Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
Vom Netzwerk:
was herausgestürmt kommt.«
    Und Nevo wartete tatsächlich darauf, was passieren würde. Schon vor Wochen waren Botschafter mit Jorams Kriegserklärung ausgeschickt worden, aber seitdem hatte niemand mehr von ihnen gehört. Was hatte das zu bedeuten? Vielleicht hatten sie sich auf dem Weg zu den Fernen Inseln verirrt und die Schriftrolle gar nicht überbracht. War es schlechter Orientierungssinn, der sie vor einem neuen Krieg bewahrte?
    Wunschdenken.
    Nevo unterdrückte ein Gähnen. Es war endlich Morgen oder jedenfalls fast. Seine Ablösung würde bald hier sein …
    Das Alef-Tor öffnete sich mit einem Krachen.
    Nevo schwang sich in die Lüfte. Chaos machte sich breit. Lärm, Flügel, Funken und rennende, schreiende Seraphim, und … Was schrieb das Regelwerk für so einen Fall vor? Nevo hatte das Tor vor Angriffen von außerhalb zu schützen. Was sollte er machen, wenn das Chaos von innen ausbrach? Das hatte ihm niemand erklärt. Und wer waren all diese Leute? Seneschalle und Diener und auch ein paar Silberschwerter.
    »Was ist passiert?«, rief Nevo, aber niemand hörte ihn in dem Gebrüll, das aus dem gläsernen Turm kam.
    Schreien, Wüten.
    Joram.
    Das Mädchen , dachte Nevo auf einmal. Und während die Seneschalle und Diener auf ihrer Flucht nach draußen übereinander stolperten, bahnte er sich einen Weg nach drinnen. Das Beit-Tor war verlassen; wo war Resheph? War er auch geflohen? Geflohen? Unfassbar.
    Nevo stürmte durch die offenen Türen und gelangte tiefer ins Allerheiligste als je zuvor. Er kannte den Weg nicht, aber Jorams Zorn war wie ein Fluss, dem er zur Quelle folgte – wann immer er falsch abbog, kehrte er um, lauschte und fand so den richtigen Weg. Dennoch gingen wertvolle Minuten in diesem Glaslabyrinth verloren. Jetzt war die Stimme des Imperators nicht mehr ständig zu hören, und das Gebrüll wurde zu zwei Worten, die Nevo aber noch nicht verstehen konnte.
    Gimel, Dalat, Hei, Vav, alle unbewacht; die Silberschwerter waren entweder nach draußen oder nach drinnen gelaufen und hatten ihre Posten verlassen. Im ersten Moment war Nevo entrüstet über ihren Mangel an Disziplin, aber dann wurde ihm plötzlich bewusst, dass ja auch er seinen Posten verlassen hatte, und der Gedanke machte ihm Angst. Es war das einzige Mal, dass er zögerte; er konnte immer noch zurückgehen, vielleicht würde sein Verstoß in dem ganzen Wahnsinn untergehen.
    Später würde es ein kleiner Trost sein, dass es keine Rolle gespielt hätte. Nichts, was er zu diesem Zeitpunkt hätte sagen oder tun können, hätte etwas geändert, denn alles war längst getan und entschieden, als er in vollem Lauf ins Schlafgemach des Imperators platzte.
    Plätschernde Brunnen, Orchideen, das Zwitschern und Krächzen gefangener Vögel. Die Decke schien sich meilenweit über ihnen zu befinden – glitzerndes Glas, geschmückt mit Lichtern, die die Illusion des nächtlichen Sternenhimmels heraufbeschworen. Und in der Mitte des Ganzen erhob sich Jorams Bett auf einem Podium, wie ein Denkmal für männliche Zeugungskraft. Es war leer.
    Joram stand mitten im Raum, die Hände in die Hüften gestemmt. Er war kräftig gebaut, ein bisschen fülliger im Alter, aber auch zäher, und von alten Kriegsnarben gezeichnet. Sein Kiefer war angespannt, sein Gesicht rot vor Wut und hart vor Verachtung. Er trug einen Morgenmantel, der ein Dreieck seiner Brust freiließ und irgendwie vulgär wirkte.
    Eine Handvoll der anderen Wachen standen um ihn herum und blickten – wie Nevo fand – ziemlich dämlich drein. Eliav war einer von ihnen. Der Anführer der Silberschwerter war am Samekh-Tor stationiert gewesen, so dass er ganz sicher als Erster an Ort und Stelle gewesen war – abgesehen von Namais und Misorias natürlich, Jorams persönlichen Leibwächtern, die abwechselnd im Vorzimmer schliefen. Sie standen nur wenige Schritte von ihrem Herrn entfernt, ihre Gesichter wie aus Holz geschnitzt. Byon, der Oberste Seneschall, stützte sich schwer auf seinen Gehstock, und seine Lähmung war ihm viel deutlicher anzumerken als sonst.
    »Du hast ihn nicht dort hingestellt?«, wollte Joram von dem alten Seraph wissen.
    »Nein, Herr. Ich hätte euch natürlich sofort geweckt. Für so etwas …«
    »Ein Obstkorb?« Joram war fassungslos, und dann – »Ein Obstkorb!« – kehrte seine Wut zurück und zuckte durch seine Gemächer wie ein gewaltiger Blitzschlag.
    Nevo wich einen Schritt zurück. Seine Augen suchten nach dem Mädchen. Er hatte nicht klar denken können,

Weitere Kostenlose Bücher