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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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eigenen, gestochenen Handschrift zum Ausdruck – in den Notizen, die eine Art von persönlichem Tagebuch darstellten, das für niemand anderen als für ihn selbst bestimmt war.
    Er hatte es auf Kaledins Stuhl abgesehen. Wäre es ihm gelungen, den seit zwanzig Jahren für die Sowjetunion gefährlichsten Überläufer nach Russland zurückzubringen, wären seine eigene Tüchtigkeit und Igor Kaledins Inkompetenz bewiesen gewesen. Und zu diesem Zweck hatte er Fedja Sasonowa verhaftet. Eine Maßnahme, die, wenn sie ruchbar geworden wäre, den schlüssigen Beweis dafür geliefert hätte, daß ihr Ehemann lebte und mit dem Westen zusammenarbeitete. Aber die Verhaftung war geheim gehalten worden, ebenso wie die detaillierte und abstoßende Schilderung seiner Verführung ihrer Tochter. Kaledin hatte nicht die geringsten Bedenken, seelischen oder physischen Druck auszuüben, wenn es darum ging, ein politisches Ziel zu erreichen. Die widerwärtige und grausame Behandlung von Regimegegnern in den speziellen Nervenheilanstalten hatte seine volle Billigung, aber in Bezug auf das Verhalten seiner Untergebenen legte er andere Maßstäbe an. Politische Zweckmäßigkeit rechtfertigte jede Abweichung von der Norm; aber Machtmissbrauch, um persönlichen Ehrgeiz zu befriedigen, brachte die ganze Organisation in Verruf. Es sprach dem Symbolgehalt des KGB-Abzeichens hohn – die Verteidiger des Staates gegen seine äußeren und inneren Feinde. Der alte Mann geriet bei seiner Lektüre immer mehr in Wut. Die Tochter zu erpressen und die Mutter als Faustpfand zu benutzen – das waren Schachzüge, wie Wolkow sie häufig anwendete. Aber daß er als Teil dieses Spiels seine niedrigen Instinkte befriedigte, beleidigte Kaledins puritanische Einstellung. Er hasste alles Degenerierte: er verfolgte Homosexuelle aus Prinzip; er befürwortete die Todesstrafe für Vergewaltigung.
    Und die Planung entwickelte sich weiter. Eine Phase folgte auf die andere, während Kaledin Dantons Berichte und die in Sewastopol geplante Entlarvung in allen Einzelheiten durchlas. Irina Sasonowa, der Universitätsdozent Poliakow und eine britische Agentin, die sich als ostdeutsche Touristin ausgab, sollten in dem Augenblick festgenommen werden, wenn sie im Hafen an Bord einer Jacht gingen, die unter polnischer Flagge segelte. Danton sollte entkommen und nach England zurückkehren, um seine Arbeit fortzusetzen. Die nächste und letzte Phase in Wolkows Plan sah Verhandlungen mit dem britischen Geheimdienst und der britischen Regierung mit dem Ziel vor, Sasonow gegen die Freilassung seiner Frau und Tochter und im Austausch gegen die britische Agentin in die Sowjetunion abzuschieben. Danton wußte aus bester Quelle, nämlich von der Agentin persönlich, daß Sasonow bereit war, nach Russland zurückzukehren, um seine Familie zu retten.
    Es war eine fein ausgeklügelte Operation. Alle Einzelteile passten genau ineinander und ergaben ein Bild, wie es sich Antoni Wolkow wünschte. Ein hervorragender Coup des sowjetischen Nachrichtendienstes, der ohne Kaledins Wissen von seinem Untergebenen geplant und ausgeführt werden sollte. Aber das Kernstück des Ganzen lag in einem Grab auf dem Areal der KGB-Klinik in Kuntsewo. Bei dem fertig zusammengesetzten Puzzle fehlte der Kopf der Heldengestalt. Wolkow hatte jede Eventualität vorausberechnet, außer derjenigen, auf die er sich in Irina Sasonowas Bett eingelassen hatte.
    Kaledin klappte den Aktendeckel zu. Er sah auf seine Armbanduhr und dachte nach. Der Ausflugsdampfer war unterwegs. Der Kapitän hatte seinen Funkspruch erhalten. Vorläufig konnte nichts passieren, und er hatte Zeit, sich die nächsten Schritte genau zu überlegen.

13
    Sasonow fiel auf, daß der amerikanische Beobachter nach der ersten Sitzung nicht wieder erschienen war. Der verbindliche Südstaatler war ihm kurz vorgestellt worden und hatte sich zwischen Kidson und dem Kapitän zur See vom Verteidigungsministerium an den Tisch gesetzt. Er machte sich Notizen; Sasonow wußte, daß die Sitzungsprotokolle auf Band aufgenommen und nach Washington geschickt werden würden. Er stellte keine Fragen. Nachdem der Amerikaner weder an den Vormittags- noch an den Nachmittagssitzungen teilgenommen hatte und auch beim Abendessen nicht erschienen war, fragte Sasonow am nächsten Morgen Kidson, wo er denn sei. Kidson sah sehr abgespannt aus; äußerlich war er zwar noch ebenso umgänglich wie eh und je, aber er zeigte Anzeichen von Stress. »Er wurde plötzlich abberufen«,

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