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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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es auch ausdrücken.«
    Karou legte auf diese ihm so vertraute Art den Kopf schräg, und es zerriss ihm fast das Herz. Sie sah es und verstand sofort. »Du fragst dich, warum ich es dir nie gesagt habe.«
    Er schüttelte wegwerfend den Kopf, aber so war es nun einmal: Sie hatte es ihm nie gesagt. In jenem Monat, als Akiva im Requiem-Hain das erste Mal in seinem Leben wahres Glück gekannt hatte, in all ihren Gesprächen über Frieden und Hoffnung, über ihre Liebe, ihre Erkenntnisse und ihre großen Pläne – gemeinsam ein anderes Leben zu erschaffen –, hatte Madrigal ihm nie von der Wiedererweckung erzählt. Es war der Weiße Wolf gewesen, der ihm das große Geheimnis der Chimären verraten hatte, voller Häme, während er ihn im Gefängnis von Loramendi auspeitschte.
    Akiva hatte nichts vor ihr verheimlicht. Er hatte gewollt, dass sie ihn wirklich und wahrhaftig kannte, dass sie alles über ihn wusste – von den schrecklichen Todesmalen auf seinen Fingern bis zum Elend seiner frühesten Erinnerungen – und dass sie ihn so liebte, wie er war. Und all die Jahre hatte er geglaubt, sie hätte genau das getan. Aber was hatte es zu bedeuten, dass sie etwas Derartiges vor ihm geheim gehalten hatte? Vielleicht war sie sogar manchmal direkt nach einer Wiedererweckung in den Hain gekommen und hatte trotzdem kein Wort darüber verloren.
    »Ich verrate dir, warum«, sagte Karou jetzt. Ihre Worte waren so präzise wie ein Messer, das sich langsam zwischen seine Rippen schob. »Ich hab dir nie vertraut.«
    Er nickte, aber er konnte sie nicht ansehen. Eine Welle von Übelkeit überkam ihn, so heftig, als würde eine ganze Horde von Wiedergängern ihre Hamsas auf ihn richten.
    »Also wirst du mich umbringen?«, wollte sie wissen. »Deshalb bist du doch hier, oder? Um noch einen Wiedererwecker zu töten.«
    Mit einem Ruck hob er den Kopf. »Was? Nein. Karou. Nein. Niemals.« Wie konnte sie so etwas auch nur fragen? »Du hast keinen Grund, mir zu glauben«, fuhr er fort, »aber ich werde keine Chimären mehr töten.«
    »Das hast du schon einmal behauptet.«
    »Damals hat es genauso gestimmt wie heute«, antwortete er. Nach Bullfinch hatte er aufgehört, Chimären zu töten.
    Und nach ihrem Tod hatte er wieder angefangen.
    Unwillkürlich drehte er seine Hände mit den eintätowierten Todesmalen von ihr weg, um sie vor ihr zu verstecken. Er wollte ihr sagen, dass er alles nur aus Verzweiflung getan hatte – ihren Tod mitansehen zu müssen hatte ihn zerstört. Aber er wusste nicht, wie er es ausdrücken konnte, ohne dass es so klang, als wollte er die Schuld von sich abwälzen. Für das, was er getan hatte, gab es keine Erklärung, keine Rechtfertigung und ganz sicher keine Vergebung. Wenn er daran dachte, war er unweigerlich immer wieder mit dem schieren Ausmaß seiner Schuld konfrontiert, und dafür gab es keine Worte. Geständnisse oder Entschuldigungen wären schlimmer als unzureichend – sie wären eine Beleidigung. Trotzdem musste er irgendetwas sagen.
    Ich habe meine Seele verloren. »Ich habe unseren Traum verloren. Da war nur noch das Streben nach Rache. Ich erinnere mich kaum an die Wochen und Monate nach …« Nachdem du gestorben bist, und mit dir auch ein Teil von mir. »Ich kann nicht genau sagen, was ich getan habe, aber ich weiß, dass ich es nie wiedergutmachen kann. Wenn ich könnte, würde ich sie alle zurückholen. Ich würde für jede einzelne Chimäre sterben, die meinetwegen umgekommen ist. Ich würde alles tun. Ich werde alles tun, was ich kann, aber ich weiß … ich weiß, dass es nie genug sein wird.«
    »Nein, das wird es nicht. Es wird nie genug sein, weil sie tot sind …«
    »Ich weiß. Ich bitte nicht um Vergebung. Aber es gibt noch Leben, die gerettet werden können, und wir haben die Wahl, Karou. Ob es auch in Zukunft Chimären geben wird oder nicht, hängt davon ab, was wir jetzt machen.«
    »Wir?« , wiederholte Karou ungläubig.
    »Ich« , berichtigte er sich hastig. Er wusste, dass es nie wieder ein »wir« geben würde, das sie beide umschloss. »Und vielleicht gibt es unter den Seraphim noch andere, die das alles leid sind und die das Leben wollen, nicht den Tod.«
    »Sie haben ein Leben. Im Gegensatz zu meinem Volk.«
    Akiva hatte an Brimstones letzte Worte gedacht – es ist das Leben, das Welten erfüllt, nicht der Tod  –, aber natürlich konnte Karou das nicht wissen. Er wollte ihr erzählen, was Brimstone gesagt hatte, sie wollte es doch sicher wissen, aber würde es aus

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