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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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sich gekehrt Poliakow war. Neben ihr schaute Irina aus dem Fenster. Sie strahlte nicht mehr, seit Davina sie im Garten gefunden hatte. Sie sah bleich aus und biss sich nervös auf die Unterlippe. »Mein Gott«, murmelte Davina, »wenn er bloß nichts merkt … er darf nicht mißtrauisch werden …«
    Am Hafen stiegen sie aus, und Peter Harrington nahm ihren Arm.
    »Dort ist die ›Alexander Newsky‹«, sagte er. »Ein hübsches Schiff, findest du nicht auch? Die beiden machen einen ziemlich verdrossenen Eindruck – er hat kaum ein Wort gesagt.«
    »Kein Wunder«, sagte Davina. »Du hast kaum einmal Luft geholt. Die sind bloß schrecklich nervös, das ist alles. Zur Essenszeit bin ich selbst beinahe umgekippt.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Aber du brauchst keine Angst zu haben. Es wird alles glatt gehen. Ich bin sehr zuversichtlich.«
    »Heute morgen warst du es noch nicht«, wandte sie ein … Sprich weiter mit ihm, sei ganz normal, was auch passieren mag … »Du hast dich über den armen, jungen Mann schrecklich aufgeregt«, fuhr sie fort. »Du hast mir einen gewaltigen Schrecken eingejagt, als du sagtest, Spencer-Barr arbeite für die andere Seite … kein Wunder, daß ich in die Knie gegangen bin! Was hat dich plötzlich so optimistisch gemacht?«
    »Sei nicht böse«, murmelte er und beugte sich zu ihr. Er hatte eine starke Alkoholfahne – es stimmte gar nicht, wenn immer behauptet wurde, von Wodka bekomme man keine Fahne. »Ich habe mir nur Gedanken gemacht, das ist alles. Auch ich habe manchmal Nerven, weißt du. Er ist in Ordnung, das habe ich schnell festgestellt. Ich kann bei so einer Unterredung Überraschungen einfach nicht ausstehen. Und ich bin überzeugt, daß dieser kleine Kriecher nicht das ist, was er zu sein vorgibt. Ich werde mich etwas näher mit ihm beschäftigen, wenn wir wieder zurück sind.«
    »Ja«, sagte Davina gedehnt, »das täte ich an deiner Stelle auch.«
    Igor Kaledin saß vorgebeugt, mit aufgestützten Ellbogen an Wolkows Schreibtisch und hatte sich die Brille aufgesetzt. Er war ein starker Raucher und eine Wolke blauen Pfeifenqualms hing über seinem Kopf. Er hatte die Akte über Sasonow, die Wolkow persönlich angelegt und im Safe aufbewahrt hatte, bis zu Ende gelesen. Bei der letzten Eintragung fehlte der Schluß. Antoni Wolkow war wegen seiner Geheimniskrämerei bekannt; er wollte seine Erfolge mit niemandem teilen. Nicht einmal Kaledin hatte geahnt, wie er vorging, bis er die Akten gelesen hatte. Alle Kopien hatte Wolkow persönlich gemacht. Alle Bandaufnahmen von Telefongesprächen, von Verhören und alle Meldungen bewahrte er in Kopien in seinem persönlichen Safe auf, und sie gelangten nur dann in die Registratur, wenn das jeweilige Projekt erfolgreich abgeschlossen worden war. Und auch das nicht in jedem Fall, wie Kaledin feststellen konnte, als er in anderen Akten blätterte, deren Deckbezeichnungen er kannte. Alle Unterlagen, die für Wolkow unvorteilhaft schienen, waren vernichtet worden. Nur was andere belastete, erschien in seiner offiziellen Berichterstattung. Er stopfte sich wieder seine Pfeife und zündete sie an, dann blies er den stark riechenden Tabakrauch von sich. Sein ledriges Genick färbte sich stumpfrot, und der aufsteigende Zorn glühte in den kleinen Augen hinter den Brillengläsern.
    Die Flucht Iwan Sasonows war eine größere politische Katastrophe für das Politbüro gewesen. Ihr Propagandawert für den Westen war vom britischen Geheimdienst noch nicht in vollem Umfang ausgenutzt worden; man hatte den Sowjets lediglich einen falschen Toten angedient. Und Kaledin wußte, daß Sasonow mit seinen jetzigen Gastgebern eine Zeitlang schachern würde, bevor er ihnen sein ganzes Wissen preisgab. Und was er wußte, war von so entscheidender Bedeutung, daß der Doppelagent, Danton, aus New York zurückberufen worden war, um ihn von der Zentrale des britischen Geheimdienstes aus aufzuspüren. Die Brandbombe von Halldale Manor schien Erfolg gehabt zu haben. An diesem Punkt der Lektüre schnellte Kaledins Blutdruck im gleichen Verhältnis zu seinem Zorn in die Höhe. Wolkow hatte es nicht geglaubt, aber er hatte diese Auffassung für sich behalten. Und er hatte verschwiegen, daß Danton seine Ansicht bestätigt hatte. Er hatte niemandem gesagt, daß er mit Sicherheit wußte, Sasonow sei noch am Leben. Das Ausmaß dessen, was er getan und was er riskiert hatte, zeigte die Grenzenlosigkeit seines Ehrgeizes. Und dieser Ehrgeiz kam schwarz auf weiß in seiner

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