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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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nicht begleiten? Finden Sie das nicht sehr undankbar?«
    Alexei schlürfte seinen heißen Tee und hustete; er lief rot an, als er sich die Lippen verbrannte. Es dauerte wenige Augenblicke, bis er antworten konnte.
    »Verzeihen Sie, Genosse General. Ich habe mir den Mund verbrannt. Nein, bitte glauben Sie nicht, daß ich nicht nach Livadia fahren möchte. Es ist eine wunderschöne Abwechslung, einmal Ferien machen zu können … Ich weiß nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll.« Aus lauter Nervosität verhaspelte er sich beim Sprechen.
    »Warum bin ich dann hier?« wollte Wolkow wissen. »Mir wurde gesagt, Sie hätten Angst wegzufahren. Sie fürchteten, ich könnte meine Zusage, Sie beide diese kleine Reise gemeinsam unternehmen zu lassen, wieder zurücknehmen. Ist es nicht so?«
    »Ja«, gab Poliakow zu. »Ja, davor hatte ich Angst. Irina versuchte, mich zu überzeugen, aber ich konnte es nicht glauben …« Er stockte.
    »Reden Sie weiter«, forderte ihn Wolkow auf. »Nichts ärgert mich mehr, als wenn man mir Lügen auftischt. Sagen Sie die Wahrheit, mein Junge. Sagen Sie mir immer die Wahrheit.«
    »Ich dachte, Sie würden mich verhaften lassen«, stotterte der Dozent. »Ich begriff nicht, warum Sie mich gehen lassen sollten.«
    Irina hatte ihm ein Glas Tee eingeschenkt; eine Zitronenscheibe schwamm darin. Wolkow sah sie von der Seite an. Der Tee war ebenso klar und ungetrübt wie das Glas. Das Pulver hatte sich augenblicklich aufgelöst.
    »Die Plätzchen sind gut«, sagte sie. »Ich habe sie selbst gebacken.«
    »Sie sehen gut aus«, bemerkte Wolkow. »Wusstest du eigentlich, daß sie Rasputin mit solchem Gebäck vergiften wollten? Sie gaben soviel Zyankali hinein, wie ausgereicht hätte, zehn Menschen zu töten. Er aß alles auf, und nichts geschah. Warum isst du nicht auch ein Stück, meine Liebe?«
    »Gern«, sagte sie.
    Wolkow stellte das Glas wieder hin, ohne daraus zu trinken.
    Er drückte seine Zigarette aus und schob den Stuhl zurück.
    »Ich will Ihnen Ihre Frage beantworten«, sagte er zu Alexei. »Ich lasse Sie mit Irina fahren, weil sie etwas für mich erledigen wird. Sie sind ihre Belohnung … Wenn sie es so haben will.« Er drehte sich zu ihr um und sagte: »Und jetzt werden wir uns entschuldigen. Wir werden unter vier Augen voneinander Abschied nehmen.« Er ergriff ihren Arm und zog sie hoch.
    »Antoni –«, begann sie. »Antoni, bitte –«
    »Ich bin vor Dienstschluss aus dem Büro weggegangen, um bei dir zu sein«, sagte er. »Ich will keine Zeit mehr vergeuden.«
    Er war eingeschlafen, als Poliakow zustach. Irina preßte ihre Hände gegen den Mund, um den Schrei zu unterdrücken, der ihn geweckt hätte. Der Dozent stieß ihm das Messer in den Rücken, zog es heraus und stieß noch ein zweites Mal zu. Wolkow gab in den Kissen einen gurgelnden Laut von sich; sein Körper bäumte sich auf und zuckte. Dann blieb das durchbohrte Herz stehen.
    Irina rollte von ihm weg, als das Blut über seinen nackten Rücken auf das Bettzeug zu rinnen begann. Sie stand nackt da und zitterte am ganzen Körper. Der Dozent kam auf sie zu und legte die Arme um sie. Auch er bebte.
    »Zieh dich an. Beeil dich, mein Liebling, und zieh dich an.«
    »Der Leibwächter«, rief sie aus. »Was ist mit dem Leibwächter?«
    Poliakow sagte leise: »Ich habe ihm den Tee gegeben. Er ist bereits bewusstlos. Bald ist er tot. So tot, wie dieses Schwein hier. Hat er dir weh getan?«
    Die Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie weinte einen Augenblick in seinen Armen.
    »Nein«, sagte sie. »Nein … Ach, Alexei, Alexei, wie konntest du das nur tun? Ich hätte nie gedacht, daß du es könntest. O Gott, was sollen wir jetzt machen?«
    »Von hier verschwinden«, sagte er. Er bückte sich und zog ein blutbeflecktes Laken über Wolkows Leichnam. »Schau nicht hin«, sagte er. »Zieh dir etwas an und hol deinen Koffer. Beeil dich.«
    Als sie in die Küche kam, stieß sie einen Schrei aus. Poliakow hatte die Uniform des Fahrers angezogen. Der Rock war viel zu groß für seine schmächtige Gestalt.
    »Ich habe meinen eigenen Anzug noch darunter«, sagte er. »Wir nehmen seinen Wagen. Wir fahren zum Busbahnhof und lassen den Wagen irgendwo stehen. Dann erreichen wir noch den Flug nach Simferopol. Du siehst aus, als ob du umkippen würdest – ist alles in Ordnung?«
    »Es ist nichts«, sagte Irina. Sie sah die Beine des Fahrers unter dem Küchentisch herausragen und wandte rasch den Blick ab.
    »Man wird sie frühestens in ein oder

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