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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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seinem Mund nicht klingen wie grausamer Spott? »Das ist kein Leben «, erwiderte er. »Es ist keine Welt, in der Kinder aufwachsen sollten.«
    »Kinder«, wiederholte Karou, und sie war so freudlos – und so schön. Akiva konnte nicht anders – er sah sie an, sah sie einfach nur an, und es tat weh, denn er wusste, dass er sie nie wieder berühren, nie wieder lächeln sehen würde. Karou … »Wenn beide Seiten anfangen, Kinder abzuschlachten«, entgegnete sie, »dann hat das Leben wohl verloren.«
    Was meinte sie damit? Sie sah seine Verwirrung. »Oh. Du weißt es noch nicht?« Grimmig. »Dann wirst du es bald erfahren.«
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Thiago. »Was hat er getan?«
    »Nichts, was du nicht auch getan hast.«
    »Ich habe nie Kinder getötet.«
    »Du hast Tausende von Kindern getötet, Bestienbezwinger«, fauchte sie. Er zuckte zusammen, als sie ihn so nannte, aber er konnte ihr nicht widersprechen.
    Zwar hatte er sie nicht mit seinen eigenen Schwertern getötet, aber er hatte den Mördern den Weg geebnet. Er hatte Dinge gesehen, die er niemals würde vergessen können. Bilder stiegen in ihm auf wie Schreie – aufblitzende Erinnerungen, grell und grässlich, so grässlich. Unverzeihlich. Akiva schloss die Augen. Das also war er für Karou: ein Kindermörder, ein Monster. Sie arbeitete Seite an Seite mit dem Weißen Wolf, und Akiva war das Monster. Wann war die Welt so aus den Fugen geraten?
    Was hätten sie, sie beide zusammen, erreichen können, wenn Thiago ihnen nicht auf die Schliche gekommen wäre?
    Vielleicht gar nichts. Vielleicht wären sie nur anders umgekommen und hätten trotzdem nichts verändert.
    Es spielte keine Rolle. Ihr Traum war kostbar gewesen. Das wusste, das spürte er, selbst in seiner Verzweiflung, aber er wusste auch, dass Karou es nicht mehr spüren konnte. Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sie erneut. Sie hatte die Arme um sich geschlungen, und ihr Gesicht war reinste Trostlosigkeit. Sie war gebrochen, so wie er es all die Jahre über gewesen war. Und … er hatte ihr das angetan.
    »Ich werde gehen«, sagte er. »Ich bin nicht gekommen, um dich zu verletzen, und bitte glaub mir, dass ich dich niemals töten könnte. Ich bin gekommen, um … Ich dachte, du wärst tot, Karou, ich dachte …«
    Seine Hand legte sich auf das Turibulum. Was würde es ihr wohl bedeuten, dieses Gefäß mit seiner schlichten und doch so kryptischen Aufschrift: Karou . Wenn es nicht ihre Seele war, wem gehörte sie dann? Als Akiva das Gefäß gefunden hatte, hatte er gedacht, der Name wäre der des Besitzers, aber jetzt erkannte er, dass es sich um den Empfänger handelte.
    »Das hier habe ich in den Kirin-Höhlen gefunden.« Er hielt ihr das Gefäß hin. »Irgendjemand muss es für dich dort hinterlassen haben.« Ihre Augen weiteten sich vor Staunen, ein Turibulum in seinen Händen zu sehen. Sie zögerte, näher an ihn heranzutreten. »Deshalb wollte ich sterben«, erklärte er und drehte das kleine Stück Papier so, dass sie es lesen konnte. »Weil ich dachte, das wärst du .«
    ***
    Karou entriss ihm das Turibulum und starrte die Beschriftung ungläubig an. Ihr Atem stockte.
    Karou.
    Wie oft hatte sie zu ihrer Zeit in Prag genau solche Nachrichten bekommen? Damals waren sie von Kishmishs Krallen durchstochen und etwas lädiert gewesen, aber das Papier war dasselbe, und die Handschrift … die würde sie überall wiedererkennen.
    Es war die von Brimstone.
    Als vor ihr Funken aufstoben, musste sie sich nicht umsehen, um zu wissen, dass Akiva verschwunden war. Sie fühlte seine Abwesenheit, wie sie es immer getan hatte – eine eisige Kälte erfüllte die Leere in ihrem Inneren, die er hinterlassen hatte. Ihr Herz hämmerte. Sie drückte das Turibulum an die Brust und hatte das Gefühl, spüren zu können, wie die Seele darin mit ihrem Herzschlag vibrierte, aber natürlich war das reine Einbildung; das harte Silber gab keinen Hinweis darauf, was – wer – sich in dem Gefäß befand. Aber er musste es sein …
    Er musste es sein.
    Ihre Hände zitterten. Sie musste das Gefäß nur öffnen, dann würde ein Eindruck der Seele hervorsteigen, und sie würde es wissen – sofort.
    Sie zögerte. Was, wenn er es nicht war?
    Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander: Im einen Moment waren sie da, im nächsten auch schon wieder weg, aber einer kam wieder und immer wieder zurück. Akiva hatte ihr das Turibulum gebracht. Thiago – ihr Verbündeter – hatte mit

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