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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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wissen es besser. Alle Kinder sind unschuldig. Alle Kinder sind wertvoll.«
    »Nicht ihre Kinder«, grollte Thiago.
    »Und was ist mit den Zivilisten auf beiden Seiten, die einfach nur leben wollen?« Karou trat einen Schritt auf ihn zu. Dann noch einen. Sie konnte ihre Füße nicht mehr spüren; vielleicht lief sie gar nicht wirklich, sondern schwebte. Obwohl sie all ihren Mut zusammengenommen hatte, war sie unsäglich nervös, und ihr Herz schien zerspringen zu wollen, so wild pochte es. Ihre Tapferkeit war nur Tarnung. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Tapferkeit immer nur eine Farce war oder ob es irgendwo auf der Welt tatsächlich jemanden gab, der keine Angst kannte. »Thiago, mir geht schon länger eine Frage im Kopf herum, aber bisher habe ich mich nie getraut, sie dir zu stellen.« Sie ließ ihren Blick über die versammelten Soldaten schweifen. All diese Gesichter, diese Augen, die sie selbst erschaffen hatte, all diese Seelen, die sie berührt hatte, manche schön, andere nicht. »Ich weiß nicht, ob ich die Einzige bin, die das noch nicht verstanden hat, oder ob sich vielleicht manche dasselbe fragen.« Sie wandte sich wieder Thiago zu. »Was ist dein Ziel?«
    »Mein Ziel? Karou, es ist wirklich nicht nötig, dass du unsere Strategie verstehst.« Sie konnte sehen, dass er immer noch dahinterzukommen versuchte, woher sie die Dreistigkeit nahm, ihn auszufragen, und wie er sie ohne offene Drohungen zum Schweigen bringen konnte.
    »Ich habe nicht nach deiner Strategie gefragt, sondern nur nach deinem Ziel«, erwiderte sie. »Es ist eine einfache Frage, sie müsste doch leicht zu beantworten sein. Wofür kämpfen wir? Was erhoffst du dir für die Zukunft?«
    Wie hart und starr sein Blick war und wie reglos sein Gesicht. Sein Zorn war eiskalt. Denn er hatte keine Antwort – oder jedenfalls keine gute Antwort. Wir kämpfen, um zu töten , hätte er sagen können. Wir kämpfen, um uns zu rächen. Eine Zukunft gibt es nicht. Karou konnte spüren, wie die wartenden Chimären mit jeder Sekunde, die Thiago schwieg, unruhiger wurden, und fragte sich, wie viele von ihnen mit diesen Antworten zufrieden wären. Wie viele von ihnen hatten die Fähigkeit verloren, auf mehr zu hoffen, und wie viele von ihnen würden wenigstens einen kleinen Teil ihrer Hoffnung wiederfinden, wenn sie hörten, was Brimstone getan hatte?
    »Die Zukunft …«, wiederholte Thiago schließlich nach einer überlangen Pause. »Vor gar nicht langer Zeit habe ich dich über die Zukunft sprechen hören. Du lagst in den Armen deines geliebten Engels, und ihr habt geplant, mich zu töten.«
    Ach ja, natürlich greift er darauf zurück , dachte Karou. Es war ein geschicktes Ablenkungsmanöver. Das Bild, das er heraufbeschworen hatte – eine Chimäre in den Armen eines Seraphs –, konnte durchaus dafür sorgen, dass Karous Frage in Vergessenheit geriet. »Ich habe dem Plan nie zugestimmt«, erwiderte sie. Das war die Wahrheit, aber sie konnte spüren, wie die Neugier, die sie in den Soldaten entfacht hatte, nachließ – schon drohte sie das bisschen Boden wieder zu verlieren, das sie mühsam gewonnen hatte. »Beantworte einfach meine Frage«, forderte sie Thiago auf. »Wo führst du uns hin? Was siehst du in der Zukunft? Siehst du ein Leben für uns? Eine Heimat? Siehst du Frieden ?«
    »Eine Heimat? Frieden? Danach solltest du den Imperator der Seraphim fragen, Karou, nicht mich.«
    »Und was würde er antworten? Die Bestien müssen sterben? Wir haben sein Ziel schon immer gekannt, aber unser alter Kriegsherr hat es nie so nachgeahmt wie du. Deine Terrorkampagne macht alles noch schlimmer für das Volk, das du im Stich gelassen hast.« An die Soldaten gewandt, fuhr sie fort: »Versucht ihr überhaupt, Chimären zu retten, oder geht es nur noch um Rache? Wollt ihr einfach so viele Engel wie möglich umbringen, bevor ihr sterbt? Ist es wirklich so einfach?« Sie wünschte, sie könnte ihnen sagen, was Balerios und seine Patrouille getan hatten und was sie beim Fernmassiv hatten mit ansehen müssen, aber dieses Geheimnis zu enthüllen erschien ihr zu riskant. Was würde Thiago tun, wenn er es erfuhr?
    »Glaubst du etwa, es gibt einen anderen Weg, Karou?« Der Weiße Wolf schüttelte den Kopf. »Was hat dich zu der Annahme verleitet, dass sie sich mit uns anfreunden wollen? Wir können die Chimären nur retten, indem wir die Seraphim töten.«
    »Alle Seraphim?«, hakte sie nach.
    »Ja, Karou, alle Seraphim. Ich weiß, dass das schwer für dich sein

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