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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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über Humphrey Grant und spielte die Rolle eines Clowns, der seine beste Zeit bereits hinter sich hatte. Er nahm den Posten bei der UNO an und tarnte sich mit den Kontakten zu dem Rumänen und dem Ostdeutschen, während er letzterem gleichzeitig streng vertrauliche Informationen über den angloamerikanischen Geheimdienst weitergab. Er erhielt die Weisung, sich häufig zu betrinken, damit er demnächst nach London zurückberufen würde. Das Trinken kam ihm sehr gelegen: die Gewohnheit hatte Besitz von ihm ergriffen, auch ohne daß er damit seinen Anweisungen folgte. Er hatte Wochen gewartet, bis er ein zufälliges Treffen mit Davina Graham arrangierte. Und alles, was sie tat, half ihm dabei, Iwan Sasonow für das KGB ausfindig zu machen. Daß er sie jetzt mitgenommen hatte, war die letzte Ironie, schwarzer Humor, der seiner Überzeugung entsprach, daß die Menschen von einem bösartigen Schicksal manipuliert werden. Es war ein Jammer, daß es ausgerechnet Davina sein mußte. Er öffnete die Augen und rieb sie: Für einen Augenblick verschwamm es ihm im grellen Sonnenschein golden und schwarz vor Augen.
    Er sah auf die Uhr: es war 3.45 Uhr. Noch eine Stunde und fünfzehn Minuten, bevor der Dampfer abfuhr. Aus Moskau war noch keine Nachricht eingetroffen. Keine Empfangsbestätigung für seine beiden Meldungen. Er schüttelte die Unsicherheit von sich. Wenn man in Moskau jetzt alles kaputtmachte, war es nicht seine Schuld. Es würde nicht seine Schuld sein, wenn er zum Kapitän des Schiffes gehen und seinen Ausweis vorzeigen müßte, um zu verhindern, daß Davina und die anderen an Land gingen. Und auf See würde er diesen Ausweis nötig haben. Der Kapitän würde nicht, wie es die Empfangsdame und deren Ehemann im Hotel getan hatten, sein Wort für bare Münze nehmen. Er stand auf und ging hinein. Er blieb am Empfang stehen und sah die Frau fragend an. Sie schüttelte den Kopf. Nichts. Er fluchte über Antoni Wolkow. Und dann sah er Davina mit Irina und Alexei Poliakow aus dem Garten hereinkommen.
    Tatitschew saß in seinem Büro. Die erste entschlüsselte Nachricht lag vor ihm auf dem Schreibtisch, als ihm die zweite Meldung von der Krim in entschlüsselter Form vorgelegt wurde. Schon die erste Meldung hatte ihn alarmiert. Die Dringlichkeit der zweiten jedoch, mit der die Verhaftung von drei Menschen verlangt wurde, die nur durch Decknamen bezeichnet waren, verlangte, daß er in Wolkows Safe einbrach und dessen Akten durchlas. Dafür wagte er die Verantwortung nicht zu übernehmen. Er meldete ein dringendes Gespräch zu Wolkows Vorgesetztem, dem Vorsitzenden des Staatssicherheitskomitees in dessen prächtiger Datscha im Bezirk Usowo an, der für die Mitglieder des Politbüros reserviert war; es war General Igor Kaledin, der Antoni Wolkow jetzt bestimmt nicht mehr zu seinem Nachfolger als Chef des KGB nominieren würde.
    Es dauerte einige Zeit, bevor Kaledin den Anruf aus Moskau beantwortete. Er hatte auf dem Privatstrand in der Sonne gelegen und wie eine Schildkröte vor sich hingedöst, als ihm gemeldet wurde, es läge ein sehr dringender Anruf von Wolkows Stellvertreter Major Tatitschew vor. Der Major kaute an einer Zigarette, bis ihm der Tabak in die Zunge stach und er die einzelnen Stücke in den Aschenbecher spuckte. Er wartete gespannt und sah immer wieder auf die Uhr. Kaledin war alt; er brauchte einige Zeit, um in seine Datscha zurückzukommen. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Tatitschew mit ihm sprechen konnte. Aufgeregt berichtete er, daß Wolkows Leiche in der Wohnung von Irina Sasonowa entdeckt worden sei. Ja, ja, stotterte er, die Sicherheitspolizei habe bereits mit der Fahndung nach ihr begonnen. Ein ausführlicher Bericht werde gerade fertig gestellt und ihm in Usowo durch Sonderkurier überbracht. Aber die beiden Meldungen aus Livadia trugen den Vermerk höchster Dringlichkeit, und die angegebene Zeitspanne sei bereits verstrichen. Er wisse nicht, ob er die verlangten Maßnahmen auslösen solle, und kenne keinen Agenten, der sich Danton nenne.
    Igor Kaledin war einen Augenblick unschlüssig. Er wußte, wer Danton war: der Doppelagent, der in der Personalabteilung des britischen Geheimdienstes in London arbeitete und den Auftrag erhalten hatte, die Vorbereitungen zu treffen, damit Sasonow aus dem Wege geräumt werden konnte. Laut Wolkow hatte er Erfolg gehabt, und der Verräter war in der Feuersbrunst von Halldale Manor umgekommen. Danton befand sich auf dem Ausflugsdampfer, und er besaß für

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