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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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gigantisch, als er sie ausstreckte und tollpatschig nach ihren Händen griff. Bevor er seine Familie wiedersieht, dachte Karou, kann ich ihm ja eine etwas einschmeichelndere Form geben .
    Aber dieser Gedanke war vorschnell. Viel zu vorschnell.
    Während Amzallags Pranken Issas Hände umfassten, beobachtete Karou Thiago. Als Amzallag mit einer Stimme wie ein unendlich trauriger Geigenton »Danke« sagte, fletschte Thiago kurz die Zähne.
    »Ich bin nur die Botschafterin«, antwortete Issa.
    Jetzt wanderten Thiagos Augen von ihr zu Karou. »Erzähl uns doch noch einmal, wie ihr das geschafft habt«, sagte er.
    »Wie wir was geschafft haben?«, fragte Issa. Amzallag gab ihre Hände wieder frei und erhob sich, drehte sich mit einer geschmeidigen Tigerbewegung so, dass er neben ihr – und neben Karou – stand, dem Wolf gegenüber. Es war ein ganz bewusster Schritt, der unmissverständlich seine Loyalität klarmachte, doch Karous Triumphgefühl wurde etwas dadurch beeinträchtigt, dass sie ein unangenehmes Verhör auf sich zukommen sah.
    »Wie du zu uns gekommen bist«, erklärte Thiago. »Eines Morgens warst du einfach hier. Das ist sehr seltsam.«
    »Vielleicht war es seltsam, aber ich kann dir deine Frage nicht zufriedenstellend beantworten. Das Letzte, an das ich mich vor dem Aufwachen erinnere, ist das Sterben – natürlich.«
    »Und wohin wollte Brimstone deine Seele schicken, in den Fängen seiner Schwallkrähe? Das wenigstens musst du doch wissen.«
    »Ist das alles, was du zu sagen hast?«, unterbrach Karou. »Wir haben dir gerade erklärt, dass Tausende unserer Leute gerettet werden können, und du willst über Schwallkrähen diskutieren? Thiago, unsere Kinder können wieder leben. Das ist eine sensationelle Nachricht! Kannst du dich nicht darüber freuen?«
    »Meine Freude wird stets von meinem Realismus gezügelt, meine liebe Karou, und es wäre wünschenswert, dass dies auch bei dir der Fall ist. Wo sollen diese Kinder leben? Und wie? Diese Nachricht ändert nichts.«
    »Sie ändert alles!«, rief Karou entrüstet. »Alles, was du tust, ist hoffnungslos. Siehst du das nicht? Deine Terrormissionen haben keine Zukunft. Deine Brutalität, deine Überfälle auf die Zivilbevölkerung? Deinen Vater würde das krank machen. Alles, was du den Seraphim antust, wird Joram hundertfach, tausendfach zurückzahlen.« Sie wandte sich wieder den Soldaten zu. »Hat Thisalene euch Genugtuung verschafft? Die Engel müssen sterben? « Sie lokalisierte Tangris und Bashees und kämpfte die Angst nieder, die sie am Sprechen hindern wollte. Die Lebenden Schatten herausfordern? War sie verrückt? Denk an ihre Hühner-Imitation , sagte sie sich mit einem Aufwallen von Hysterie.
    »In Thisalene«, fuhr sie fort, »habt ihr einhundert Engel getötet.« Die Sphingen begegneten ihrem Blick, unergründlich wie immer. »Und Hunderte von Chimären sind dafür gestorben.« Eine Sphinx blinzelte, und Karou fuhr fort, nun auch zu den anderen. Oh, ihr Herz – es pochte rasend schnell. »Und ihr, ihr habt sie sterben lassen. Ihr habt ihnen Hoffnung gegeben – das eingeschnittene Lächeln, die Botschaften. Wir sind auferstanden? Und dann? All die Chimären im Süden, sie konnten nicht glauben, dass ihr diesen Kampf beginnt, dass ihr den Feind in solch unglaublicher Zahl auf sie herabruft, nur um sie dann im Stich zu lassen. Wisst ihr überhaupt …« Karou musste schlucken, denn dies den anderen so zu sagen, fühlte sich grausam an, kalt, voller Widerhaken. »Wisst ihr überhaupt, dass sie mit den Augen noch den Himmel nach euch absuchten, während sie gestorben sind?«
    Bast stolperte einen unsicheren Schritt zurück. Ein paar der anderen atmeten mühsam, als wäre ihnen der Hals zugeschnürt. Virko hatte den Blick gesenkt und starrte auf den Boden.
    »Hört nicht auf sie«, knurrte Ten. »Sie kann gar nicht wissen, was in Thisalene passiert ist.«
    »Oh, ich weiß sehr wohl, was dort passiert ist«, entgegnete Karou. Doch dann zögerte sie. War es Verrat, von Balieros’ Widerstand zu erzählen? Er würde es ihnen sagen, wenn er hier wäre, da war sie ganz sicher. Die Zukunft der Rebellion stand auf dem Spiel, und das war ein schwerwiegendes Argument. Sie musste es in die Waagschale werfen. »Ich weiß es, weil eins unserer Teams etwas getan hat, was keiner von euch tun wollte. Glaubt ihr wirklich, dass Balieros und Ixander, Viya, Azay und Minas von irgendwelchen Gardisten besiegt worden sind? Nein, sie sind im Kampf gegen die Dominion im

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