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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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hochmütig. Er setzte sich wieder und schlug ein Bein über das andere.
    »Also, meine Herren«, sagte er. »Was möchten Sie gerne wissen?«
    Diesmal war es der Botschafter, der sprach:
    »Wie lange arbeiten Sie schon für den CIA?«
    Das der NATO-Marinestation in der Türkei zugeteilte U-Boot war durch den Bosporus zum Hafen von Midia gelangt. In der Nacht zum 24. war das Boot getaucht und in die offene See ausgelaufen. Der Kommandant hielt in mittlerer Tiefe einen gradlinigen Kurs ein; neben der normalen Besatzung waren drei SAS-Kommandos an Bord, die für Unterwassereinsätze besonders ausgebildet waren. Der befehlshabende Offizier war ein ausgezeichneter Marinemann, und an Bord des U-Bootes befand sich ein ganz besonderes Spezialgerät. Es bestand aus einem Rumpf aus Fiberglas, der nacheinander bis zu einer Länge von sieben Metern zusammengebaut werden konnte. Mit einziehbarem Mast und einem kleinen Außenbordmotor. Außerdem enthielt er sechs aufblasbare Schwimmwesten und für Notfälle ein aufblasbares Floß.
    Die SAS-Kommandos waren mit Handfeuerwaffen ausgerüstet. Der Kapitän war früher Kommandant eines Polaris-U-Boots gewesen und nach Ablauf seiner Dienstzeit im Atlantik in der Türkei stationiert worden. Er hatte versiegelte Order; er durfte den Umschlag erst öffnen, nachdem sie auf Tauchstation gegangen waren. Er las den Befehl in seiner Kajüte. Er erhielt genaue Angaben über sein Reiseziel und den Zeitpunkt, zu dem er es zu erreichen hatte. Dort sollte er auftauchen, seine Spezialladung absetzen und wieder tauchen, um abzuwarten. Der Befehl besagte, daß die Kommandos genau nach Plan zurückzukehren hätten. Das U-Boot sollte sie wieder an Bord nehmen und unverzüglich zum Ausgangshafen zurückkehren. Der junge Führer des Kommandos hatte selbst seine Order bekommen; der letzte Teil stimmte genau mit dem Befehl überein, den der U-Boot-Kommandant erhalten hatte. Sein Auftrag war, im Hafen von Sewastopol drei Passagiere zu übernehmen und mit ihnen zum Treffpunkt zurückzukehren. Falls diese nach einer Wartezeit von fünfzehn Minuten nicht eingetroffen waren, sollte er Anker lichten und ablegen.

12
    Davina blickte auf ihre Armbanduhr; vom Leuchtzifferblatt konnte sie das Datum ablesen: der 25. Es war vier Uhr morgens. Zu dieser Zeit wachte Sasonow immer auf, als sie das Apartment am Shepards Bush bewohnten, und seine Stimmung hatte dann immer ihren Tiefpunkt erreicht. Oft spürte sie seine Unruhe sogar, wenn sie noch schlief; dann rührte sie sich neben ihm und erwachte voll Mitgefühl. Sie dachte viel an ihn während der stillen Stunden vor Tagesanbruch, wenn Peter Harrington auf seiner Seite des Bettes schnarchte und sie sich so weit wie möglich von ihm entfernt auf die andere Seite kuschelte. Seit der Abreise aus Westberlin hatte er keinen Versuch mehr unternommen, mit ihr zu schlafen. Er machte seine Witze und flirtete mit ihr wie gewöhnlich, aber unter der falschen Maske wuchs seine Spannung. Je näher der 25. heranrückte, desto nervöser wurde er. Er trank jetzt beim Abendessen oft und viel und schlief dann rasch ein.
    Sie dehnte sich, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte an Sasonow – mit ihrem Körper ebenso sehr wie mit ihrem Verstand. Sie sehnte sich in diesen schlaflosen Stunden nach ihm; sie dachte an die kraftvolle, überwältigende Art, mit der er sie liebte – wobei er durch Leidenschaftlichkeit ausglich, was ihm dabei an Zartheit fehlte. Sie machte sich nichts aus einem raffinierten, ausgeklügelten Liebesakt. Seit sie Sasonow kannte, liebte sie nur noch seine ungestüme Art geschlechtlicher Begierde. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, daß sie keine Ruhe finden konnte, und der Mann neben ihr war nichts als ein Störenfried. Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, sie dürfe sich keinen erotischen Phantasien hingeben, die nie wieder Wirklichkeit werden würden. Sie würde Sasonow nicht wieder sehen, wenn sie nach England zurückkam. Es war vorbei. Der Abschied in jener armseligen Geheimwohnung war für sie beide das endgültige Lebewohl gewesen … Aber dann kam der Versucher und flüsterte, daß er vielleicht, wenn er mit seiner Tochter zusammentraf, ihr danken würde, daß er sie vielleicht noch ein einziges Mal wieder sehen wollte …
    Und er hatte etwas auf russisch zu ihr gesagt und leise hinzugefügt: »Ich sage es dir auf englisch, wenn du zurückkommst.« Aber was es auch gewesen sein mochte – sie würde es nicht mehr von ihm hören. Es mußte ein

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