Days of Blood and Starlight
Imperators für diese Mission dämpfen würde, aber die Gerüchte, die sie aus der Hauptstadt erreichten, legten das Gegenteil nahe. Hazael entlockte jedem Durchreisenden so viel Information wie nur möglich – da immer mehr Adelige mit Militäreskorten übers Meer kamen, um ihre neuen Besitztümer zu besichtigen, gab es reichlich Durchreisende –, und die Bruchstücke setzten sich zu einem wahrlich seltsamen Mosaik zusammen.
»Plant er eine Invasion?«, wollte Akiva wissen. »Es ergibt einfach keinen Sinn.«
»Tausend weiße Waffenröcke«, hatte Hazael berichtet. Das war eins der Gerüchte, die sie von den Adeligen und ihren Dienern zu hören bekamen. »Er lässt tausend weiße Waffenröcke anfertigen, mit dazu passenden Bannern.« Hazael schwieg einen Moment. »Offenbar sind sie für die Dominion.«
»Die Dominion?« Das Ganze machte immer weniger Sinn. Zum einen war Rot die Farbe der Dominion. Weiß war ein Zeichen der Kapitulation, und Joram kapitulierte ganz sicher nicht. Aber die Farbe war nur ein Detail, verglichen mit der vorrangigen Frage: Wozu brauchte Joram überhaupt neue Waffenröcke und Banner? Sollten sie den Feind nur beeindrucken? Was für einen Eindruck würden sie schon machen? Und was würde Joram dazu veranlassen, immer mehr Truppen in dieses Niemandsland hinauszuschicken, noch dazu die Dominion? Bestimmt würde er es nicht riskieren, seine Elitearmee an das Mysterium der Fernen Inseln zu verlieren. Die Unseligen vielleicht, aber die Dominion?
»Jael selbst drängt darauf, dass sie so schnell wie möglich angefertigt werden«, erklärte Hazael. »Es gibt sogar ein Gerücht, dass es seine Idee war.«
Jael? Der Kommandant der Dominion war ein Monster, aber beileibe kein Idiot. Und was Akiva noch stutziger machte, war die Sache mit den Harfnern. Joram hatte die Harfner aus dem Kloster von Hellschein dazu aufgerufen, die heilige Stätte der Göttersterne zu verlassen und nach Astrae zu kommen, wo sie wie die Dominion in Weiß gekleidet würden.
»Da geht irgendetwas Seltsames vor sich«, meinte Akiva. »Irgendetwas, was die Gerüchteküche noch nicht aufgeschnappt hat. Aber was ?«
»Ich denke, das wirst du rausfinden.« Liraz kam aus den Baracken und überreichte ihm eine Pergamentrolle, die das Siegel des Imperators trug. Akiva erstarrte, denn er wusste, worum es sich dabei handeln musste. Er sah zu seinen Geschwistern auf.
»Na los«, drängte Hazael angespannt.
Akiva brach das Siegel, entrollte das Pergament und las die Vorladung laut vor. »Seine Majestät, Joram der Unbesiegte, Anführer des Imperiums der Seraphim, Beschützer von Eretz, Vater von Legionen, Prinz des Lichts und Geißel der Finsternis, Auserwählter der Göttersterne, Herrscher über Asche, Herrscher über Verwesung, Herrscher über ein Land von Geistern …«
Hazael entriss ihm die Schriftrolle, um zu sehen, ob die letzten drei Titel wirklich dort standen, was sie natürlich nicht taten, und las selbst weiter vor. »… lädt als Dank für seine Heldentaten im Dienst des Reiches den Soldaten der Unseligen Akiva, den Siebten seines Namens …« Hazael hielt inne und sah zu Akiva auf. »Du bist der Siebte ? Das sind eine Menge toter Akivas, mein Bruder. Weißt du, was das heißt?« Sein Gesicht war sehr ernst.
»Nein, aber du wirst es mir sicher gleich sagen.« Akiva bereitete sich darauf vor, dass Hazael ihm ein schreckliches Unheil voraussagen würde. Sechs Bastarde hatten vor ihm seinen Namen getragen – das waren wirklich verdammt viele. Zu viele. Manche von ihnen mussten noch im Kindesalter gestorben sein oder im Trainingslager. Hazael würde ihm wahrscheinlich erklären, dass der Name verflucht war.
Aber nein. »Es bedeutet, dass die Kremationsurne voll ist. Da ist kein Platz mehr für deine Asche. Du hast also keine Wahl.« Er lächelte sein unbeschwertes, offenherziges Lächeln. »Du musst überleben.«
Ketten
Heldenhafte Verdienste um das Reich.
Wegen »Heldenhafter Verdienste um das Reich« wurde Akiva nach Astrae berufen. Wenn das vor Monaten, direkt nach dem Fall von Loramendi passiert wäre, hätte es vielleicht Sinn ergeben. Aber die Orden waren längst vergeben, die Beute längst aufgeteilt. Akiva war genau wie der Rest der Unseligen leer ausgegangen. Warum also wurde er jetzt plötzlich vorgeladen?
Liraz hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. »Was, wenn Joram irgendetwas weiß?«, fragte sie auf ihrem Flug über das Halcyon-Meer, das sich unter ihnen in alle Richtungen bis zum Horizont
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