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"Davon haben wir nichts gewusst!"

"Davon haben wir nichts gewusst!"

Titel: "Davon haben wir nichts gewusst!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Longerich
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Reichsvertretung der deutschen Juden , hg. von Otto Dov Kulka, Tübingen 1997 [= Deutsches Judentum unter dem Nationalsozialismus ,, Bd. 1], S. 214ff.; vgl. Longerich, Politik der Vernichtung, S. 83f. Die außenpolitischen Rücksichtnahmen wurden in den Berichten der Behörden verschiedentlich thematisiert, so etwa durch den Landrat Bad Kreuznach, K/J 976, Bericht für Juni 1935, 28.6.1935 (LHA Ko, 441/43 5464): »Die innenpolitische Lage könnte wesentlich dadurch gefördert werden, wenn in der politischen Schulung mehr als bisher die großen politischen Ziele in einer intensiven Aufklärungsarbeit behandelt würden, damit die Staatsführung nicht in Zeiten hochpolitischer Verhandlungen durch irgendwelche Unbesonnenheiten gestört, sondern im Gegenteil durch einen einmütigen und gleichgerichteten Volkswillen unterstützt wird.«
    8 Für den gesamten Monat Mai liegen in der von Kulka/Jäckel herausgegebenen Sammlung Berichte über antijüdische Ausschreitungen vor, und zwar aus Augsburg (839), aus Schwaben (909), aus dem Regierungsbezirk Kassel (851), aus Hamburg-Harburg und Hamburg-Wilhelmsburg (856f. und 897), aus dem Regierungsbezirk Stade (910), aus Stettin (873f.), aus dem Regierungsbezirk Hannover (892), aus dem Land Oldenburg (902) sowie aus Breslau (907). Ausschreitungen gab es demnach auch im Rheinland (843-847, 884f., 888f., 917 und 920) sowie in Westfalen (865, Regierungsbezirk Münster), also in Provinzen, aus denen auch ein Rückgang der Ausschreitungen gemeldet wurde (siehe S. 352, Anm. 4). Offensichtlich ergab sich hier kein einheitliches Bild.
    9 Im VB erschien am 9.5., 10.5. und 11.5.34 ein dreiteiliger großer Artikel »Liquidation der deutschen Judenfrage«, in dem insbesondere Auswanderung und Kapitaltransfer behandelt wurden. Der Angriff ließ seine antisemitische Kampagne nach Hitlers »Friedensrede« am 21. Mai langsam ausklingen, brachte allerdings noch zwischen dem 21.5. und 31.5.34 die Serie »Juden mit der weißen Weste«, die sich mit jüdischer Kriminalität beschäftigte. Die Braunschweiger Tageszeitung fuhr ihre antisemitische Propaganda ebenfalls Mitte Mai zurück, hatte allerdings am 15. Mai eine siebenteilige Serie »Wie steht es mit der Judenfrage?« begonnen, die sie noch bis zum 4.6. fortsetzte.
    10 Zu den Münchner Ereignissen siehe Longerich, Politik der Vernichtung , S. 84f. Die wichtigsten Dokumente dazu finden sich in den Akten BAB, 15.01, 27070/35, sowie BHSTA, Stk 106411, 106676 und 106685 (das ist K/J 862-864, 881, 898, 922 und 923).
    11 Siehe etwa FZ und Kölnische Volkszeitung , 28.5.35; MNN , 27.5.35; DAZ , 27.5.35 (A); VB (Reichsausgabe) 28.5.35; VB (Münchner Ausgabe), 27.5.35; Angriff , 27.5.35; Westdeutscher Beobachter 27.5.35 (A).
    12 Zu Einzelbelegen siehe Longerich, Politik der Vernichtung , S. 85.
    13 Siehe VB und Der Angriff . Der entsprechende, ziemlich abrupte Rückgang der antisemitischen Propaganda in diesem Zeitraum lässt sich auch für Provinzzeitungen der Partei feststellen, wie die Auswertung des Westdeutschen Beobachters , der Nationalsozialistischen Schlesischen Tageszeitung oder des Miesbacher Anzeigers ergab.
    14 Siehe zum Rheinland K/J 927, Stapostelle Regierungsbezirk Aachen, Bericht für Juni 1935, 5.7.1935 (BAB, R 58/662); K/J 942, Stapostelle Regierungsbezirk Köln, Bericht für Juni 1935, 7.7.1935 (GStA, I. HA Rep. 90P, Bd. 9,9), K/J 963, Regierungspräsident Köln, Bericht, 21.6.1935 (BAB, RMdI 27079/31). Aber auch in anderen Regionen schritt die Gestapo gegen »Einzelaktionen« ein. Siehe etwa K/J 929, Stapostelle Regierungsbezirk Aurich, Bericht für Juni 1935, o.D. (GStA, I. HA Rep. 90P, Bd. 3,8), der über das Fotografieren von Kunden jüdischer Geschäfte meldete: »Der Unfug wurde unterbunden.« Die Stapostelle Köslin veranlasste die Partei im Gebiet Pommern/Grenzmark dazu, judenfeindliche Schilder, soweit sie Drohungen enthielten, zu entfernen: K/J 944, Stapostelle Regierungsbezirk Köslin, Bericht für Juni 1935, 4.7.1935 (GStA, I. HA Rep. 90P, Bd. 7,1). Die Stapostelle Berlin berichtete über die antisemitischen Ausschreitungen in der Reichshauptstadt, sie sei »bemüht, derartige Zwischenfälle nach Möglichkeit schon im außenpolitischen Interesse zu verhindern« (K/J 933, Stapostelle Landespolizeibezirk Berlin, Bericht für Juni 1935, o.D., GStA, I. HA Rep. 90P, Bd. 2,2).
    15 Regierungsbezirk Lüneburg (945), Provinz Westfalen (948 und 988f.), Land Oldenburg (951), Stettin (959, 968 und 970), Regierungsbezirk Kassel (940, 962

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