Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
Vom Netzwerk:
fassen, was Issa ihr erzählt hatte. Gut und schlecht, ja, allerdings … Aber »gut« und »schlecht« reichten nicht ansatzweise aus, um die Tragödie auf der einen Seite zu beschreiben und die Hoffnung auf der anderen.
    Kopfklärende, stimmungshebende, alles verändernde Hoffnung. Zumindest könnte sie alles verändern.
    Oder Thiago könnte sie im Keim ersticken und mit seinen Terrormissionen weitermachen, bis für die Chimären wirklich keinerlei Hoffnung mehr bestand. Es lag an Karou, die Soldaten zu überzeugen. Nichts leichter als das , dachte sie, starrte auf den Zahn in ihrer Hand und presste die Lippen zusammen, um nicht in wildes Gelächter auszubrechen. Die Chimärensoldaten lieben mich doch über alles. Ich glaube, ich berufe einfach eine Versammlung ein.
    Ten räusperte sich.
    Karou warf ihr einen flüchtigen Blick zu. »Was willst du hier?«
    »Warum so feindselig …?« Die Wölfin kam ungebeten herein. »Ich wollte dir nur eine Nachricht überbringen.« Karou ging davon aus, dass die Nachricht von Thiago war, aber an Tens amüsiertem Tonfall hätte sie gleich erkennen müssen, dass etwas nicht stimmte. »Es tut ihm leid, dass er sich nicht selbst von dir verabschieden konnte.«
    »Verabschieden?« Das klang ungut. »Wo will er denn hin?« Die Zeiten, in denen Thiago seine Truppen selbst angeführt hatte, waren lange vorbei. Er saß genauso in der Kasbah fest wie Karou, ja eigentlich sogar noch mehr, denn sie konnte wenigstens theoretisch jederzeit davonfliegen.
    »Zum Tane«, antwortete die Wölfin.
    Der Tane war ein Fluss im Osten von Azenov, der Landmasse, die das Herz des Imperiums bildete. Karou blickte verwundert auf, und Issa fragte mit unverhohlener Verachtung: »Von wem ist die Nachricht, Wölfin?«
    »Sie ist von eurem Freund .« Ten betonte das Wort »Freund« wie etwas Unanständiges, wie ein Tabu-Wort, das man nur hinter vorgehaltener Hand flüsterte. »Warum? Was dachtet ihr, von wem sie kommt?«
    Karou trat ans Fenster, blickte hinaus und sah ihn mit seinem neuen Team im Hof stehen. Mit Razor. Im nächsten Moment erhoben sie sich einer nach dem anderen in die Lüfte und flogen davon. Dieses Mal sah Ziri zu ihrem Fenster empor, und selbst aus der Distanz erkannte Karou die Mischung aus Wut und Verzweiflung in seinem Gesicht, und als er zum Abschied die Hand hob, waren seine Augen voller Bedauern.
    Ihr Herz hämmerte. Thiago schickte Ziri mit Razor aus, weil er ihr gestern geholfen hatte – oder vielleicht wegen heute Morgen. Offenbar war sie nicht vorsichtig genug gewesen.
    »Wo fliegt Ziri hin?«, fragte Zuzana und beugte sich neben ihr aus dem Fenster, um dem Aufbruch von Razors Team zuzusehen.
    »Auf eine Mission«, hörte Karou sich antworten.
    »Mit Razor?« Zuzana machte ein Geräusch, als müsste sie sich übergeben, was witzig sein sollte, aber himmelweit am Ziel vorbeischoss. Sie hatte ja keine Ahnung. »Was ist eigentlich in diesem ekligen Sack drin, den er ständig mit sich rumschleppt?«
    Das wird Ziri wahrscheinlich bald herausfinden , dachte Karou, und bei der Vorstellung zog sich alles in ihr zusammen. Razor war ihre Schuld. Sie hatte diese klebrige, falsche Seele in diesen kraftstrotzenden Körper gesteckt und ihn wiedererweckt. Und jetzt war Ziri ihm ausgeliefert – ganz zu schweigen von all den Seraphim, die ihm zum Opfer gefallen waren und ihm noch zum Opfer fallen würden.
    Sie hatte gehört, dass er sie fraß .
    Sie wollte es nicht glauben, aber man musste nur windabwärts von ihm stehen, um den widerwärtigen Gestank aus seinem Mund zu riechen – verrottetes Fleisch, das sich in Fetzen zwischen seinen rasiermesserscharfen Zähnen verfangen hatte. Und was genau sich in seinem blutgetränkten Sack befand, wollte sie gar nicht wissen. Niemals. Sie wollte nur, dass es endlich aufhörte. Aber jetzt brach er erneut auf, um Tod und Verderben über die Engel zu bringen.
    »Sieben sind einer zu viel für ein Team, meinst du nicht auch?«, merkte Ten an. »Sechs ist eine schönere Zahl.«
    Eine schönere Zahl? Karou verstand genau, was sie meinte, und drehte sich hastig zu der Wölfin um. »Was willst du damit sagen? Dass nur sechs zurückkommen werden?«
    »Man weiß nie, was passiert.« Ten zuckte die Achseln. »Das ist doch immer so, wenn wir in eine Schlacht ziehen.«
    Karou atmete heftig. »Woher willst du das wissen?«, stieß sie zornig hervor. »Wann bist du das letzte Mal in eine Schlacht gezogen? Du oder dein Meister?« Wie von selbst schoss ihre Hand vor und

Weitere Kostenlose Bücher