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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Brustpanzer reichte – bei ihr konnten die Wachen einfach so tun, als wäre sie gar nicht da. Wie alle Bruchklingen waren die beiden Torwächter fast zwei Meter groß – ohne den extravaganten Federschmuck an ihren Helmen. Ein paar Zentimeter hatten sie vielleicht ihren Stiefelsohlen zu verdanken, aber selbst barfuß wären sie Giganten gewesen. Giganten, die Liraz mit einem Schlag hätte zu Boden werfen können – was die Respektlosigkeit noch frustrierender machte.
    »Sklaven betreten die Stadt durchs Osttor«, informierte sie der Wachmann auf der linken Seite gelangweilt, ohne auch nur in ihre Richtung zu sehen.
    Sklaven.
    Ihre Rüstung kennzeichnete sie unmissverständlich als Unselige. Sie trugen alle ein schlichtes dunkelgraues Kettenhemd über einem schwarzen langen Rüstwams, mit Schulterpanzern und Stiefelhosen aus mit Blechplatten verstärktem schwarzem Leder. Das Leder war abgenutzt, das Kettenhemd stumpf, das Blech hatte Dellen und Kratzer. Zum Anlass ihrer Audienz beim Imperator trugen sie außerdem kurze Umhänge, die in deutlich besserem Zustand waren als ihre Rüstung, da sie sie fast nie anzogen. In der Schlacht waren Umhänge unnütz, ja sogar störend – sie schienen nur dazu da, dass feindliche Krallen besser zupacken konnten.
    Und natürlich konnte man sein Abzeichen daran befestigen: ein ovales Wappen, auf dem ineinander verschränkte Ketten zu sehen waren. Ketten. Angeblich symbolisierten sie Stärke durch Solidarität, aber alle wussten, wofür sie eigentlich standen: für Unfreiheit. Liraz dachte an die Chimärenrebellen, die die Sklavenjäger mit ihren Ketten erstickt hatten, und in diesem Moment konnte sie den Impuls durchaus verstehen. Am liebsten hätte sie sich den Umhang von den Schultern gerissen und ihn der Bruchklinge in den Mund gestopft, aber natürlich war das reine Phantasie. In Wirklichkeit tat und sagte sie nichts.
    Hazael jedoch lachte. Er war die einzige Person, die Liraz kannte, deren falsches Lachen echt klang – entwaffnend echt. Die Bruchklinge warf ihm einen argwöhnischen Blick zu und runzelte die Stirn. Der dämliche Riese konnte anscheinend nicht einmal erkennen, ob sich jemand über ihn lustig machte … Geh immer davon aus , wollte Liraz zu ihm sagen. Hazael stieß sie mit dem Ellbogen an. »Wegen dem Wappen, meint er«, erklärte er, als hätte sie den Witz nicht verstanden.
    Sie lachte nicht; sie konnte sich nicht einmal vorstellen, so zu lachen wie ihr Bruder – diesen lockeren, unbeschwerten Laut, der ihm so unerklärlich leicht über die Lippen kam, hatte sie einfach nicht in sich. Ihr eigenes Lachen klang selbst in ihren eigenen Ohren hart und rau – eine verzerrte Karikatur von Hazaels warmer Freude. Wenn ich Brot wäre , dachte sie, dann wäre ich die trockene Soldatenration, gerade genug, um nicht zu verhungern.
    Auch Akiva lachte nicht. Ohne Feindseligkeit oder irgendeine andere Gefühlsregung hielt er der Bruchklinge Jorams Einladung vor die Nase und wartete, bis er sie gelesen hatte. Missmutig winkte der Wachmann sie durchs Tor.
    Meine Brüder , dachte Liraz, als sie Astrae zusammen betraten. Sie waren so verschieden: Hazael mit seinen hellen Haaren und seinem unbeschwerten Lachen und Akiva, so dunkel, so still und in sich gekehrt. Sonnenschein und Schatten. Und was bin ich? Stein? Stahl? Schwarze Hände und Muskeln, die zum Lachen zu hart waren?
    Ich bin ein Kettenglied , dachte sie. Ihr Wappen war doch gar nicht so unpassend – nicht was die Unfreiheit betraf, sondern die Stärke durch Solidarität. Von ihren beiden Brüdern flankiert, schritt sie die breite Prachtstraße entlang, die vom Haupttor zum Turm der Eroberung führte. Das ist meine Kette. Ihre Rüstung war matt im Mondlicht, im Laternenlicht, im Feuerschein ihrer Flügel, und die Bewohner der Stadt beäugten sie misstrauisch. O Astrae, wir haben dich zu gut beschützt, wenn wir es sind, vor denen du Angst hast . Das Volk hatte die Unseligen nie geliebt oder respektiert, das wusste Liraz, und bald würden sie gehasst und verbannt werden. Aber das kümmerte sie nicht. Solange sie ihre Brüder hatte.

Glücksfeuer
    »Die beiden sind echt unglaublich, oder nicht?«
    Ziri errötete. Er hatte nicht gehört, wie Karou an seine Seite gekommen war, und jetzt hatte sie ihn dabei ertappt, wie er ihre Freunde beim Küssen beobachtete. Hatte er die beiden angestarrt? Was hatte sie in seinem Gesicht gesehen? Er gab sich alle Mühe, locker zu wirken.
    »Ich glaube, sie atmen sich mindestens die

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