Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Davina

Titel: Davina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
Vom Netzwerk:
seiner eigenen Studenten angehört. Sein Liebhaber hatte versucht, ihn zu erpressen. Whites Interesse war erwacht. Was für eine Art von Erpressung, erkundigte er sich vorsichtig. Auf Mitchells Gesicht erschien ein Ausdruck trotziger Abwehr.
    »Er hat gedroht, mich bloßzustellen, wenn ich nicht bereit bin, Informationen an die Sowjets weiterzugeben. Er weiß, daß ich in den Auswärtigen Dienst eintreten möchte.« White hatte ihm den Arm um die Schulter gelegt. »Ich kann gegen meine Veranlagung nichts tun, aber ich bin kein gemeiner Verräter.«
    White hörte sich die Beichte an und nickte. Er schickte Mitchell mit einem steifen Whisky-Soda ins Bett und sagte ihm, er brauche sich keine Sorgen zu machen. Er habe sich genau an den Richtigen gewandt. Grant Mitchell trat nicht in den Auswärtigen Dienst ein. Er beendete sein Studium und fiel dann bei der Aufnahmeprüfung in den Auswärtigen Dienst aus unerklärlichen Gründen durch. Zu dieser Zeit hatte der Brigadier eine Anzahl von Namen und Einzelheiten über einen literarischen Kreis erhalten, der im Süden Londons arbeitete und ein Rekrutierungszentrum für linksgerichtete Sympathisanten darstellte. Grant Mitchell ging dann nach Amerika, wo sich seine Spuren verwischten. Er kehrte unter einem falschen Namen und mit Paß und Personalpapieren, die von der Abteilung des Brigadiers hergestellt worden waren, wieder zurück und begann seine Tätigkeit für den Brigadier am St. James's Place. Er hieß nicht mehr Grant Mitchell; vor vielen Jahren war er zu einem Humphrey Grant geworden. Er war ein kalter, abweisender Mann, ein reiner Denkautomat. Da ihn sein Gefühlsleben in Gefahr gebracht hatte, hatte er sich völlig umgestellt. Er lebte für seine Arbeit, für die Faszination der geheimdienstlichen Tätigkeit an verantwortlicher Stelle. Er galt im Dienst als der Unbestechliche – ein Spitzname, der absolut zutreffend war. Dem Brigadier war das sehr klar, denn er wußte über seine Untergebenen genau Bescheid und er hielt den Vergleich mit Robespierre für durchaus passend.
    In den letzten zwei Monaten war Grant in Saudi-Arabien gewesen, um Geheimverhandlungen mit Vertretern der Vereinigten Arabischen Emirate zu führen. Die Ergebnisse waren nicht befriedigend ausgefallen. James White war froh, ihn wieder da zu haben, denn er sollte die Einsatzgruppe für Sasonow führen. Er hatte fast eine Woche mit dem Studium der Akte Sasonow verbracht. Er hatte Davina Grahams Berichte durchgelesen und die Untersuchungsergebnisse der Pathologen und Sprengstoffexperten über den Brand von Halldale Manor studiert. Noch vor dem Wochenende hatte er für den Brigadier eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse formuliert, die sie nun gemeinsam in dessen Arbeitszimmer besprachen.
    »Nach Ihrer Meinung gehört also der Informant nicht zur Einsatzgruppe in Halldale?«
    Grant schüttelte den Kopf. »Nein. Die Leute wurden mehrfach überprüft. Alles waren langjährige, zuverlässige Mitarbeiter. Keiner von ihnen besaß Geld, dessen Herkunft nicht erklärt werden kann, oder familiäre Probleme. Auch gibt es keinerlei Grund zu der Annahme, daß einer von ihnen für die Sowjets gearbeitet haben könnte. Und alle sind bei dem Brand umgekommen. Wir müssen uns woanders umsehen.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte der Brigadier. Er seufzte. »Es sieht so aus, als ob wir hier bei uns irgendwo eine Laus im Pelz hätten. Verdammt noch mal, ich wünschte, für so etwas gäbe es noch die Todesstrafe!«
    »Nicht bei unserem augenblicklichen Innenminister«, meinte Grant trocken. »Er würde den Schuft in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen, damit festgestellt wird, unter welchem Druck er zum Verräter geworden ist, und die Kosten muß der Steuerzahler tragen. Diesmal müssen wir die Sache selbst in die Hand nehmen.«
    »Wir werden ihn schon finden«, versicherte der Brigadier.
    »Oder sie«, berichtigte Grant.
    White hob den Kopf. »Meinen Sie etwa Miß Graham?«
    »Nein, ich meine niemanden«, sagte er. »Aber ich möchte mich ebenso eingehend mit ihr beschäftigen, wie ich es mit den armen Teufeln getan habe, die verbrannt sind. Was schadet es schon, wenn sie nichts zu verbergen hat?«
    »Es schadet gar nichts«, sagte der Brigadier. »Wollen Sie mit ihr sprechen?«
    »Zu gegebener Zeit, ja. Ich werde vorher noch einige Ermittlungen durchführen. Und ich sollte Verbindung mit Sasonow aufnehmen. Er ist anscheinend begierig, mit uns ins Geschäft zu kommen. Wir sollten uns diesen Umstand so

Weitere Kostenlose Bücher