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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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hatte überhaupt nicht denken können, und es war ihm nicht einmal in den Sinn gekommen, dass er sie vielleicht ohne ihren Schleier sehen würde, geschweige denn, dass sie wie Jorams Brust … entblößt sein könnte. Als er sie sah – flüchtig, nur ein kurzes Aufblitzen von nackter Haut auf der anderen Seite des Podiums – erkannte er, dass genau das der Fall war, und sein Instinkt sagte ihm, nicht genauer hinzuschauen, sich ihr nicht zuzuwenden, sondern sich so schnell wie möglich auf und davon zu machen.
    »Erklär mir, wie er hierherkommen konnte.« Jorams Rage verwandelte sich in Eiseskälte. »Wie er an so vielen Wachen vorbei direkt an mein Bett kommen konnte.«
    Es war ihre Reglosigkeit, die Nevo schließlich doch dazu brachte, den Kopf zu wenden.
    Er hatte recht gehabt; sie war wirklich jung. Und sie war entblößt. Nackt. Sie hatte mädchenhaft runde Wangen, aber auch ihre Brüste waren rund und hatten absolut nichts Mädchenhaftes an sich. Ihre Haare waren rot und wild, und ihre Augen braun. Sie war an der Wand zusammengesunken, machte keine Anstalten, sich zu bedecken, und sie starrte ihn an – starrte ihn direkt an – ohne ihn zu sehen.
    Ohne sich zu rühren.
    Fast im gleichen Moment, in dem Nevos Blick auf sie fiel, kippte sie langsam zur Seite. Er sah ihr zu und erinnerte sich daran, wie langsam sie über die Himmelsbrücke gegangen war. Das hier ist das Gleiche , versuchte sein Verstand ihm einzureden, genau das Gleiche. Doch dann schlug ihr Körper auf dem Boden auf, ihre schlaffen Gliedmaßen sackten zusammen, die Reife um ihre Füße klimperten ein letztes Mal, und dann … Stille.
    Das Feuer ihrer Flügel verblasste. Erstarb. An der Wand hinter ihr war eine Blutspur, und als Nevo ihrem Verlauf widerstrebend nach oben folgte, sah er einen großen, roten Fleck.
    Den hatte ihr Kopf hinterlassen.
    Sie war gegen die Wand geschleudert worden.
    Nevo wurde heiß und kalt und übel. Er dachte an die Lebenden Schatten – es war sein erster Impuls, den Bestien die Schuld zu geben, und er wusste ja auch, dass die berüchtigten Meuchelmörder wieder tätig waren, dass sie irgendwie überlebt hatten –, aber das hier hatten sie nicht getan. Die Schatten schlitzten ihrem Opfer die Kehle auf.
    Natürlich wusste er genau, wer das getan hatte. Fieberhaft suchten seine Augen das Zimmer ab, und trotz seiner Bestürzung schnappte er ein paar Gesprächsfetzen auf. Er wusste, wer sie umgebracht hatte, aber nicht, warum .
    »Jeden Wachmann, der Dienst hatte«, hörte er Joram sagen.
    »Herr!«, rief Eliav entsetzt aus. »Jeden …?«
    »Ja, Captain. Jeden. Wachmann. Denkst du wirklich, ich würde nach so einem Vorfall auch nur einen von euch am Leben lassen?«
    »Aber Herr, meine Männer und ich haben uns nichts zuschulden kommen lassen. Eure Türen haben sich nie geöffnet, das schwöre ich. Es war irgendeine Art Magie …«
    »Namais?«, unterbrach ihn Joram. »Misorias?«
    »Ja?«
    »Seht zu, dass es erledigt wird, bevor die Stadt aufwacht«, sagte Joram, und seine Leibwächter nickten. »Selbstverständlich.
    Der Imperator trat nach etwas – einem Obstkorb. Rosa Früchte flogen in alle Richtungen, und eine von ihnen prallte gegen das Podium und zerplatzte mit einem Geräusch, wie es vielleicht auch der Kopf des Mädchens an der Wand gemacht hatte. Nevo sah erneut zu ihr hinüber. Er konnte einfach nicht anders. Die Tatsache, dass sie dort lag, tot, und dass niemand sonst es zu bemerken schien, verlieh der Situation die Aura einer intensiven Halluzination. Aber natürlich war es keine. Das alles passierte wirklich, und ganz allmählich begriff er, dass er hängen würde.
    Aber nicht, warum .
    Nur dass es irgendetwas mit einem Obstkorb zu tun hatte.

Eine Überraschung
    Als jemand sie wach rüttelte, setzte Zuzana sich auf und hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Es war dunkel, und in der Luft hing ein schwerer, penetranter Geruch: Erde und etwas Scharfes, Tierisches mit einem Unterton von Verwesung. Eine sanfte Berührung an ihrer Schulter, und Karous Stimme: »Bist du wach?«, fragte sie leise. Zuzana wurde sich ihrer schmerzenden Muskeln bewusst, und mit einem Mal erinnerte sie sich an alles.
    Ach ja, richtig. Die Monsterburg.
    Sie blinzelte im flackernden Kerzenlicht. »Wie viel Uhr ist es?«, murmelte sie verschlafen. Ihr Mund war so trocken, dass es sich anfühlte, als hätte sich die Wüste über Nacht darin zusammengerollt. Karou drückte ihr eine Flasche Wasser in die Hand.
    »Früh«,

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