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Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel

Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel

Titel: Davidson, Mary Janice - Traummann an der Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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nichts war aus Jonas’ begeistertem Interesse gähnende Langeweile geworden. Solche Stimmungsumschwünge waren typisch für ihn.
    „Dann geh“, befahl der Prinz. Er setzte sich auf einen Laborhocker und wäre beinahe hintenüber gefallen, als er feststellen musste, dass der Hocker keine Lehne hatte.
    Fred unterdrückte ein Lächeln und hielt den Blick fest auf das Klemmbrett geheftet. Pearson hatte die Handschrift eines Serienkillers, kaum zu entziffern. Sie überlegte immer noch, ob es sich um eine Auflistung von Toxinen oder seinen Einkaufszettel handelte.
     
    „Du bist ganz schön stark“, sagte Jonas, der offensichtlich den Abmarschbefehl des Prinzen überhört hatte, zu Artur. „Fred auch. Ich habe mal zugesehen, wie sie den Kühlschrank ihrer Mutter hochgehoben hat, weil eines meiner Spielzeugautos darunter war.“
    „Das ist interessant. Und außerdem ist es eine zutreffende Beobachtung.“ „Wahrscheinlich liegt es daran, dass ihr beide Wasserwesen seid, ja? Ich meine, man schwimmt ja nicht Tag und Nacht auf dem Meeresboden herum – mit all dem Druck –, ohne außergewöhnliche Körperkraft zu entwickeln. Ich meine, ihr habt ja echten Druck auszuhalten, nicht diesen ‚Die Personalabteilung hasst mich, und ich werde gemobbt’-Druck, den wir kennen.“
    „Deswegen musst du dich nicht schämen. Jemand, der Luft atmet, ist von Natur aus viel schwächer.“
    „Äh … okay, ich bin nicht jemand, der sich schnell schämt, aber trotzdem vielen Dank. Ich wette, du kannst im Dunkeln sehen wie eine Katze.“ „Was ist eine Katze?“
    „Weil es doch wahrscheinlich dort unten ganz schön dunkel werden kann, was?“
    „An vielen Orten ist es dunkel.“ Der Prinz klang leicht verwirrt. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Wenn er sich erst einmal in ein Problem verbiss, hatte Jonas das Feingefühl eines Pitbulls. „Also sind alle Wasserwesen …“ „Das Unterseevolk“, korrigierte ihn der Prinz.
    Fred unterdrückte den Impuls, die Augen zu verdrehen. Zugegeben, er hätte sich auch einen blöderen Namen aussuchen können, wie Ben-Varry oder Caesg. Sie selbst war im Lauf ihrer eigenen Nachforschungen über Wasserwesen auf viele dämlich klingende Namen und Fakten gestoßen, die zu neunzig Prozent falsch waren.
    „Richtig, richtig, das meinte ich auch. Das Unterseevolk ist superstark und kann im Dunkeln sehen und ist imstande, Luft und Wasser zu atmen. Übrigens, wie macht man das, Luft und Wasser atmen?“ „Wir … tun es einfach.“ Artur blickte verwirrt von Fred zu Jonas. „Seid ihr nicht Kameraden? Wie kommt es, dass du solche Dinge nicht über deine Freundin weißt?“
    „Weil Fred viele dieser Dinge auch nicht weiß. Sie ist unter Menschen aufgewachsen. Zuerst habe ich mich sogar gefragt, ob sie überhaupt ein Säuger ist, weil sie immer so feuchtkalt ist. Meinst du, ihre Mutter hätte sie je zum Arzt gelassen?“ „Ich bin nie krank“, sagte Fred abwesend.
    „Wie dem auch sei, kommen wir zurück zum Thema. Fred hat keine Kiemen.
    Auch wenn sie einen Schwanz hat.“
    „Ihr Schwanz geht dich nichts an“, sagte der Prinz. „Und warum sollte sie? Sie ist nicht zur Hälfte Fisch. Sie gehört zum Unterseevolk. Zu meinem Volk.“
    „Ach, reg dich ab, Hübscher. Sei doch nicht gleich so empfindlich.“ Zu Freds Befremden fügte er hinzu: „Und kommt ja nicht auf die Idee, mich hochzuheben und wie einen Cocktail zu schütteln.“
    Artur seufzte wie ein Mann, der eine sehr schwere Last schultert. „Wir saugen Luft in unsere Körper, wenn wir an Land sind. Unter Wasser saugen wir die Luft aus dem Wasser.“
    „Okay, das hilft mir weiter. Ich muss aber doch noch mal nachfragen, in Ordnung? Wie bekommt ihr den Sauerstoff aus dem Wasser? Öffnen sich eure Körperzellen irgendwie und packen den Sauerstoff, um ihn eurem Stoffwechsel zuzuführen? Wie bei den Seesternen?“
    Nahe dran, dachte Fred. Es war schwer zu erklären. Sie dachte nie darüber nach, so wie auch die Menschen sich keine Gedanken über das Atmen machten.
    Nein, sie hatte keine Kiemen. Und sie war auch nicht halb Frau, halb Fisch, sondern ein Säugetier, das einfach wie ein solches Mischwesen aussah. Ein großes, feindseliges Säugetier, dessen normale Körpertemperatur bei einunddreißig Grad und dessen Herzfrequenz bei dreißig lag.
    Es war einfach so … wenn sie im Wasser war, musste sie nie an die Wasseroberfläche, um nach Luft zu schnappen. Ob wohl sie eine promovierte Meeresbiologin war, hatte sie sich seltsamerweise nie

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