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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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ein schwarzes, tödliches Wesen.
    »Lasst uns allein«, stieß Thiago zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und die anderen breiteten die Flügel aus, um ihm zu gehorchen, ehe Karou Zeit hatte, ihre Worte zu bereuen. Beim Geräusch der Flügelschläge, die Staub, Erde und Verwesungsgestank aufwirbelten und auf ihre bloßen Arme und ihr Gesicht schleuderten, fühlte sie das Phantomzucken ihrer eigenen einstigen Flügel, so tief war der Impuls zu fliehen. Wie in der Nacht des Balls, als sie mit Thiago getanzt hatte und ihre Flügel geschmerzt hatten vor Sehnsucht, sie endlich von ihm wegtragen zu können.
    Weg, nur weg. Weg von ihm. Sie sammelte sich zum Sprung, aber ehe sie den Boden verlassen konnte, stürzte Thiago sich auf sie. Blitzschnell schoss seine Hand nach vorn, packte ihren Arm – ein stechender Schmerz durchfuhr ihre Blutergüsse – und hielt ihn fest. Sehr fest.
    »Es macht mir tatsächlich zu schaffen, Karou. Ist es das, was du hören möchtest? Dass du mich gedemütigt hast? Ich habe dich dafür bestraft, aber die Strafe war … unbefriedigend. Sie war unpersönlich. Brimstone, dein Beschützer, hat dafür gesorgt, dass ich nie allein mit dir war. Wusstest du das? Aber jetzt ist er nicht mehr da, was?«
    In seinem Griff gefangen, sah Karou den davonfliegenden Soldaten nach. Nur Virko blickte zurück. Doch er hielt nicht inne, und nur allzu bald verschlang ihn die Dunkelheit, und er war mit den anderen verschwunden. Immer leiser wurden die Flügelschläge, der Staub senkte sich wieder, und dann war Karou allein mit Thiago.
    Seine Hand war wie ein Schraubstock; Karou wusste, wie Brimstone die Wolfskörper gemacht hatte. Sie kannte die Kraft, die in ihm steckte, und sie hatte wenig Hoffnung, sich aus diesem Griff zu befreien. »Lass mich los.«
    »War ich nicht gut zu dir? Nett und sanft? Ich dachte, so hättest du es gewollt. Ich dachte, das wäre die beste Art, mit dir umzugehen. Schmeichelei und Freundlichkeit. Aber anscheinend habe ich mich geirrt. Und weißt du, was? Ich bin froh darüber. Es gibt noch andere Methoden der Überzeugung.«
    Auf einmal lag seine freie Hand auf ihrer Taille, krallte sich unter dem Saum ihres Hemds in ihre nackte Haut. Sofort fuhr ihre eigene Hand zu der Mondsichelklinge, die an ihrem Gürtel hing, aber Thiago schlug sie weg, packte die Waffe und schleuderte sie in die Grube. Sekunden später folgte ihr die andere, während Karou in dem Versuch, sich zu befreien, vergeblich mit den Fäusten auf seine Brust hämmerte.
    Alles ging so schnell. Auf einmal verlor sie den Boden unter den Füßen und landete so hart auf dem Geröll, dass ihr die Luft wegblieb und ihr schwarz vor Augen wurde. Verzweifelt rang sie nach Atem, Thiago war über ihr, schwer und viel zu stark, und er lachte, während in ihrem Kopf der nutzlose Gedanke kreiste: Er kann mir nichts tun, er braucht mich .
    Er lachte, lachte die ganze Zeit. Sein Atem in ihrem Gesicht. Sie drehte sich weg, wehrte sich, jeder Muskel kämpfte gegen ihn, jeder Atemzug pumpte ihre Lunge voll mit dem Gestank der Grube.
    Aber auch sie war stark. Ihr Körper war ebenso Brimstones Werk wie seiner, und es war auch keine leere Stärke – sie hatte sie ihr ganzes Leben lang trainiert. So gelang es ihr, einen Arm zu befreien und sich umzudrehen, die Schulter zwischen sich und Thiago verkeilt. Blitzschnell riss sie das Knie in die Höhe und warf ihn ab, rollte sich gerade rechtzeitig weg, als er sich wieder auf sie stürzte, schwang sich in die Luft, zum Himmel hinauf und wollte fliehen – doch er attackierte sie von hinten und zog sie zurück auf die Erde. Der Aufprall war hart, und diesmal landete sie mit dem Gesicht im Dreck. Schmerz durchzuckte sie, Thiago hielt sie fest, sein Gewicht so schwer auf ihren Schultern, dass sie nirgends genügend Halt fand, um ihn erneut abzuwerfen, und dann war seine Stimme an ihrem Ohr – »Hure« , hauchte er –, und sein Atem war heiß, seine Lippen berührten ihr Ohrläppchen, und plötzlich spürte sie die scharfen Spitzen seiner Reißzähne.
    Er biss sie. Riss an ihr.
    Sie schrie auf, aber er schmetterte ihren Kopf zurück auf den Boden, und der Schrei erstickte.
    Sie konnte ihn nicht sehen. Er drückte ihr Gesicht in den Dreck und in die Steine, und auf einmal merkte sie, wie seine Krallenfinger sich unter den Bund ihrer Jeans gruben und anfingen zu zerren. Eine Sekunde setzte ihr Verstand aus.
    Nein.
    Nein.
    Das Schreien war nicht ihre Stimme. Es war in ihrem Kopf, und es war

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