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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Warum ließ er sie nicht einfach ihre eigenen Schlüsse ziehen? Wie er gesagt hatte, wusste er es nicht mit Sicherheit.
    Aber er glaubte, dass es nur eine plausible Erklärung dafür gab, dass er noch am Leben war, und er konnte nicht länger schweigen. »Ich habe ihn nicht gesehen«, erklärte er, und Karou fragte nicht, wen er meinte. Sie war still, immer noch argwöhnisch, vorsichtig. »Vielleicht liege ich ganz falsch«, fuhr Ziri fort, »aber ich weiß nicht, was ich sonst denken soll. Ich hab nur einmal in meinem Leben gesehen, wie jemand Vögel beschworen hat – in Loramendi, auf dem Maskenball des Kriegsherrn. Das … das Schultertuch.«
    Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. »Das hast du gesehen?«
    Ziri fühlte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg, und senkte schnell den Blick. »Ich … ich hab dich beobachtet.«
    Auf dem Maskenball des Kriegsherrn vor achtzehn Jahren war Ziri noch ein Junge gewesen, und als er Madrigal mit einem Fremden tanzen sah, da wünschte er, er könnte seinen Platz einnehmen, wünschte, er wäre erwachsen, wünschte, wünschte so vieles, wünschte vergeblich. Natürlich hatte er nicht geahnt, dass der Fremde ein Seraph war, aber ihm war etwas aufgefallen, was niemand sonst bemerkt hatte: nämlich, dass hinter all den Masken immer derselbe Mann steckte und dass sie wieder und immer wieder mit ihm tanzte. Ihre Bewegungen waren auf eine Art geschmeidig, die auf die Geheimnisse des Erwachsenseins hindeutete – und im krassen Gegensatz zu ihrer steifen Haltung Thiago gegenüber stand –, und als Ziri gesehen hatte, wie die Kolibrimotten von den Laternen herabflatterten und sich wie ein lebendiges Schultertuch auf ihren Schultern niederließen, hatte er verstanden, dass der Fremde sie mit Hilfe von Magie heraufbeschworen hatte. Der Mann hatte Madrigal hoch in die Luft gehoben und sie wieder zu sich herabgezogen, und selbst ein Junge konnte sehen, dass es Magie war, die diese beiden miteinander verband. Und mehr noch als Magie.
    Ziri war ein wachsames Kind gewesen und hatte viele Dinge gesehen, die er damals noch nicht verstehen konnte. Er hatte Madrigal sterben sehen, und er hatte den Eifer – die Begeisterung – der Menge nicht verstanden. Er hatte nicht verstanden, warum niemand um sie trauerte außer dem Engel, dem Feind. Nie würde Ziri Akivas Schreie vergessen – abgrundtiefe Verzweiflung, Zorn, Hilflosigkeit. Sein Leben lang blieben sie das Schrecklichste, was er je gehört hatte.
    Er hatte auch Thiago am Tag ihrer Hinrichtung gesehen, eine frostig weiße Gestalt auf dem Balkon des Palasts, reglos und ungerührt.
    Am jenem Tag hatte er begonnen, jemanden zu hassen. Und es war nicht Akiva.
    »Ich weiß nicht, warum, Karou«, sagte er jetzt. »Aber ich glaube, der Engel hat mir das Leben gerettet.«

Helden
    »Wir hätten ihn töten sollen, als wir die Chance dazu hatten«, flüsterte Liraz, während sie und Hazael im Gleichschritt durch das Lager der Dominion marschierten.
    »Wir hatten aber keine Chance«, erinnerte ihr Bruder sie. »Zu viele verdammte Vögel waren uns im Weg.«
    »Na ja, ich hatte gehofft, er würde ersticken oder zu Tode gepickt werden oder so.« Sie redete über Jael, zu dessen Pavillon sie unterwegs waren – aus bisher unbekannten Gründen hatte ihr charmanter Onkel nach ihnen geschickt. »Hätte Akiva den Vögeln nicht befehlen können, ihn umzubringen?«
    Hazael zuckte die Achseln. »Wer weiß, wozu unser Bruder fähig ist. Ich glaube, er weiß es nicht mal selbst genau. Und ich glaube, so was Großes wie vorhin hat er noch nie versucht. Es hat ihn ausgelaugt.«
    Das stimmte zweifellos. Die Beschwörung hatte Akivas ganze Kraft gefordert, und erst danach, als das Keuchen und Zittern allmählich nachließ und er die Augen wieder öffnete, hatten Hazael und Liraz gesehen, dass sie von der Anstrengung rot und blutunterlaufen waren.
    »Und das alles für das Leben eines einzigen Chimärenmannes«, sagte Liraz.
    »Für das Leben eines einzigen Chimärenmannes, ja, und für die Hoffnung vieler.«
    »Die Hoffnung auf sie «, entgegnete Liraz nicht ohne Bitterkeit. Wie hätte sie dieses Phantom-Mädchen, das weder tot noch lebendig war, weder Mensch noch Chimäre – was zur Hölle war sie überhaupt? – nicht hassen können? Sie war einfach so anders als alles, was sie kannte, so völlig abnormal, und … Liraz wusste, dass ihr Hass auf Eifersucht beruhte, und das machte sie wütend. Akiva gehörte ihr.
    Oh, nicht auf diese Art. Er war ihr

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