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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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griff nach dem Messer auf ihrem Tisch. Es war klein, kaum größer als eine Nagelfeile, und sie benutzte es für alles Mögliche – um Zähne aus Kieferknochen herauszubrechen, um die Räucherkegel zu schneiden, und um sich in die Fingerspitzen zu stechen, wenn sie am Ende einer Beschwörung noch einen kleinen Schmerzschub brauchte.
    »Komm her, Ten«, fauchte sie, die Klinge auf die Wölfin gerichtet. »Wie wär’s mit einer kleinen Wiedererweckung? So kannst du dir den Weg in die Grube sparen. Ich werfe deinen Körper einfach aus dem Fenster.«
    Ten lachte. Über das kleine Messer, aber vor allem über Karou. Es klang wie ein Bellen. »Ist das dein Ernst, Karou? Willst du dieses Spiel wirklich spielen?« Sie machte eine Handbewegung zu Zuzana und Mik, und ihre Lefzen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. »Und wer von den beiden soll zuerst sterben? Thiago lässt dich wahrscheinlich wählen.«
    »Tja, du bist dann schon tot, was kümmert es dich also?«
    Issa ergriff Karous Arm und nahm ihr das Messer aus der Hand. »Hör auf damit, Süße!«
    Zitternd vor Wut, schrie Karou die Wölfin an: »Hau ab!«, worauf Ten sich, immer noch lachend, davonmachte.
    Karou drehte sich zu Mik und Zuzana um, die sich Hand in Hand an die Wand drückten und sie mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen anstarrten. Karou lief an ihnen vorbei zum Fenster und sah in den tiefen, leeren Himmel hinauf. Ziri war verschwunden, und unten im Hof, erdgebunden und leicht auszumachen zwischen den Soldaten ihrer kleinen, aber immer größer werdenden Armee, stand Thiago. Und sah zu ihr empor.
    Karou knallte die Fensterläden zu.
    »Was?«, fragte Zuzana und hüpfte aufgeregt auf und ab. »Was, was, was?«
    Karou nahm einen tiefen, zittrigen Atemzug. Ziri ist ein Soldat und ein Kirin , versuchte sie sich zu beruhigen. Er kann auf sich aufpassen. Aber tief in ihrem Inneren, in der reißenden Strömung ihrer wilden, verzweifelt um sich schlagenden Machtlosigkeit, wusste sie, dass sie ihn wahrscheinlich nie wiedersehen würde. »Heute Nacht werde ich euch von hier wegbringen«, entschied sie.
    Zuzana fing an zu protestieren.
    Aber Karou schnitt ihr das Wort ab. »Ihr seid hier nicht sicher«, flüsterte sie, so nachdrücklich sie konnte. »Habt ihr euch nie gefragt, wie ich gestorben bin?«
    »Wie du …? Äh. In einer Schlacht? Dachte ich immer.«
    »Nein. Ich habe mich in Akiva verliebt, und dafür hat Thiago mir den Kopf abschlagen lassen.« Schlicht und brutal. Zuzana stockte der Atem. »Jetzt wisst ihr es«, fuhr Karou fort. »Lasst ihr mich euch jetzt bitte in Sicherheit bringen?«
    »Aber was ist mit dir?«
    »Ich muss bleiben, das hier ist meine Aufgabe. Zuze, bitte.«
    In einem leisen, zaghaften Ton, den Karou noch nie von ihr gehört hatte, sagte Zuzana: »Okay.«
    »Ähm … wie willst du das anstellen?«, erkundigte sich Mik.
    Das war eine gute Frage. Karou wurde ständig beobachtet, so viel stand fest, und nicht nur von Ten. Ziri würde ihr nicht helfen können, und es war zu riskant – zu offensichtlich –, Balerios und den Rest seiner Patrouille wiederzuerwecken. Auf keinen der anderen Chimärensoldaten konnte sie sich wirklich verlassen, aber sie hatte eine Idee, für die sie keine Hilfe brauchen würde.
    Wieder holte sie tief Luft und sah ihre Freunde an. Zuzana und Mik eigneten sich ganz und gar nicht als Soldaten, nicht nur deshalb, weil sie ganz und gar menschlich waren, sondern vor allen Dingen, weil sie nie irgendetwas wirklich Schreckliches erlebt hatten. Ihre Wanderung hierher hätte sie beinahe das Leben gekostet, und es war nur zum Teil ein Scherz gewesen, als Zuzana ihr geschrieben hatte, dass der Tag des verlorenen Kuchentanzwettbewerbs der schlimmste ihres Lebens gewesen war. Würden sie den Schmerztribut ertragen? Es würde ihnen nichts anderes übrigbleiben.
    »Könntet ihr zu Fuß von hier verschwinden, wenn ihr es müsstet? Nachts, wenn es nicht mehr so heiß ist?«
    Sie nickten, starrten sie mit großen Augen an.
    Karou kaute nervös auf der Unterlippe. »Wärt ihr …«, begann sie und hoffte inständig, dass ihre Idee sich nicht als die schlechteste ihres Lebens entpuppte. »Wärt ihr bereit zu lernen, euch … ähm … euch unsichtbar zu machen?«
    Zuzanas Augen wurden noch größer, und Karou hätte in diesem Moment alles gegeben für eine Kamera, mit der sie den Gesichtsausdruck ihrer Freundin für die Ewigkeit hätte festhalten können.
    Ihre Antwort war natürlich ja .

    Sie arbeiteten den

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