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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Empfangsdame ein, die ihn sofort ins Hinterzimmer führte, wo das Privattelefon stand. Dann ging sie wieder hinaus und schloß die Tür hinter sich. Harrington setzte sich hin und nahm den Hörer ab. Es war keine Nachricht für ihn eingetroffen. Fast neun Stunden waren vergangen, seit er seine Meldung an Wolkow durchgegeben hatte. Vor dem späten Vormittag hatte er keine Antwort direkt an das Hotel erwartet. Er machte sich klar, daß es ein Wochenende war und daß Wolkow die Stadt bestimmt verlassen hatte. Es würde einige Zeit dauern, bis man ihn erreicht hatte. Sein Verdacht, den er geäußert hatte, als er am frühen Morgen den Ausflugsdampfer in den Hafen einlaufen sah, hatte seinen Chef in Moskau bestimmt mit der Möglichkeit einer Flucht über See rechnen lassen. Einige Sicherheitsvorkehrungen waren zweifellos bereits getroffen worden … Aber man hätte Verbindung mit ihm aufnehmen und den Erhalt seiner Meldung bestätigen müssen. Er runzelte die Stirn und brummte etwas vor sich hin, während er die Spezialnummer wählte und eine zweite Meldung durchgab. Die Datumsangabe, die er im Verkehr mit dem britischen Nachrichtendienst als Schlüsselwort verwendet hatte, besaß eine doppelte Funktion. Die Nachricht, die er auf das in Moskau stehende Bandgerät sprach, erhielt den doppelten Vorspann »Äußerst dringend, höchste Alarmstufe!« Entschlüsselt enthielt die Meldung in allen Einzelheiten den Plan, daß Irina und ihr Begleiter aus Russland hinausgebracht werden sollten, indem beide den Ausflugsdampfer in Sewastopol unbemerkt verließen und von einer Jacht unter polnischer Flagge übernommen wurden. Der Sicherheitsdienst in Sewastopol mußte alarmiert, die beiden Frauen mußten zusammen mit dem Russen verhaftet werden, sobald sie den Versuch unternahmen, an Land zu gehen. Er selbst mußte die Möglichkeit zur Flucht erhalten, damit er den nächsten Treff wahrnehmen konnte. Er verlangte dringend eine sofortige Bestätigung, daß man seine Meldung bekommen habe und daß der weitere Ablauf so, wie er ihn vorgeschlagen habe, gesichert sei. Er nannte seine Decknamen und schloß mit dem Rufzeichen. Er stieß die Tür auf und nickte der verängstigten Frau hinter dem Empfang kurz zu. Er hatte nicht die Absicht, zu Davina hinaufzugehen. Er war sich während des Mittagessens darüber klar geworden, daß sein Gedanke, Poliakow beiseite zu nehmen und ihn der örtlichen Miliz zu übergeben oder einfach umzubringen, eine Lösung war, die nur aus seiner Panikstimmung erwachsen war.
    Das Unerwartete hatte ihn nervös gemacht. Er hatte in dem jungen Mann einen Agenten von Spencer-Barr gesehen, der sich durch seine Freundschaft mit Irina Sasonowa eine passende Tarnung zugelegt hatte. Er hatte schlecht darauf reagiert, das mußte er zugeben. Seine Nerven waren arg strapaziert. Es hatte ihm gut getan, daß er wieder zu trinken begonnen hatte. Er war betrunken eingeschlafen, und als er aufwachte, klopfte sein Herz sehr heftig, und er zitterte am ganzen Körper. In diesem Zustand war er am Morgen erwacht, als das Bett neben ihm leer war und Davina im Nachthemd auf dem Balkon stand und zusah, wie der Ausflugsdampfer einlief. Und sein Notizbuch auf dem Tisch lag.
    Er war zu Tode erschrocken und gleichzeitig wütend gewesen, als er zu ihr in den Mondschein hinaustrat. Sein hoch trainierter Verstand hatte unabhängig von der Wirkung des Wodkas in seinem Gehirn funktioniert und gesagt: Auf diesem Wege wollen sie sie herausholen. Auf dem Seeweg, mit einem Schiff wie diesem da. Wahrscheinlich sogar mit diesem Schiff. Und derselbe Verstand hatte sich der Handtasche bedient. Er dankte Gott für seinen scharfen Instinkt. Wenn man Gott für so etwas danken konnte. Er dankte Gott für die Liebesseligkeit der beiden jungen Russen. Die war nicht vorgetäuscht – sie gehörte auch nicht zum Lehrplan der Moskauer Zentrale. Nicht einmal in Langley bei Washington oder Langham Place in London, wo man lernte, Gefühle vorzutäuschen, wäre so etwas möglich gewesen. Alexei Poliakow war kein britischer Agent, der von dem verhaßten Spencer-Barr entsandt worden war. Er war genau das, was er von sich behauptete: der Liebhaber des Mädchens, der gemeinsam mit ihr in den Westen entkommen wollte. Harrington brauchte die beiden nur nebeneinander zu sehen, um zu wissen, daß es so war.
    Über Poliakow brauchte er sich keine Gedanken zu machen. Wolkows Häscher auf der Krim würden mit ihm fertig werden … ebenso wie er versprochen hatte, den

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