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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Dalet und noch einigen mehr. Nevo war nie weiter als beim Beit-Tor gewesen, aber die anderen Wachen hatten ihm erzählt, dass es einen ausgeprägten Orientierungssinn erforderte, sich im Turm der Eroberung zurechtzufinden. Wände, Decken und Böden waren alle aus Milchglas, das wie Honig glänzte, aber so hart und robust war wie Beton. Im Training durften sie darauf losgehen, aber so stark Nevo auch war, hatte er es weder mit seinen schweren Stiefeln noch mit seinem Schwertknauf geschafft, dem Glas auch nur einen Kratzer zuzufügen. Endlos verschlungene Gänge aus diesem glänzenden, unzerbrechlichen Glas, gespickt mit falschen Türen und Sackgassen: die perfekte Falle für Eindringlinge und Meuchelmörder.
    Sollen sie doch versuchen, hier einzudringen , dachte Nevo. Zehn bewachte Tore lagen zwischen ihm und dem Imperator; dort würde niemand durchkommen. Nevo selbst war froh, dass er heute Nacht so weit wie möglich von Jorams Privatgemächern entfernt stationiert war. Die Wachen am Samekh-Tor hörten manchmal … ein Weinen.
    Ein Weinen .
    Die Frauen im Freudenhaus würden vielleicht nicht weinen, aber Nevo wusste plötzlich dennoch, dass er wohl doch nie dorthin gehen würde. Während er in der unendlich langen, unendlich trägen Nacht an seinem Posten stand, wurde ihm plötzlich bewusst, dass die größte Herausforderung an seinem Job nicht etwa darin bestand, sich stundenlang die Beine in den Bauch zu stehen, sondern darin, nicht darüber nachzudenken, was im Turm der Eroberung vor sich ging. Es war wirklich lächerlich, wie dieser eine flüchtige Blick dieses Mädchen realer gemacht hatte als all die Frauen in den Monaten zuvor. Na ja, natürlich waren sie genauso real gewesen, aber er hatte es irgendwie geschafft, darüber hinwegzusehen. Wenn er das jetzt doch auch könnte …
    Um sich abzulenken, widmete er sich einem anderen Zeitvertreib, der zwar ebenso sinnlos war, aber ihn wenigstens nicht in den Wahnsinn zu treiben drohte: Er wünschte, er wäre niemals zu den Silberschwertern berufen worden.
    Es war kein rationaler Wunsch. In der Wache bekam man mehr Lohn – das Geld ging an seine Familie –, und die Überlebenschancen waren wesentlich besser als in der Armee, aber im Gegensatz zu den meisten Silberschwertern war Nevo zuerst Soldat gewesen und kannte den Unterschied. Und der Unterschied war enorm.
    Jenseits der schützenden Mauern von Astrae, in diesem Land und dem nächsten, hatten Soldaten die Bestien jahrhundertelang in Schach gehalten, hatten gekämpft, waren gestorben, und schließlich hatten sie gewonnen. Darin lag Ehre, sogar Ruhm, aber Nevo hätte die einfache Ehre gereicht, solange er nur das Gefühl hatte, dass er das Richtige machte, dass er etwas bewirkte  …
    Natürlich war das jetzt nicht mehr so einfach. Der Chimärenkrieg war vorbei, und schon braute sich ein neuer Krieg zusammen, aber es war schwer, darin dieselbe schlichte Gerechtigkeit zu sehen wie im Kampf gegen die Bestien.
    Die Stelianer waren Seraphim, und das war alles, was Nevo über sie wusste, was irgendjemand im Imperium über sie wusste. Die Fernen Inseln lagen, wie der Name schon sagte, in weiter Ferne, dieselben Sonnen und Monde wie über dem Imperium schienen dort, aber abwechselnd, die beiden Reiche teilten weder Tag noch Nacht oder sonst irgendetwas. Wenn die Stelianer dem Imperium irgendwie geschadet hatten, dann hatte das normale Volk nichts davon mitbekommen, denn unter ihnen gab es keine Feindseligkeit gegen ihre fernen, mysteriösen Cousins. Das sah Nevo an seiner eigenen Familie, und er konnte sich gut vorstellen, wie die Leute reagieren würden, wenn Joram den Stelianern den Krieg erklärte.
    »Wem?« , würde sein Vater völlig fassungslos nachfragen. »Einem Volk, von dessen König er nicht mal den Namen weiß?«
    »Wenn es denn überhaupt einen König gibt.« Seine Mutter. »Ich habe gehört, sie hätten eine Königin .«
    »Ach tatsächlich? Und bestimmt hast du auch gehört, dass die Luftelementare ihre Spione sind.«
    »Ganz genau. Die Königin kann mit Blicken töten, und sie kocht Stürme in einem großen Topf und schickt sie übers Meer.« Seine Mutter würde schmunzeln. Seine Mutter hatte ein schelmisches Grinsen und erzählte liebend gern Unsinn, und sein Vater hatte ein schallendes Lachen, aber er machte sich auch oft Sorgen.
    »Was denkt er sich dabei, einen Krieg mit einem unbekannten Gegner anzufangen?«, würde er grollen. »Da kann man genauso gut Steine in eine Höhle werfen und warten,

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