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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Wolkow lächelte Irina an, als sie ihm die Tür öffnete. Er sah, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, als sein Fahrer vortrat und mit ihm in die Wohnung hineinging.
    »Du hast doch nichts gegen Juri, oder?« fragte er.
    Er ging an ihr vorbei in das kleine Wohnzimmer. Irina folgte ihm, und hinter ihnen trat der hünenhafte Leibwächter ein.
    »Wir sind in der Küche«, flüsterte sie Wolkow zu. »Ich habe den Samowar für eine Tasse Tee angestellt.«
    Er sah sie lächelnd an.
    »Vielen Dank«, sagte er. »Und wo ist dein kleiner Dozent – auch in der Küche?«
    »Ja«, sagte sie. »Ja, er ist dort. Er wartet auf dich …«
    Wolkow nahm seine Mütze ab, und der Fahrer trat vor, um sie ihm abzunehmen.
    »Bevor wir uns gemeinsam zu Tisch setzen«, sagte er in freundlichem Ton, »möchte ich eine Aufklärung von dir. Juri, geh in die Küche. Ich komme gleich nach. Also, Irina, warum diese dringende Nachricht? Warum wolltest du mich heute unbedingt sehen?« Er nahm ihr Kinn zwischen die Finger und hob ihr Gesicht; die Finger drückten sich immer enger zusammen, bis sie zusammenzuckte.
    »Weil er nicht glaubt, daß du mich gehen lassen willst«, sagte sie. »Er wird nicht mitkommen, wenn du es ihm nicht ausdrücklich befiehlst.«
    »Was für ein dämlicher junger Mann«, sagte Wolkow milde. »Jeder vernünftige Mensch würde gern mit dir nach Livadia fliegen … und dann nach England. Weil du mit Gewissheit nach England fliegst. Hast du den Brief deiner Mutter gelesen?«
    Er sah den Hass in ihren Augen aufschimmern, wie Wetterleuchten vor dem ersten Donnerschlag.
    »Ja, ich habe ihn gelesen.«
    »Und was wird deiner Meinung nach dein Vater sagen, wenn er ihn liest?«
    »Er wird zurückkommen«, sagte sie. »Er wird zurückkommen, um ihre Freilassung zu erwirken.«
    »Und du wirst ihn überzeugen können, daß der Brief echt ist, nicht wahr? Schließlich hast du deine Mutter ja selbst im Gefängnis gesehen. Er wird wissen, daß alles, was sie schreibt, die reine Wahrheit ist. Und du wirst selbstverständlich dein Bestes tun, ihn zur Heimkehr zu bewegen.«
    Er wartete auf eine Antwort. Neuer Mut erwachte in Irina Sasonowa.
    »Das wird gar nicht nötig sein. Mein Vater wird nicht zulassen, daß meine Mutter seinetwegen leidet. Er wird zurückkommen, um dich zu töten!«
    Zu ihrer Überraschung brach er in schallendes Gelächter aus. »Du bist wirklich ein kleiner Hitzkopf – wie schade, daß ich dich verliere! Komm, ich möchte mir deinen armen kleinen Dozenten einmal ansehen. Du wirst ihn bei lebendigem Leibe verspeisen, meine Liebe. Was du brauchst, ist ein starker Mann – wie ich!«
    Sie sah die Begierde in seinem Blick und verfluchte sich, weil sie Mut bewiesen hatte. Widerstand von ihrer Seite steigerte sein sexuelles Verlangen jetzt mehr, als wenn sie unterwürfig und verängstigt war. Er darf nicht bleiben, hatte Alexei gesagt. Er muß die Wohnung binnen einer Stunde, nachdem er den Tee getrunken hatte, wieder verlassen. Sie wandte sich von ihm ab und eilte zur Tür.
    »Das wirst du nicht mehr sagen, wenn du ihn kennen gelernt hast«, gab sie zurück.
    Poliakow stand auf, als sie eintraten. Der Samowar stand in der Mitte des Küchentisches. Außerdem waren da eine Flasche Wodka, Salz, Zitrone, süße Kekse, die zum Tee gegessen werden sollten, und saure Gurken, um den Wodka zu neutralisieren.
    Der Fahrer stand, die Arme in die Seiten gestemmt, in einer Ecke und beobachtete sie. Einen Augenblick standen sich Wolkow und der Dozent gegenüber. Wolkow sah ihn prüfend an.
    »Sie sind noch ein halbes Kind«, sagte er. »Kein Wunder, daß Irina sie beschützen will. Wollen wir uns nicht setzen?«
    Poliakow zog einen Stuhl heran, wobei es ihm gelang, ein Glas umzustoßen. Er entschuldigte sich und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von seinem blassen Gesicht. Wolkow beobachtete ihn lächelnd; er zeigte auf den Platz neben sich und sagte zu Irina: »Komm, setz dich neben mich.«
    »Was möchtest du?« fragte sie ihn. »Tee oder Wodka?«
    »Du hast ein Festmahl für mich vorbereitet«, meinte er. »Ich glaube, ich rauche zuerst einmal eine Zigarette. Aber ihr könnt ruhig schon anfangen.«
    Irina goß sich selbst Tee ein und reichte auch Poliakow eine Tasse. Sie wagte nicht, ihn dabei anzusehen.
    »Wie ich höre, zögern Sie noch, mit nach Livadia zu reisen«, sagte Wolkow zu Alexei. »Nach all der Mühe, die sich Irina gegeben hat, Ihnen einen Ausweis zu beschaffen«, schalt er. »Warum wollen Sie sie

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