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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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würde sie ihn wahrscheinlich ewig als den verknallten Jungen sehen, der ihr ständig nachgelaufen war. Und dabei wünschte er sich doch so sehr, sie würde ihn so sehen, wie er jetzt war: als erwachsenen Mann.
    Karou verstand, was er meinte, auch ohne dass er das Wort Liebe in den Mund nahm. »Na ja, weil sie sich nicht getraut hat, ihn direkt anzusprechen, hat sie ihm eine Schatzkarte gemalt. Die hat sie während eines seiner Auftritte in seinem Geigenkasten versteckt – sie haben am gleichen Theater gearbeitet, hatten aber noch nie miteinander geredet – und dann ist sie früher gegangen als sonst, weil sie nicht sehen wollte, wie er die Karte entdeckt. Für den Fall, dass er ein entsetztes Gesicht machen würde oder so, das hätte sie nämlich nicht ertragen. Wenn er sich nicht auf die Schatzsuche eingelassen hätte, wäre sie einfach nie wieder zur Arbeit gegangen, und damit hätte sich die Sache erledigt.«
    »Was war denn der Schatz?«
    »Sie selbst.« Karou lachte. »Das ist Zuzanas Art von ›schüchtern‹. Sie traut sich nicht mit ihm zu reden, hat aber kein Problem damit, sich selbst zum Ziel einer Schatzsuche zu machen. Mitten auf der Karte war eine Zeichnung von ihrem Gesicht.«
    Auch Ziri lachte. »Aber offensichtlich hat er mitgemacht und den Schatz gesucht.«
    »O ja. Er ist an den Ort gegangen, der auf der Karte eingezeichnet war, aber dort hat er nicht etwa Zuzana gefunden, sondern erst noch eine Karte, die wieder zu einer Karte und dann schließlich tatsächlich zu ihr geführt hat. Sie haben sich verliebt, und seitdem sind sie so .« Sie deutete durch die offene Tür, wo Zuzana jetzt auf der Kante des Trogs entlangbalancierte, während Mik ihre Hand hielt und dafür sorgte, dass sie nicht fiel.
    Noch nie hatte Ziri eine so romantische Geschichte gehört. Außer vielleicht der von dem Engel, der maskiert in die Käfigstadt des Feindes eingedrungen war, um mit seiner Angebeteten zu tanzen.
    Aber ihm gefiel Zuzanas Geschichte besser. »Ein Glücksding, meinst du also«, wiederholte er.
    »Ja.« Sie sah ihn an und dann schnell wieder weg. »Ich glaube, für so eine Beziehung brauchen beide Partner eine Menge Glück. Es ist so ähnlich wie beim Feuermachen. Einer ist das Metall, der andere der Feuerstein, und wenn sie sich begegnen, sprühen Funken, und es entsteht ein Glücksfeuer.« Sie schlang die Arme noch fester um sich. »Die Geschichte ist schöner, wenn die beiden sie selbst erzählen. Sie sind viel lustiger als ich.«
    »Ich frag sie mal.« Er war sich bewusst, dass Thiagos Versammlung jeden Moment anfangen würde und dass er eigentlich daran teilnehmen musste. »So schnell, wie sie unsere Sprache lernen, können sie es mir bestimmt bald erzählen.«
    Karou schwieg. Die Wärme schöner Erinnerungen war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie warf einen verstohlenen Blick über ihre Schulter, dann trat sie näher an Ziri heran und musterte ihn eindringlich. »Ziri, ich muss sie irgendwie hier rausholen«, erklärte sie ihm hastig.
    »Was? Warum?«
    »Thiago hat sie bedroht. Solange sie hier sind, muss ich alles tun, was er von mir verlangt. Und ich will ihm wirklich nicht mehr blind gehorchen.« Den letzten Teil flüsterte sie ihm zu, leise und leidenschaftlich, und Ziri hatte das Gefühl, als würde etwas in ihrem Inneren sich verändern – als würde sie sich wappnen und all ihre Kraft zusammennehmen.
    »Wissen Zuzana und Mik davon?«
    »Nein, und sie werden nicht gehen wollen. Den beiden gefällt es hier. Sie finden es toll, an etwas Magischem beteiligt zu sein.«
    Ziri kannte das Gefühl. Er genoss jede Stunde, die er in Karous Zimmer verbrachte, mit ihr und Issa und Mik und Zuzana – und das, obwohl er den Schmerztribut bezahlte. Dort war er von Lebendigkeit, von Wärme und Gelächter umgeben, von Wiedererweckung statt von Tod. »Ich werde dir helfen. Wir bringen sie in Sicherheit.«
    »Danke.« Sie berührte seine Hand und flüsterte erneut: »Danke.«
    In diesem Moment rief Zuzana etwas in ihrer Menschensprache und wirbelte in die Halle.
    »Kommst du mit?«, fragte Ziri Karou. »Thiagos Versammlung hat bestimmt schon angefangen.«
    »Ich bin nicht eingeladen«, erwiderte sie. »Ich soll mir um so etwas keine Sorgen machen. Kannst du mir später erzählen, was er gesagt hat? Was er plant?«
    »Das werde ich«, versprach er.
    »Und ich muss dir auch was erzählen.« Erneut dieses Wappnen, dieses Sammeln, und eine ganz neue Entschlossenheit. Verschwunden war das zitternde Mädchen, das

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