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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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erschöpft.
    »Ich hatte bessere Träume«, erwiderte Brimstone. »Meine Hoffnung war, dass in der Kathedrale eines Tages Weihen und Hochzeiten stattfinden würden statt Wiedererweckungen. Ich habe sie mir nie als Grab vorgestellt.«
    Die Kathedrale war die gigantische natürliche Höhle unter der Stadt. Bis auf die Wiedergänger, die auf den großen Steinaltaren aufwachten, hatten nur wenige die behauenen Tropfsteinsäulen je zu Gesicht bekommen, denn auch wenn Brimstone sich Weihen und Hochzeiten erträumt hatte, als er die Höhle entdeckt und eine Stadt darauf errichtet hatte, war in ihr in all den Jahren immer nur eines zelebriert worden: Wiedererweckung.
    Und nun das.
    »Kein Grab.« Der Kriegsherr legte eine Hand auf die gebeugte Schulter seines Freundes. »Ist nicht genau das der springende Punkt? Sie ist kein Grab, sondern ein Turibulum.«
    In einem Turibulum konnten Seelen bis in alle Ewigkeit aufbewahrt werden. Und wenn sie die Kathedrale versiegelten, die Luftschächte blockierten und die lange Wendeltreppe zum Einsturz brachten, dann konnte sie, zumindest theoretisch, als ein gigantisches Gefäß zur Aufbewahrung Tausender Seelen dienen.
    »Vielleicht ist sie aber auch nur ein Grab«, warnte Brimstone.
    »Und wessen Idee ist das?«, fragte der Kriegsherr. »Soll ich etwa dich von dem Vorschlag überzeugen, den du mir gerade gemacht hast? Du könntest aus dem Fenster blicken, und wenn du siehst, dass der Himmel in Flammen steht, könntest du sagen, dass alles, was wir je erreicht haben, umsonst war, weil wir verloren haben. Aber Chimären haben hier gelebt und gelacht, haben Freundschaften geschlossen und Familien gegründet – hier in dieser Stadt, so hässlich sie auch sein mag, und in diesem ganzen Land, für das wir so lange gekämpft haben. Manche von ihnen hatten ein langes Leben, andere sind zu früh gestorben. Viele hatten das Vergnügen, Kinder zu bekommen, sie zu zeugen und großzuziehen, und wir haben ihnen das alles ermöglicht, solange wir konnten. Kann man noch mehr tun, mein Freund?«
    »Aber jetzt ist unsere Zeit vorbei.«
    Das Lächeln des Kriegsherrn war voller Bedauern. »Ja.«
    Das Grab – das Gefäß – war nicht für sie, denn die Engel würden nicht ruhen, bis sie den Kriegsherrn und seinen Wiedererwecker gefunden hatten. Sie mussten dem Imperator einen furiosen Schlussakt bieten. Es war Brimstones Traum, aber ob er erfüllt werden würde, lag in der Hand von jemand anderem.
    »Glaubst du, sie wird kommen?«, fragte der Kriegsherr.
    Brimstones Herz wurde schwer. Er konnte nicht wissen, ob Karou jemals zurück nach Eretz finden würde; auf so etwas hatte er sie nicht vorbereitet. Er hatte sie als Mensch großgezogen und gehofft, dass sie so dem Schicksal ihres Volkes entgehen könnte – dem endlosen Krieg, ihrer zerbrochenen Welt … Und jetzt wollte er ihr diese entsetzlich große Last aufbürden? So unendlich schwer. Ein Schlüssel zu einem zerschlagenen Königreich. Das Gewicht all dieser Seelen würde sie wie mit Ketten an das Schicksal der Chimären binden, aber er wusste, dass sie nicht vor der Verantwortung zurückschrecken würde. »Ja, das wird sie«, antwortete er. »Sie wird kommen.«
    »Also gut, dann machen wir es. Du hast dem Mädchen einen wirklich passenden Namen gegeben, alter Narr. Nun ist sie allerdings unsere Hoffnung.«
    Also ließen sie die Chimären entscheiden. Sie wussten alle, was ihnen bevorstand; ihr Leben hatte nur noch aus Angst und Hunger bestanden – und Feuer, überall Feuer –, während sie auf das Ende warteten. Jetzt war das Ende gekommen, und … wie ein Traum erreichte sie diese neue Hoffnung; als Flüstern breitete sie sich in ihren dunklen Behausungen aus, ihren Ruinen und Flüchtlingslagern. Sie wussten alle, wie es war, aus einem schönen, hoffnungsvollen Traum zu erwachen und sich in der Finsternis, dem Gestank und Elend einer Belagerung wiederzufinden. Keiner von ihnen vertraute blind auf die Hoffnung. Aber Brimstones Plan war real. Es war kein Versprechen, nur ein Hoffnungsschimmer: dass sie vielleicht wieder leben würden, dass ihre Seelen und die Seelen ihrer Kinder vielleicht so lange in Stase, in Frieden überdauern könnten, bis der Tag kommen würde …
    Das war die andere, noch schwerere Last, die Brimstone Karou aufbürdete, und die bei weitem wichtigere Aufgabe: Nur sie konnte dafür sorgen, dass es in Zukunft eine friedvolle Welt geben würde, in der ihre Seelen aufwachen konnten. Brimstone und der Kriegsherr hatten es

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