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Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Verdrossenheit zeige, um so länger werde ich dort bleiben. Was ich wirklich dringend brauche, ist eine neue Aufgabe – etwas, womit ich beweisen kann, daß ich noch lange nicht am Ende bin. Wissen Sie, was White zu mir gesagt hat? ›Sie sind nicht mehr der Jüngste, mein Lieber. Für Spencer-Barr spricht seine Jugend.‹ Als ob Erfahrung nicht wichtiger wäre … Kellner? Bitte noch zwei.«
    Davina lehnte sich zurück und sagte wie nebenbei: »Wieviel haben Sie in den Staaten getrunken, Peter?«
    Er fuhr herum und sah sie an.
    »Was meinen Sie damit – wieviel ich getrunken habe? Wer hat hinter meinem Rücken mit Ihnen gesprochen?«
    »Sie selbst«, sagte sie. »Hören Sie, Peter, ich habe Sie gern, und wir kennen uns schon sehr lange. Aber ich habe keine Lust, hier herumzusitzen und mir Ihre Klagelieder anzuhören, wenn Sie mir nicht die Wahrheit sagen. Hat Ihre Trinkerei zu dieser Entwicklung beigetragen oder nicht?«
    »Na ja, ich glaube schon«, antwortete er mürrisch. »Es hat sich wohl ein bißchen herumgesprochen, und die Zentrale hat davon erfahren. Meiner Arbeit hat das aber nie geschadet – in New York und Washington trinkt jeder mal ein Glas zuviel. Das hatte wirklich nichts damit zu tun.«
    »Wenn man versucht, zwei Doppelagenten auf hochbrisanten Gebieten anzuwerben, greift man nicht zur Flasche«, sagte sie. »Warum finden Sie sich nicht zunächst einmal damit ab? Hören Sie auf zu trinken. Zeigen Sie allen, daß Sie nicht mehr trinken. Lassen Sie Spencer-Barr aus dem Spiel. Schauen Sie genau in den Spiegel, Peter, und stecken Sie den Korken um Gottes willen in die Flasche zurück, oder treten Sie aus dem Dienst aus und tun Sie etwas anderes!«
    »Mein Gott!« Er starrte sie angriffslustig an. »Mein Gott, ich bin richtig glücklich, daß ich Sie auf einen Drink eingeladen habe! Haben Sie noch eine Gardinenpredigt auf Lager, bevor ich die Rechnung bezahle?«
    »Ich war es übrigens, die sich mit Ihnen unterhalten wollte«, meinte sie ungerührt. »Und ich habe eine Idee, aber es hat keinen Sinn, sie mit Ihnen zu besprechen, wenn Sie sich weiterhin so kindisch verhalten. Spencer-Barr mag zwar fünfzehn Jahre jünger sein als Sie, aber er macht einen durchaus erwachsenen Eindruck auf mich. Besorgen Sie mir doch bitte Zigaretten.«
    Der Kellner brachte die Drinks, und sie wartete auf Harringtons Reaktion.
    »Welche Marke wollen Sie?« fragte er mißmutig. »Eine Packung Benson & Hedges«, sagte er zum Kellner auf ihre Antwort hin.
    »Ich wüsste nur gern«, fragte er, »warum Sie mir plötzlich so zusetzen.« Sie bot ihm eine Zigarette an und zündete sie ihm an. »Ich meine es doch bloß gut mit Ihnen, Sie Dummkopf. Ich gebe Ihnen einen guten Rat. Sie sind ein Profi in Ihrem Job, Sie wüssten gar nicht, was Sie anderswo anfangen sollten. Ich übrigens auch nicht, und dabei bin ich erst halb so lange dabei. Sie haben sich gehen lassen, Peter, deshalb hat man Sie abgelöst. Sie sind noch viel zu jung und viel zu erfahren, um jetzt schon in den Ruhestand zu treten, und genau das wird wahrscheinlich passieren. Glauben Sie nur nicht, daß sich Spencer-Barr nicht über das Essen geäußert hat – er ist genau der Typ. Machen Sie aus Ihrem Herzen keine Mördergrube. Und bringen Sie sich wieder in Schwung. Sie sind abgeschlafft.«
    »O Himmel«, stöhnte Harrington, »was würden Sie mir denn raten, jeden Morgen einen Waldlauf?«
    Davina nippte an ihrem Drink und lächelte. »Eine gute Idee«, sagte sie, »vielleicht müssen Sie eines Tages Ihre Beine unter den Arm nehmen.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?« bohrte er. Er hatte sich beruhigt.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich habe eine Idee. Vielleicht kommt nichts dabei heraus, bestimmt nicht, wenn Sie sich nicht zusammenreißen. Sie wollen doch in den aktiven Dienst zurück?«
    »Ja«, sagte er, »ich würde alles dafür geben – und Sie haben recht – ich habe mich gehen lassen. Mehr können Sie im Augenblick wohl nicht dazu sagen?«
    »Nein, ich muß es mir erst genau durch den Kopf gehen lassen. Ich fürchte, ich kann überhaupt nicht mehr sagen, solange ich die Idee nicht dem Chef verkauft habe.«
    »Es dürfte Ihnen nicht leicht fallen, mich zu verkaufen«, meinte er. Er hob das Whiskyglas und betrachtete es. »Ich will diesen Drink nicht umkommen lassen«, erklärte er. »Besonders, weil's wahrscheinlich mein letzter sein wird.«
    Er trank das Glas aus und schob es von sich. »Tut mir leid, daß ich so unfreundlich zu Ihnen war, Davy. Ich

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