bringen. „Bis jetzt schlafe ich mit keinem
anderen, das mache ich selten, wenn ich einen Lover habe, der so gut ist wie du!“
Sie
warf ihm einen undefinierbaren Seitenblick zu. Hoffentlich reichte ihm das und
er gab endlich Ruhe!
Davide
erstarrte und hatte mit einem Mal einen metallisch-bitteren Geschmack im Mund.
Er fühlte sich, als habe ihm jemand eine lange, dicke Nadel in die Seite
gestochen und irgendwie die Spitze angezündet. Die Worte ‚selten’, ‚Lover’ und
‚so gut wie du’ tanzten in seinem Hirn herum wie Feuer speiende Derwische. Er
bekam kaum Luft.
„Einen
so guten Lover!“, seine Stimme troff vor Ironie und klang ziemlich atemlos.
„Das ist ja ein riesiger Erfolg für mich, dass du mich zumindest als deinen
Lover betrachtest!“
In
Wahrheit konnte er seine Enttäuschung mit einem Mal kaum noch ertragen. Ihre Versicherung,
dass sie ihm treu war und die fast wie ein erzwungenes Geständnis geklungen
hatte, erleichterte und befriedigte ihn unter diesen Umständen nicht im
Geringsten, es klang im Gegenteil fast wie eine Beleidigung für ihn.
Dennoch
wollte er noch nicht so einfach aufgeben. Er beugte sich vor und streckte ihr seine
Hand entgegen, doch Emma rührte sich nicht, sondern presste nur trotzig
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